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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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unmissverständlich. Er sah den panischen Blick in meinen Augen. „Bitte, Nia, mach es mir nicht noch schwerer! Bleib hier.“
    „Warum?“, fragte ich tonlos.
    Steven und Andrew hatten mittlerweile kurz vor uns haltgemacht.
    „Du bist einzigartig, Nia. Nicht nur für mich.“ Er schlug seine Augen gequält nieder. „Es tut mir leid.“
    Dann wirbelte er mich mit ungeahnter Gewalt herum und stieß mich den beiden in die Arme. Sie packten mich und zerrten mich zum Parkplatz zurück. Ich schrie, so laut ich konnte, und versuchte, einen Blick zurück auf Ethan zu werfen. Er stand wie versteinert am selben Platz und sah uns unbewegt nach. Er wirkte wie ein kleiner Junge am Grab seiner Eltern.
    „Ethan, hilf mir!“ Aber ich wusste, dass ich umsonst rief. Durch mein Hirn zuckte ein kurzer Gedanke an Alex und dass sie recht behalten würde.
    Entweder war es Andrew oder Steven, der mich mittlerweile wie einen minderwertigen Gegner im Schwitzkasten seines Ellbogens eingeklemmt hatte. Es war schwer, so noch zu schreien, während ich gleichzeitig vorwärtsstolperte. Natürlich hätte um diese Zeit ohnehin niemand den Lärm gehört. Jeder normale Mensch schlief den Schlaf der Gerechten. Selbst die Wochenendjogger würden sich zu Hause noch einmal im Bett herumdrehen.
    Wenn die beiden mich erst im Auto hätten, würde ich nur noch schwer entkommen können. Ich trat um mich und versuchte, ihnen meinen Ellbogen in die Rippen zu stoßen. Keiner von beiden zuckte auch nur oder lockerte seinen Griff. Steven öffnete die Tür, und Andrew schubste mich ins Wageninnere auf die Rückbank.
    Ich versuchte blitzschnell, auf der anderen Seite wieder auszusteigen, aber die Tür war verriegelt. Bis ich ein-, zweimal erfolglos an der Türentriegelung gezerrt hatte, hatte sich Andrew neben mich gesetzt und die Tür geschlossen. In meiner Verzweiflung stürzte ich mich auf ihn und schlug ihn, wo ich nur konnte. Vielleicht kam ich so an ihm vorbei, aber meine Kräfte ließen langsam nach.
    Plötzlich packte mich Andrew mit seiner rechten Hand am Hals und drückte zu, sodass ich schlagartig innehielt.
    „Du wirst dich jetzt ganz ruhig hinsetzen. Und schnall dich an!“, sagte er betont langsam. Seine Stimme ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es garantiert andere Möglichkeiten gab, mich dazu zu zwingen. Steven hatte sich inzwischen hinter das Lenkrad gesetzt und den Motor angelassen. Andrew drückte noch einmal fester zu und stieß mich dann zurück auf meinen Sitz.
    Ich schnappte nach Luft und hockte mich verängstigt in die äußerste Ecke des Wagens.
    Keuchend versuchte ich, meinen Atem zu beruhigen, und steckte mit zitternden Fingern die Gurtschnalle in die Verankerung. Das Einrasten des Mechanismus klang in meinen Ohren wie ein Erdbeben mittlerer Stärke.
     
    Das Ganze hatte kaum anderthalb Minuten gedauert. Polternd fuhren wir vom See weg über den Feldweg zur Hauptstraße. Kein Mensch hatte etwas mitbekommen. O Gott! Ich musste mich beruhigen und nachdenken. Ruhe bewahren. Ich musste mich zwingen, nicht sofort loszuheulen. Ich blickte zurück durch die Heckscheibe, aber ich konnte Ethan nicht mehr sehen. An meiner rechten Hand steckte immer noch sein Ring. Ich war so ein verdammter Idiot! „Wo fahren wir hin?“, fragte ich mit belegter Stimme.
    Die beiden würdigten mich keines Blickes. Da erst merkte ich: Meine Tasche war weg. Ich hatte kein Mob mehr, kein Geld, keinen Block, keinen Stift. Mit einem Schlag war mein ganzes Leben verschwunden, und ich hatte die Vorzeichen nicht verstehen wollen.
    Ich versuchte zu begreifen, was das hier zu bedeuten hatte. Warum wurde ich entführt? Kein Mensch auf dieser Welt würde ein Lösegeld für mich zahlen. Meine Eltern lebten von ihrer Rente, meine Ersparnisse beliefen sich auf eine Summe im unteren dreistelligen Bereich, und Keeler hätte für meine zeitweise Entführung wahrscheinlich sogar noch etwas draufgelegt.
    Der einzige reiche Mensch, den ich überhaupt kannte, war Ethan. Aber ausgerechnet er hatte mich entführen lassen. Eine paradoxe Tatsache.
    Entführt. Erst jetzt begriff ich: Ich hatte mir Colas Entführung nicht eingebildet. Der schwarze Van, die Art, wie sie ihn damals in den Wagen gezogen hatten. Das alles ähnelte sich zu sehr, um ein Zufall zu sein. Es hatte System. Aber was wollten die Typen von mir? Cola hatte ich eine Stunde später wiedergesehen. Wann würden sie mich zurückbringen?
    Mit einem vorsichtigen Seitenblick suchte ich Andrews Jacke nach einer Ausbeulung

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