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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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ab. Hatte er eine Pistole? Das hätte mir nun wirklich den Rest gegeben. Aber ich wollte es lieber wissen. Meine Position war nicht ungünstig. Eine Pistole hätte er links tragen müssen. Er hatte mich mit der rechten Hand am Hals gepackt, also war er Rechtshänder. Seine Jacke hing einfach runter. Wenn er nichts an seinen Beinen verborgen hatte, war er voraussichtlich unbewaffnet. War ich ein leichtes Opfer? Offensichtlich benötigte man für meine Entführung nicht mal eine Waffe.
    Ich zuckte zusammen, als Andrew meine rechte Hand am Handgelenk hochhielt und mit dem Handrücken nach vorn drehte. Steven sah in den Rückspiegel und lächelte: Es hatte etwas Raubtierhaftes.
    „Schöner Ring!“ Es klang eher wie eine Drohung. Andrew warf Steven einen vielsagenden Blick zu und ließ meine Hand wie eine heiße Kartoffel fallen. „Was macht ihr mit mir?“
    Ich führte Selbstgespräche. Der Wagen schnurrte mittlerweile mit hoher Geschwindigkeit auf die nächstgrößere Landstraße zu. Noch kannte ich die Gegend, aber bald würden mir die Orte nichts mehr sagen. Ich konnte sie mir wenigstens merken, für den Fall, dass ich jemals wieder eine Chance bekam, es jemandem zu erzählen.
     
    Ein gezielter Stoß reichte, um unser Auto herumzuschleudern. Plötzlich drehte sich die Welt um mich herum. Die Zeit schien stillzustehen, als der Wagen einen engen Kreis beschrieb und schwankend zum Stehen kam. Andrew war zu mir herübergeschleudert worden und lag wie eine Sack Zement auf meinem Schoß. Entgegen seiner eigenen Anordnung hatte er keinen Gurt getragen und war mit dem Kopf gegen die Scheibe geprallt.
    Ich konnte aufgrund seines massigen Körpers und wegen des geöffneten Airbags auf der Beifahrerseite nicht sehen, wo wir uns befanden. Steven, der wie ich angeschnallt war, versuchte gerade, sich hinter seinem Airbag hinauszuschlängeln. Ich hörte nur, wie eine Autotür aufgemacht wurde. Ein dumpfes Geräusch, dann sackte Steven auf seinem Sitz nach vorn. Jetzt hatte er den Airbag wirklich nötig.
    Mein Herz schlug bis in den Hals. Ich versuchte, Andrew von mir herunterzurollen. Vielleicht konnte ich seine Tür öffnen. Meine Tür war von innen verschlossen – aber nicht von außen.
    Ein kühler Luftzug traf meine linke Gesichtshälfte. Bevor ich auch nur hinüberschauen konnte, wer oder was meine Tür geöffnet hatte, merkte ich, wie eine Hand unter Andrew hindurch meine Gurtschnalle löste. Dann zogen mich Hände unter seinem schlaffen Körper hindurch nach draußen. Ich wollte mich gerade vom Boden aufrappeln, um mich nach dem umzudrehen, der mich unerwartet befreit hatte, da wurde ich auch schon von hinten fester gepackt und rückwärts über den Boden geschleift. Ich war so geschockt, dass ich mich nicht mehr wehrte. Alles ging so schnell.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag öffnete sich eine Autotür. Ich wurde mühelos hochgehoben und auf den Rücksitz geschoben. Konnte es sein, dass ich zum zweiten Mal an diesem Tag entführt wurde? Es war wie in einem Film, in dem ich die Hauptrolle spielte, ohne dass mir jemand Bescheid gegeben hätte.
    Zum ersten Mal seit dem Zusammenprall sah ich zu demjenigen hinüber, der mich aus dem Wagen gezogen hatte. Mir stockte der Atem. Ich kannte ihn.

Ortswechsel
    „Sind Sie verletzt, Ms. Petit?“
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war zu verwirrt, um etwas Zusammenhängendes antworten zu können. Auf der Fahrerseite vorn war jemand eingestiegen; der Wagen fuhr mit durchdrehenden Rädern an. Neben mir saß Dean aus dem Restaurant. Ich hatte sein ovales, bleiches Gesicht sofort erkannt. Seine dunklen Augen schauten genauso unbeteiligt wie bei unserem letzten Zusammentreffen. Sein Atem ging so ruhig, als ob er gerade ein langweiliges Softballspiel im Streaming verfolgt hätte. Seinen richtigen Namen kannte ich immer noch nicht.
    „Wer sind Sie, und was wollen Sie?“, fragte ich mit überschnappender Stimme. Warum hatte ich wohl gerade jetzt wieder ein Déjà-vu?
    „Später. Richten Sie sich auf eine etwas längere Reise ein. Sie sind jetzt in Sicherheit.“ Sein schwerer Akzent war immer noch auffällig.
    In Sicherheit! Wäre ich nicht so verdammt verängstigt gewesen, ich hätte gelacht. Ich war gerade zum beliebtesten Entführungsopfer des Jahrhunderts aufgestiegen, hatte mein komplettes Leben in einer Tasche am See und meine Freunde und mein Zuhause ein paar Kilometer weiter zurückgelassen. Eine Fahrt zu einem unbekannten Ziel mit Menschen, deren Namen ich noch nicht einmal kannte,

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