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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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kurz und gedämpft ein
    Maschinengewehr auf.
    Der Mann wurde von der Garbe zurückgeworfen und riss den nächsten mit, der wiederum gegen die übrigen prallte. Der erste starb mit einem grässlichen Gurgeln. Alle lagen über- und untereinander auf dem Boden. Chandlers und Pollys Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
    »Was wird hier gespielt? Wer ist da draußen?«, hörte man den Lieutenant zischen, der ebenfalls zu Boden gegangen war, als seine Männer wie die Dominosteine umfielen.
    »Jesus, es riecht nach Blut! Ich bin ganz voll, Lieutenant!« Ein unterdrückter, entsetzter Schrei folgte: »Zieht ihn runter von mir! Oh, Scheiße, er stirbt, er ist tot!« Stöhnen, Flüche, Schreie.
    In den Stimmen der Männer, die in einem Gewirr von Armen 293
    und Beinen auf dem Dielenboden lagen, schwang die Furcht mit. Die stockfinstere Nacht schien alles noch schlimmer zu machen. Überraschenderweise passierte nichts weiter: kein Fußgetrappel, keine neuen Schüsse.
    »Kann einer von euch draußen was erkennen?« Raines’
    Stimme kam vom Fuß der Treppe. Die schwere Tür – von den Schüssen gezeichnet – stand offen.
    »Nein, nichts«, war zu hören. »Und ich schaue bestimmt nicht nach!«
    Der Sopran fragte: »Was sollen wir machen, Lieutenant?«
    »Zunächst mal den Mund halten.«
    Chandler suchte Pollys Hand und zog sie mit sich zu dem Zimmer, aus dem sie gerade gekommen waren. Er kroch so leise wie möglich auf allen Vieren, sie hinter ihm her. In seinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an – eine Antwort auf die Attacke, etwas, das er von sich niemals erwartet hätte. Nur Fragmente zunächst, aber die konnte er ausformen, während er sie umsetzte. Das Geflüster in der Diele wurde drängender. Er konnte das Blut noch riechen, den süßlichen Gestank des Todes.
    Beim Einschlagen der Balkontür hatten sich die bodenlangen schweren Vorhänge einen Spalt breit geöffnet. Nun zerschnitt ein glänzender Mondstrahl den Raum in zwei Teile und malte einen Streifen auf den Teppich. Polly und Chandler duckten sich hinter einen wuchtigen Schreibtisch.
    »Ich weiß nicht, wer sie sind, aber ich habe sieben Männer über den Rasen schleichen sehen, als ich auf dem Balkon stand.
    Ich glaube, sie sind mit einem Boot gekommen, das unten bei den Felsen liegt – dort, wo wir heute Nachmittag waren.« Er musste sich am Schreibtisch festhalten, um das Zittern seiner Hände zu kontrollieren. Außerdem hatte er Krämpfe in den Beinen. »Wir müssen hier raus. Ich weiß nicht, bei wem wir noch sicher sind.«
    »Am sichersten sind wir allein«, meinte Polly.
    Aus der Diele kam ein Feuerstoß, gefolgt von einem leisen 294
    Stöhnen und gedämpftem Flüstern. Schritte huschten jenseits der Vorhänge über die Veranda. Jemand rannte die Treppe zum oberen Stock hoch, und über ihnen klappte eine Tür.
    »Sie postieren einen auf dem Balkon«, sagte Chandler mit unsicherer Stimme. Er versuchte, den Atem anzuhalten. »Raines hat vielleicht nur noch drei Mann … Komm!«
    Um den Mondstrahl nicht zu durchkreuzen, kroch er langsam an den Wänden entlang. Sie lauschten auf Geräusche aus den beiden Gruppen, die sich nun belauerten. Als sie endlich die Fensterfront erreicht hatten, drückten sie sich in die Ecke und verschmolzen mit den Vorhängen, die sich anfühlten, als wären sie aus Kettenpanzern zusammengesetzt.
    »Chandler!«, zischte Raines aus der Diele. »Chandler, Sie Mistkerl, wo sind Sie?« Es klang mehr frustriert als verärgert. In der folgenden Stille spürte er, wie Polly seine Hand drückte.
    Dann bauschte sich der Vorhang ein wenig nach innen. Er hielt mit aller Kraft den Atem an und streichelte beruhigend Pollys Hand, als jemand langsam und vorsichtig von der Veranda ins Zimmer trat. Er hatte keine Möglichkeit, Raines zu warnen; er hätte auch nicht sagen können, ob er das wirklich wollte. Sondereinsatzkommando? Wohl eher Killertruppe.
    Keine zwei Meter entfernt sah er einen Schatten durch den Mondstrahl huschen. Gleichzeitig empfand er unglaublich stark die Präsenz dieses Menschen, besonders durch den
    unverwechselbaren Geruch einer geölten Waffe.
    »Chandler?«, rief Raines etwas lauter. »Sind Sie hier?«
    Neben ihm knatterte ein ohrenbetäubender Gewehrstoß, eine Explosion, die seinen Kopf zu sprengen schien. Einen kurzen Augenblick lang war das Zimmer hell wie ein Schaufenster.
    Chandlers Blick erfasste Raines, der aus dem splitternden Türrahmen verschwand, sowie den Kalkstaub und die
    unregelmäßige Reihe

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