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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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mit verbundenem Kopf und ein Kleiner mit Pepitahut. Sie stiegen aus und kamen auf das Haus zu.« Mit großen Augen sah sie ihn erwartungsvoll an.
    »Was haben Sie gemacht? Mir wird speiübel.«
    »Mir ist auch ganz schlecht geworden, und ich bin ziemlich tapfer. Aber ich konnte aus der Hintertür schlüpfen, als sie über die Veranda stapften. Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben. Ich hab mich durch die Hinterhöfe verdrückt. Mit Ihrem Kleiderbündel unterm Arm.«
    »Die geben nicht auf«, sinnierte er und zupfte an seiner Lippe.
    »Sie sind das Risiko eingegangen, auf die Polizei zu treffen.«
    »Als ich nicht mehr mit Angsthaben beschäftigt war, habe ich mich auch gewundert. Na, jedenfalls bin ich in Ihr Büro gegangen und habe die Wanze aus dem Blumenkasten
    gebuddelt. Dort gab’s keine Probleme. Die Wanze habe ich direkt zu Lascalle von der Mordkommission gebracht. Ohne zu sagen, woher sie stammt. Der ist ein echter Kumpel. Er ruft mich an, wenn sie mehr darüber wissen – aber es kann dauern.«
    Der Regen trommelte weiter aufs Autodach. Durch die Kälte hatte er sich in Schneeregen verwandelt. Vom Pflaster spritzte Matsch auf. Der Jaguar lag so tief auf der Straße, dass man bei der hohen Geschwindigkeit meinte, durch einen grauen Tunnel zu pflügen.
    »Und die Iren?«
    »Lascalle hat sie überprüft. Es gibt keinen Fennerty oder McGonigle – weder bei der Bostoner Polizei noch bei der 121
    Staatsanwaltschaft, noch unter den Sonderermittlern.« Sie steuerte die Ausfahrt Lexington an und setzte den Blinker.
    »Passen Sie auf den Cadillac auf!«
    »Mein Gott, Colin …« Sie bremste an der Ausfahrt, schaltete weich wie Butter und fädelte sich elegant ein.
    »Wir hatten schon vermutet, dass sie nicht echt sind. Aber wer sind sie?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ja, und wegen der beiden Schwerbeschädigten habe ich bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt. Sie hat niemanden zu Ihnen geschickt. Dort arbeitet überhaupt keiner an der
    Davis/Underhill-Sache.« Sie hielt an einer Ampel und orientierte sich.
    »Und diese vier Typen machen nicht nur mir die Hölle heiß.
    Sie spionieren sich auch gegenseitig nach, wie Konkurrenten.«
    Er verzog angewidert das Gesicht und kurbelte das Fenster herunter, um frische Luft zu schnappen. Sie fuhren über die breite Einfallstraße nach Lexington hinein. Chandler kam die Gegend vertraut vor: Durch den Regenschleier erkannte er ein italienisches Restaurant, in dem er mal mit einer Freundin gegessen hatte.
    »Vielleicht kriegen wir die Antworten von Nora«, meinte Polly. »Vielleicht auch nicht.«
    »Da ist der Kennedy Drugstore.« Er schaute auf seine Rolex.
    »Pünktlich auf die Minute.«
    Sie nickte lächelnd. »Auf mich können Sie bauen, Professor.«
    Durch und durch zuverlässig wirkte auch Nora Thompson –
    vom Scheitel ihrer grauen, in einem straffen Dutt gefangenen Haare bis zur Sohle ihrer flachen Gesundheitsschuhe. Nora begrüßte sie zwischen hoch aufgeschichteten Regalen mit einem flüchtigen Lächeln und einem festen Händedruck. Sie trug ein Tweedkostüm und einen gefütterten Regenmantel. Nachdem sie sich miteinander bekannt gemacht hatten, suchten sie sich eine Nische und bestellten Kaffee. »Also, Miss Thompson«, sagte 122
    Chandler, der sich in der Wärme, während der Regen ans Fenster platschte, seltsam geborgen fühlte. »Was kann ich für Sie tun?«
    Nora wurde jünger, als sie erzählte. Leben kam in ihr Gesicht, ihre Augen glänzten, die Jahre fielen von ihr ab. Sie hatte Angst.
    Sie misstraute den Behörden. Sie wurde wütend und traurig, wenn die Sprache auf Nat Underhill kam. Wie sich herausstellte, war sie eine aufmerksame Beobachterin. Rasch führte sie sie gedanklich zum Montag zurück – eine Ewigkeit, bevor alles aus den Fugen geriet.
    »Am späten Montagnachmittag sah der Himmel nach Gewitter aus. Bill Davis wollte Mr. Underhill sprechen. Er kam mit seiner grünen Harvard-Tasche. Die beiden kannten sich seit ein paar Monaten, seit dem letzten Herbst. Mehr weiß ich nicht über den Montag. Mr. Underhill sagte, ich solle den Laden schließen, bevor das Gewitter losging …« Sie schwieg einen Augenblick und starrte in ihre dampfende Kaffeetasse, als würde sie sich die kleinen Freundlichkeiten ihres Arbeitgebers ins Gedächtnis rufen.
    »Aber Dienstag kam Nat früher als sonst, so gegen halb zehn.
    Mir fiel gleich auf, dass es ihm nicht gut ging … Sein Gesicht war rot und fleckig. Er litt unter hohem Blutdruck, wissen Sie; der schoss immer

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