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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Jüngste.«
    »Können Sie nicht einfach den Mund halten und sich
    hinsetzen? Es ist Viertel nach drei, und die Geschichte ist noch nicht zu Ende.«
    »Ich bin gespannt auf die Schreckensszenen.«
    »Schluss mit den Witzen.« Er zog die schwere Decke fester um seine bloßen Füße, nippte an dem Kaffee und konzentrierte seine müden Augen auf Polly Bishops Gesicht, das immer häufiger vor ihm verschwamm. »Donnerstagabend konnte ich nicht widerstehen. Ich sah mir Ihre Sendung an.«
    »Wie der Mungo die Kobra.«
    »Sehr passender Vergleich. Sie berichteten vom Mord an Nat Underhill. Während ich zusah, kam mir ein grässlicher Gedanke: McGonigle und Fennerty hatten mir geraten, die Sendung anzusehen, bevor Nora Thompson zur Arbeit ging und Underhills Leiche entdeckte! Irre, Miss Bishop! Ihr Gesichtsausdruck entschädigt mich für manches.«
    »Wie konnten sie denn –«
    »Eben. Jedenfalls können Sie sich meine Überraschung vorstellen.« Er bemühte sich um einen ironischen Ton. »Und ich hätte Sie liebend gern mit dem Hackebeil besucht. Sie wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen. Mich mit zwei Ermordeten in Verbindung zu bringen! Als wären Sie drauf aus, meinen eigenen Mord zu inszenieren.«
    Sie ignorierte seinen Ton und fragte: »Und das war vor neun Stunden?«
    »Kommt mir vor wie gestern«, grummelte er. Durch seine Schilderung fühlte er die Mauer zwischen ihnen abbröckeln. Er merkte, wie seine Wut langsam verrauchte. Während er mit ihr sprach, ihr Gesicht beobachtete, sich von ihr zudecken ließ und 109
    ihre Gastfreundschaft genoss, spürte er, wie sich eine gewisse Nähe entwickelte, eine Verbundenheit. Er war nicht bei der Sache und riss sich zusammen. »Mir schwirrt noch der Kopf, weil McGonigle und Fennerty Dinge wussten, die sie nicht wissen durften, da klingelt das Telefon. Es ist Nora Thompson.«
    »Nicht zu fassen«, meinte sie. »Was wollte sie?«
    Er sah sie verdrießlich an. »Mich unbedingt sprechen.« Er sah auf die Uhr. »In jetzt gut sieben Stunden in Lexington … Sie will mir etwas Wichtiges erzählen. Fragen Sie mich nicht: Ich weiß nicht, worum es geht, aber bestimmt nicht um ein Rezept für Apfelkuchen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an. »Jetzt kann nicht mehr viel kommen. Wenig später haben Sie doch schon an meine Tür geklopft.«
    »Es kommen nur noch Pepitahut und Regenkäppi. Die tauchen bei mir auf und stellen sich als Sonderermittler der Staatsanwaltschaft vor. Der Kleine riecht nach Mundspray Marke Pfefferminz, der Große hat Polypen, eine abgrundtiefe Stimme und einen Goldzahn. Sie behaupten, der Staatsanwalt sei sauer auf mich, weil ich die Ermittlungen behindere. Wegen mir habe es schon zwei Tote gegeben. Und Bill Davis habe im Sterben den verdammten Satz gesagt: ›Chandler hat es.‹ Es geht offenbar um ein gerahmtes Bild. Ich frage Sie: Wie zum Kuckuck soll jemand ein Bild verifizieren? Der Große zerschmettert dann jedenfalls George. Die Büste, meine ich.
    Knallt ihn einfach auf den Boden! Der Kleine fordert den Großen auf, mir eine zu verpassen – was der auch mit Hingabe tut. Als er mit der Zange loslegt, raste ich aus. Ich schütte dem einen heißen Kaffee ins Gesicht und haue dem anderen den Fernseher um die Ohren. Dann verpasse ich ihm noch eins mit Washingtons Sockel und mach mich aus dem Staub …«
    »Zu mir.« Sie sah ihn hinter gesenkten Wimpern an. Er nickte achselzuckend. »Ich bin froh darüber … Stellen Sie sich vor, Sie hätten das jemand anders erzählen müssen!« Sie lächelte sanft.
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    »Was immer Sie von mir halten mögen, Professor, und egal, ob Sie glauben, Sie müssten mich hassen: Sie haben sich heute gut geschlagen. Schade, dass wir Feinde sind; sonst wäre ich sehr stolz auf Sie.«
    »Vielleicht sind Sie ja ein ganz netter Mensch –«
    »Ein Mensch. Jetzt kommen Sie der Sache schon näher. Aber ich bin kein ›netter Mensch‹. Ich bin zielstrebig, egozentrisch, egoistisch, eigensinnig – wie mein Mann immer behauptet hat.
    Ich hab’s auswendig gelernt, wie den Pfadfinderspruch: zuverlässig, treu, hilfsbereit, freundlich, höflich, gehorsam, heiter, sparsam, tapfer, reinlich und ehrfurchtsvoll.«
    »Erstaunlich!«
    »Mein Bruder war bei den Pfadfindern. Ich habe ihm beim Auswendiglernen geholfen. Ich behalte alles. Wollen Sie die Aufstellung der Chicago White Sox von 1919 hören – damals Black Sox genannt, weil sie die World Series geschmissen haben? Oder die Oscar-Preisträger?«
    »Das alles ist für mich schwer zu

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