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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Was brauchen Sie von Ihren Sachen?«
    »Regenmantel, Hemden, Pullover, meine grauen Hosen, die weichen Lederschuhe, Socken, den braunen Tweedmantel. Das wär’s.«
    »Professor –«
    »Colin.«
    »Colin, haben Sie nicht was vergessen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Hmmm. Kleiner Sexprotz.«
    »Ich verstehe nicht –«
    »Keine Unterwäsche. Ziemlich aufreizend.« Sie blinzelte ihm 118
    zu und lächelte ihn strahlend an.
    »Na klar, bringen Sie Unterwäsche mit. Und einen
    Campingbeutel. Wer weiß, wann ich zurückkomme.« Er erklärte ihr, wo die Sachen zu finden waren.
    »Alles klar. Danach gehe ich in Ihr Büro und grabe die Wanze aus. Brauch ich einen Schlüssel?«
    »In der Tasche meiner braunen Jacke. Wieso?«
    »Beweismaterial. Ich möchte das Ding auch überprüfen lassen.
    Wo es hergestellt wurde. Man weiß nie, was dabei
    herauskommt. Drittens überprüfe ich McGonigle und Fennerty.«
    »Ich sage Ihnen doch, die sind echt. Ich habe ihre Papiere gesehen …«
    »Trotzdem. Ich lasse sie überprüfen.« Sie stand auf, während er seinen Muffin mit Butter bestrich. Kauend folgte er ihr ins Wohnzimmer. »Würden Sie Ezzard bitte eine Untertasse mit Milch hinstellen? Und eine halbe Dose Katzenfutter … Ich habe eine Menge zu erledigen.« Sie warf einen Blick auf ihre Cartier-Uhr mit dem Saphir. »Bis zehn bin ich zurück. Dann können wir bis elf draußen in Lexington sein.« Sie schlüpfte in ihre Lammfelljacke und zog sich die engen braunen
    Lederhandschuhe an. »Machen Sie sich bitte inzwischen fertig.
    Ich warte nicht gern.«
    Er sah aus dem Fenster, als sie zu ihrem Wagen ging. Das Wasser gurgelte im Rinnstein und tropfte stetig von der durchweichten Markise. Sie schaute zu ihm hoch und winkte.
    Sie fuhr einen dunkelgrünen Jaguar XKE, vielleicht fünf Jahre alt. Was sonst?

    Um Viertel nach zehn zwängten sie sich in die Vordersitze des Jaguars. Nachdem er geduscht und seinen schäbigen alten Bademantel abgelegt hatte, fühlte sich Chandler wieder wie ein Mensch. Die drei synchron laufenden Wischerblätter fuhren hektisch über die kleine Windschutzscheibe, während Polly den Wagen durch den Verkehr Richtung Lexington lenkte. Seufzend 119
    gewöhnte er sich daran, seine langen Beine beinahe voll ausgestreckt zu halten. Er betrachtete ihr Profil, während sie konzentriert chauffierte. Umwerfend gut sah sie aus – daran gab’s nichts zu deuteln; er wurde langsam neugierig auf sie. Im Medizinschränkchen in ihrem Bad hatte er zum Beispiel alles gefunden, was man zum Rasieren so braucht, dazu eine Menge Medikamente, Kosmetika, Hustensaft, Tampons, Zahnseide und Zahnbürsten in verschiedenen Farben. Als er ihr sagte, er habe den Rasierapparat, die Rasierseife und das Rasierwasser mit Limonenduft benutzt, hatte er betont, er hoffe, der Besitzer habe nichts dagegen. Trotz seiner sorgfältig gewählten Worte war er sich seiner Schnüffelei voll bewusst. Doch er konnte nicht anders.
    »Keine Sorge – der Besitzer bin ich«, erwiderte sie spitzbübisch. »Man muss für alle Eventualitäten gerüstet sein.«
    Er ließ es dabei bewenden. Seine Neugier wuchs, doch er fühlte sich zu gehemmt, um weiter zu fragen. Während er sie beobachtete, stellte er sich vor, wie beharrlich ihr die Männer wohl den Hof machten. Das war bei Frauen der Haken: Immer lief es auf Sex und Eifersucht hinaus – und auf die eigene empfindsame Männlichkeit und ihre verflixten weiblichen Spielchen. Allerdings hatte er mit der Ausfragerei angefangen, nicht Polly. Egal. Sie bedeutete ihm nichts. Es war alles nur ein Zufall. Sie wollte ihre Story, weiter nichts. Das sollte er sich immer vor Augen halten.
    »Was war denn nun los in Cambridge?«, fragte er.
    Sie schürzte die Lippen, als würde gleich die Videoaufnahme laufen. »Ich bin an Ihrem Haus vorbeigefahren. Alles schien still und verlassen. Dann habe ich den Wagen um die Ecke geparkt, in der Ash –«
    »Sagen Sie Windmühlengasse, so hieß sie früher; es ist viel hübscher.«
    »Durch ein paar Hinterhöfe und über Ihre Hintertreppe bin ich ins Haus geschlichen. Ich habe Ihre Sachen geschnappt – Sie 120
    sollten Ihre Hintertür abschließen …«
    »Tut mir leid, ich hatte es eilig.«
    »Stimmt. Als ich wieder runterkam, habe ich mir das Chaos angesehen und einen Blick durchs Fenster geworfen. Raten Sie, was ich sah.«
    »Bitte …«
    »Schräg gegenüber Richtung Hawthorn stand ein roter Pinto.
    Wahrscheinlich mit den beiden Gorillas, denen Sie’s gestern gegeben haben. Ein Großer

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