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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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fand nur wenig Schlaf. Eigentlich müsste er 113
    sich in die dürre Wüstenlandschaft von Arizona zurückziehen oder in ein Apartment in Florida. Aber er konnte nicht gegen seine Natur an: Das Spiel machte ihm immer noch Spaß. Es hatte ihm von jeher Spaß gemacht, dreißig Jahre lang, und er war für seine Anstrengungen gut belohnt worden.
    Er zwang sich, wieder an den aktuellen Fall zu denken. Über Ozzie und Thorny wusste er weniger, als ihm recht war. Er musste wohl oder übel mit den Leuten Vorlieb nehmen, die man ihm schickte. Aber ihr Vorgehen war schlampig und ohne Finesse. Sie lagen ihm gar nicht.
    Andrew und Liam hatte er deshalb überzeugt, weil seine Empörung zum größten Teil echt war. Der Mord an Bill Davis war nicht nur niederträchtig, sondern auch absurd und widerlich.
    Ein sinnloser Mord war Verschwendung und machte auf Dinge aufmerksam, die besser im Verborgenen blieben. Ihm war noch nicht ganz klar, welche Linie er bei seinen beiden Handlangern verfolgen sollte … O Gott, wozu ein Gentleman sich manchmal herablassen musste! Wie man sich bettet …
    Das rote Licht über der Fahrstuhltür kündigte ihr Kommen an.
    Ihr Aussehen schockierte ihn.
    Sie schienen einer Horde wilder Teufel in die Hände gefallen zu sein. Ozzie, der Große, war mit unerklärlichen braunen Flecken übersät; sein feistes Gesicht war zum Teil unter einer weißen Binde versteckt. Er roch nach einer fettigen Salbe.
    Thorny sprach so keuchend, dass man ihn kaum verstehen konnte. Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft beim Reden, sein Atem ging in kurzen Stößen.
    Voller Staunen hörte der alte Herr ihren Bericht. Dass Chandler ihnen so übel zugesetzt haben sollte, konnte er kaum begreifen. Ozzie saß da wie ein Häufchen Elend. Seine Augen waren halb geschlossen, die nicht verbundene Seite seines Gesichts rot und geschwollen. Vom Reden erschöpft, lehnte sich Thorny in den lederbezogenen Chromstuhl. Er verlagerte vorsichtig sein Gewicht und hielt sich die Brust. Die beiden 114
    schien das unverhohlene Missfallen des alten Herrn zu bedrücken.
    »Und was haben Sie unternommen, nachdem Chandler Sie fertig gemacht hatte und abgehauen war? Haben Sie im Buschwerk von ganz Cambridge eine Schneise hinterlassen?«
    Der Pfeifenstiel schlug klickend gegen seine Zähne.
    »Wir sind zur Notaufnahme ins General Hospital gegangen«, krächzte Thorny. »Wir dachten, dort ist so viel Betrieb, dass wir nicht auffallen … Mit falschen Ausweisen und
    Versicherungskarten –«
    »Nicht auffallen? Ein Gorilla, mit heißem Kaffee überschüttet, und nicht auffallen?«
    »Waren Sie dort schon mal in der Notaufnahme? Sie brauchen sich bestimmt keine Sorgen zu machen.«
    Mit dem winzigen Mr. Pickwick drückte der alte Herr die Asche im Pfeifenkopf hinunter. »Ich bin entsetzt über Ihr Verhalten«, erklärte er schließlich. »So eine Stümperei habe ich noch nie erlebt … Sie haben zwei unschuldige Menschen umgebracht und sich von einem Geschichtsprofessor verprügeln lassen, der noch nie Neigung zu Gewalt gezeigt hat. Ihre Ermittlungen sind bisher ergebnislos verlaufen. Haben Sie eine Vorstellung, wie Sie unseren Fall voranbringen können?« Er sah von einem zum anderen.
    »Los, los! Raus damit!«
    In die Stille krachte der Donner. Regen schlug gegen das Gebäude.
    »Ach ja«, sagte der alte Herr. »Wir wissen immer noch nicht, wo das Päckchen ist – stimmt’s? Wir sind nicht mal sicher, wann und wo es verschwunden ist … Underhills Name stand auf einem Block in Bill Davis’ Büchertasche. Sie sind
    Mittwochabend zu Underhill gegangen und haben ihn in Panik getötet, als er nach einer antiken Pistole griff, die mehr Dekorationsstück als Waffe war … Und nichts in Erfahrung gebracht. Falls die Polizei es nicht schon weiß, wird sie sicher 115
    bald feststellen, dass der Junge und der arme alte Underhill mit der gleichen Waffe getötet wurden. Überall hinterlassen Sie Ihre Spuren … Chandlers Haus ist vermutlich voll von Ihren Fingerabdrücken. Wenn ich Sie so anschaue, bin ich mir da ganz sicher.« Er zog den Schal fester und schaute auf die Uhr.
    »Soweit ich sagen kann, bleiben jetzt zwei Personen, die etwas wissen könnten, nämlich Chandler, wo immer er sein mag, und Underhills Sekretärin, Nora Thompson. Wenn Bill Davis das Päckchen bei Underhill gelassen hat, dann weiß sie vielleicht, was damit passiert ist. Sollte es irgendwie zu Chandler gelangt sein, dann müssen wir ihn finden und im Auge behalten.
    Kapieren Sie das, meine

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