Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
abgerissene Stücke von Luftschlangen.
    »Keine Bange«, bemerkte Kendrick, als könnte er Gedanken lesen, »wichtig ist nicht, wie es aussieht, sondern wie es fliegt.«
    Er fummelte an einer winzigen Tür herum, die sich schließlich öffnete. »Hoch mit Ihnen, Miss«, sagte er mit einladender Geste.
    Chandler sah Polly beim Hochklettern zu, hörte sie fluchen.
    Dann schob er die Tasche vor sich her und stieg ihr nach. Als er einen Augenblick lang stecken blieb, sah er sich im Geist schon mit heraushängendem Hintern zu fremden Gestaden fliegen, bis er Kendricks Hand fühlte, die ihn mit einem Ruck in die enge Kanzel schob – falls es die Kanzel war. Polly zog ihn an der Hand. Er richtete sich mit verkrampftem Rücken auf und stieß seinen Kopf laut und heftig an der Decke.
    »Machen Sie schon, Mann«, knurrte Kendrick. »Der Pilot will auch noch rein.«
    Chandler fiel in einen winzig kleinen, schlecht gepolsterten Sitz mit einer nackten Rückenlehne aus Metall, während 254
    Kendrick die Tasche beiseite stieß und die Tür zuzog, die mit einem metallischen Klicken einrastete. Bei jedem Schritt und Tritt, bei jedem Wimpernschlag schien das Flugzeug stärker auf und nieder zu schaukeln. Polly quetschte ihm fast die Hand ab.
    »Warum startet er nicht?«, flüsterte sie.
    »Sie sprechen die Nachrichten, Miss, ich fliege diese Kiste.
    Klar?«
    »Klar.«
    Kurze Zeit später liefen die beiden Motoren warm. Sie ließen Chandlers Zähne klappern, bis sie gleichmäßig brummten und das Flugboot über das Wasser hüpfte. Auf dem
    Instrumentenbord leuchteten grüne, rote und weiße Lämpchen auf, die auf Kendricks hageres, unbewegtes Gesicht
    gespenstische Schatten warfen. Er wirkte alterslos – wie aus Stein gehauen. Dann erhob sich das Flugzeug über das Wasser, und vor ihnen gähnte der schwarze Nachthimmel …

    Arden Sanger hatte sich einen Abend für eine Tätigkeit abgezwackt, die wohl zu seinem vorzeitigen Ableben geführt hätte, wäre sie bekannt geworden: Er schrieb seine
    Autobiografie. Obwohl er erst den Teil beendet hatte, der sich mit seiner Footballer-Karriere befasste, war ihm völlig klar, dass das Unternehmen höchste Geheimhaltung erforderte. Aus diesem Grunde folgte er bei seinen schriftstellerischen Aktivitäten keinem bestimmten Zeitplan; er veränderte seine abendlichen Gewohnheiten so wenig wie möglich, und soweit sein Hauspersonal informiert war, arbeitete er – wie immer –
    hinter den verschlossenen Türen seines Arbeitszimmers. Aber er durchlebte noch einmal das großartige Spiel in Illinois in seinem Abschlussjahr, als Iowa City ihm zu Füßen lag und ein paar kesse kleine Cheerleader nach dem Match über, unter und neben ihm. Ein echter Jack Carson!
    Er hatte zehn Minuten lang still an seinem Schreibtisch gesessen, um den erinnerungswürdigen Abend noch einmal 255
    auszukosten, als sich der gedämpfte Summer auf dem Tisch meldete, der ihn ebenso zurückhaltend wie penetrant aus einer Zeit von vor mehr als vierzig Jahren zurückholte.
    »Ja, Dennis?« Er hatte die Schutzkappe auf seinen Füller gesetzt und einen Hebel an dem Plastikkästchen umgelegt.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Chef, aber ich habe Liam auf einer sicheren Leitung. Er möchte Sie unbedingt persönlich sprechen.«
    »Ihnen ist klar, dass ich nicht gestört werden will, Dennis, wenn es nicht wirklich um eine Sache von höchster Wichtigkeit geht, ja?«
    »Ja, Sir. Aber Liam hat angedeutet, dass Sie beide schon befreundet waren, als ich noch in den Windeln lag. Und er hat gedroht, er würde mir höchstpersönlich die Eier abschneiden und sie meiner Witwe an den Weihnachtsbaum hängen, wenn ich ihn nicht durchstellen würde.«
    »Dann haben Sie ja als Junggeselle nichts zu befürchten.«
    »Darf ich ihn durchstellen, Sir?«
    »Na gut, weil Sie es sind. Stellen Sie ihn durch …« Er stand auf und ergriff ein Paar Handpressen, die er auf dem Weg zur Terrassentür zusammendrückte. Draußen ruhte die
    Frühjahrsnacht heiter auf seinem Atriumhof, auf Garten, Schwimmbad und Tennisplätzen. Zwei Männer standen mit verschränkten Armen auf dem Rasen und schauten zum Dach hoch. Sie überprüften – wie jeden Monat – die Reichweite der Überwachungskameras.
    »Hallo, Arden! Sind Sie da?« Die Stimme kam durch die Lautsprecher, nachdem sie das Entschlüsselungsgerät durchlaufen hatte.
    »Liam, ich kann nur hoffen, dass Sie etwas Wichtiges haben
    …«
    »Sie hören sich an wie aus einem Brunnenschacht. Sie werden gleich

Weitere Kostenlose Bücher