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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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und dorthin geflogen – überallhin. Warum hat er sie zum alten Kendrick geschickt?«
    »Ich sollte Ihnen nur sagen, es sei eine Code-Green-Sache.
    Was immer das heißen soll.« Chandler hob unsicher die Achseln. »Sagt Ihnen das was?«
    Kendrick zündete den Stumpen seiner schwärzlichen Zigarre an, blies das Streichholz aus und schüttelte die fast leere Flasche.
    »Klar sagt mir das was. Es sagt mir ’ne ganze Menge.« Er paffte eine enorme Rauchwolke in die Luft und kratzte sich den grauen Bart an seinem eckigen Kinn. »Eine ganze Menge. Code Green.«
    Er nickte.
    »Passiert so was oft?«, fragte Polly, in deren Schoß sich zwei Kätzchen balgten.
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    »Zum letzten Mal vor ungefähr fünf Jahren.«
    »Was bedeutet es?«
    »Bedaure, Miss, das gehört zu Code Green. Es geht noch auf unsere Zeit in Indien zurück. Code Green heißt auch, ich darf’s Ihnen nicht sagen. Es heißt ›Streng geheim‹ und ›Eile tut Not‹.«
    Er räusperte sich und stieß das schmutzige Fenster auf.
    Feuchtigkeit drang in das ausgetrocknete Zimmer. Mit seiner Zigarre deutete Kendrick nach draußen. »Es ist neblig da draußen. Wir müssen warten, bis sich der Nebel verzieht oder lichter wird. Tut mir leid, Bert Prosser, aber das Eilverfahren funktioniert heut nicht.« Er drehte sich um, hakte die Daumen in seine Hosenträger und ließ seine Zigarre von einem
    Mundwinkel zum andern wandern.
    »Erwartet Bert wirklich von uns, dass wir uns in Ihre Hände begeben?« Polly sah ihn fragend an.
    »Das wissen Sie wohl selber am besten, Miss. Sie können gern gehen – dann viel Glück. Wenn Sie bleiben, hab ich Sie in der Hand. Aber ich möchte Sie nicht überreden …« Er setzte sich und schenkte sich großzügig nach. Der feine bernsteinfarbene Bourbon hatte es ihm angetan.
    »Nein, wir vertrauen Ihnen«, erklärte Chandler. »Aber ich kann Ihnen sagen, ich bin mit meiner Weisheit ziemlich am Ende.«
    »Das kenne ich, wenn die Leute am Ende ihrer Weisheit sind.
    Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Sir. Aber wir müssen ein paar Vorbereitungen treffen. Code Green ist kein Improvisationsprogramm. Also, sind Sie bereit?«
    Polly nickte.
    »Gut. Wir nehmen meinen Wagen.« Er holte zwei Dosen Katzenfutter aus dem vergammelten Kühlschrank in der Ecke und öffnete sie mit einem Dosenöffner mit rotem Griff, der ständig seinen Dienst verweigerte. »Nun, meine Schönen, jetzt braucht ihr euch nicht gegenseitig zu fressen.« Er lachte rau und gespenstisch, als er die Dosen neben einer großen Schüssel mit 250
    Milch auf den Boden stellte. Dann zog er seine Plaidjacke wieder an.
    Ein schmaler, aufgeweichter Feldweg führte sie auf Umwegen zum Wasser. Die Reifen drehten durch, Nebelschwaden versperrten ihnen die Sicht, nasse Gräser peitschten die Flanken des Wagens. Kendrick kannte wohl seinen Weg, aber trotzdem hielt Chandler sich am Armaturenbrett fest.
    »Warum haben Sie’s so eilig?«
    Kendrick lachte schallend. »Ich hab’s nicht eilig. Ich bin nur kein Freund vom Trödeln. Die Straße kenn ich in- und auswendig.«
    Der schlüpfrige Boden war in Sand übergegangen. Es gab keine Bäume mehr – nur noch Strandgras. Mitten auf dem Sandstrand, vielleicht hundertfünfzig Meter vom Weg entfernt, stand gefährlich nahe am Wasser ein kleines Haus, das anscheinend einiges mitgemacht hatte. An den vier Ecken und in der Mitte wurde es von Betonstützen getragen, als wäre eine mittlere Flut im Anmarsch.
    »Trautes Heim, Glück allein«, witzelte Kendrick, als er in den weichen Sand hineinfuhr. Sein eigener Landungssteg führte hinaus in die kleine geschützte Bucht. Am Ende des Stegs schaukelte ein altgedientes Wasserflugzeug sanft auf breiten Pontons. Die Umrisse des Flugzeugs, nur knapp hundert Meter entfernt, wurden vom Nebel verwischt.
    Das Haus war gemütlich und spärlich eingerichtet: ein paar Regale mit Taschenbüchern, ein großes Kurzwellenradio auf dem Küchentisch, eine altes Sofa aus Weidengeflecht in einer Art Frühstücksecke, Herd und Kühlschrank, ein Abtropfgestell aus Gummi mit ordentlich zum Trocknen aufgestelltem Geschirr. Das zweite Zimmer beherbergte ein Bett, eine Kommode und mehrere Gewehre in einer Wandhalterung.
    »Ich schwöre auf leichtes Gepäck«, meinte Kendrick beiläufig.
    »Kaufe nichts, was du nicht brauchst.« Im Nu hatte er in der Küche Licht gemacht, Kaffeewasser aufgesetzt und den 251
    Raumstrahler eingeschaltet. Es war keine Katze in Sicht. »Wenn Sie Hunger haben, Miss, können Sie den Kühlschrank

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