Aqualove
verändern, aber es gibt Möglichkeiten, sie zu fälschen.“ Damit hatte sie sich umgedreht und ohne ein weiteres Wort das Haus verlassen.
Ich stand noch einen Augenblick an die Wand gelehnt da, allein mit dieser Bombe und ihrer verheerenden gedanklichen Wirkung. Dachte an Ethan. Seine DNA-Daten waren gefälscht worden. Wenige, einige, viele? Hatte Levent das gemeint, als er von „anderen Möglichkeiten“ zum Schutz der Menschen sprach? Gab es vielleicht noch viel mehr Menschen, als ich mir ausgerechnet hatte? Ich schaute, dachte, atmete und überlegte, ob dieser Wahnsinn, so wie Ethan es vorausgesagt hatte, langsam für mich zur Normalität geworden war.
Mittlerweile hatte ich mich an das Duschen mit Plastiktüten, das Anziehen von Schuhen mit nur einer Hand und das linkshändige Zähneputzen gewöhnt.
Ethan sah aus, als wolle er für ein wichtiges Amt kandidieren. Es war unglaublich, wie lässig ein schwarzer Anzug an ihm aussah. Ich kam mir wie immer völlig underdressed in seiner Gegenwart vor.
„Bist du bereit?“
War ich bereit? Heute würde ich zum ersten Mal wieder in meine kleine Bude in der Stadt zurückkehren. Es schien, als wäre ich seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Ich stellte mir den Staub auf den Regalen vor. Hatten die Essensreste auf dem schmutzigen Geschirr schon ein Eigenleben entwickelt? Es fühlte sich wie der Besuch auf einem lang verschlossenen Dachboden an.
Ich nickte unentschlossen. „Bereit.“
Wir küssten uns und gingen den Flur entlang, durchquerten die große Eingangshalle und traten durch die Tür in das helle Tageslicht. Es war halb fünf. Die Nacht würde noch einige Stunden auf sich warten lassen. Der Sommer war nach dem heißen Frühling erwartungsgemäß mild ausgefallen. Mir war es recht. Der grüne Rasen vor Ethans Haus erstreckte sich endlos und wirkte einladend, verheißungs- und hoffnungsvoll. Er duftete nach Neuanfang. Und ich konnte mir immer noch nicht erklären, wie er so perfekt und echt sein konnte.
„Ethan? Wie kommst du zu diesem Wahnsinnsrasen?“
„Kleine Veränderungen in der DNA. Ich bin nur nie dazu gekommen, ein Patent darauf anzumelden.“ Er zwinkerte mir zu und lächelte.
Dann öffnete er mir die Tür des blauen Citroën DS, und wie bei einem Sprung in die Vergangenheit sah ich mich das Fenster herunterkurbeln. Etwas später erklang die gleiche Musik, die wir schon auf unserer ersten Fahrt vom Coffeeshop hierher gehört hatten. Love Dubsters, „Brillant“. Perfekt. Alles war gleich und doch anders. Ich lehnte meinen Kopf leicht aus dem Fenster und kniff die Augen zusammen. Der Fahrtwind zerrte an meinen Haaren. Es fühlte sich gut an.
Als Ethan wenig später den Wagen vor meinem alten Haus stoppte, konnte ich mich nur schwer aus meiner nachdenklichen Haltung lösen. Aber irgendwann ging jede Musik zu Ende. Der Blick auf meine Haustür löste Herzklopfen aus. Die Mauern und das dahinter Befindliche waren vielleicht das Einzige, was noch so war, wie ich es verlassen hatte. Nervös kaute ich an meinem Fingernagel, bis Ethan schließlich herumkam, um mir die Tür zu öffnen. Helfend hielt er mir seine Hand hin.
Fahrig suchte ich in meiner großen Tasche, die all die Zeit bei Ethan auf mich gewartet hatte, nach dem Schlüssel. Ich überließ es Ethan, die Tür aufzuschließen. Er stieß sie auf und ging zur Seite, um mich eintreten zu lassen.
Epilog
„Überraschung!“, schallte es aus einem Dutzend Mündern. Wie erstarrt stand ich vor der Tür, und meine Füße wollten sich nicht vorwärtsbewegen. Ethan schob mich mit Macht von hinten über die Schwelle. Ich hoffte darauf, wie durch ein Wunder im Boden zu versinken. Aber nichts passierte. Pearl warf sich mir als Erste um den Hals, und Cola umarmte uns beide zusammen. Ich spürte, wie mir wieder die dämlichen Tränen aufstiegen. So standen wir minutenlang. Vielleicht würde die Freundschaft mit ihnen doch nicht so schwer aufrechtzuerhalten sein, wie ich gedacht hatte.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, brach es aus Cola heraus.
„Es tut mir so leid, dass ich dir damals nicht geholfen habe, Cola. Sie haben dich in den Van gezerrt, und ich konnte nur noch zusehen.“
„Und mir tut es leid, dass ich dir nichts erklären konnte.“
Ich war noch ein Mensch. Cola nicht. Das Leben war verdammt unfair.
„Tu das nie wieder, Nia!“ Pearl hielt mir ihre Faust vor die Nase. Sie wirkte durchaus gewaltbereit. Ich schüttelte vehement den Kopf. Was auch immer sie meinte, ich
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