Aquila
einverstanden.«
»Und nun das Wichtigste«, erklärte Prosser stirnrunzelnd während er die Dokumente auf dem Tisch im Blick hatte. »Ich finde, es ist für Sie beide am ungefährlichsten, wenn wir erst entscheiden, ob George für die Engländer spioniert hat, nachdem wir die Desperados geschnappt haben.« Er lächelte verschmitzt. »Sie müssen sich jetzt sofort auf die Socken machen. Sie fahren nach Bar Harbor. Sie schlafen im Auto, weil vermutlich kein Gasthaus offen ist, und Sie setzen sich dort mit Howard Kendrick in Verbindung. Howard ist ein Kumpel von mir aus alten Zeiten, ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Er hat ein Sportgeschäft mit Bootsverleih unten am Hafen, und er hat ein Flugboot. Damit wird er Sie aus der Schusslinie bringen.« Er rieb sich das Kinn und sah von einem zum andern.
»Sie nennen nur das Losungswort – ›Code Green‹ –, und er besorgt den Rest.«
»Wohin bringt uns dieser Howard Kendrick?« fragte Polly zögernd.
»Das sagt er Ihnen an Ort und Stelle. Je weniger Sie im Augenblick wissen, desto besser – verstehen Sie? Bitte vertrauen Sie mir. Sagen Sie Howard, Sie kommen von mir. Er weiß, wohin er Sie bringen soll.« Er legte seine Hand auf Pollys 222
und drückte sie. »Entschuldigen Sie die Geheimnistuerei, Miss Bishop. Colin wird Ihnen vielleicht gesagt haben, dass ich manchmal für bestimmte Regierungsbehörden arbeite. Der Ort, an den Sie gebracht werden, ist ein privates Domizil, das ich auch schon benutzt habe. Aber aus Sicherheitsgründen kann ich Ihnen nichts Näheres sagen, solange die Gefahr besteht, dass Sie unseren Feinden in die Hände fallen. Ich weiß, es wird nichts schief gehen, aber ich setze lieber auf Nummer sicher.« Er rieb sich kräftig die Hände und verbreitete damit Energie. »Miss Bishop, ich schlage vor, Sie füllen eine Thermoskanne mit heißem Kaffee und nehmen die Sachen mit, die Sie zum Glück eingekauft haben … und, Colin, auf der Kommode in der Diele liegt eine Karte. Eine Karte von Maine. Sie sollen sich nicht verfahren zwischen hier und Bar Harbor. Haben Sie
Reisetaschen? Gut. Dann packen Sie, und nehmen Sie eine Flasche Cognac mit.« Er stand auf und trieb sie zur Eile. »Sehen Sie’s als Abenteuer oder als Spiel …« Polly nickte und lief zur Küche.
Auch Chandler stand auf, aber der alte Herr packte ihn am Arm. »Warten Sie. Es gibt noch etwas, das Miss Bishop nicht unbedingt wissen muss.« Er flüsterte heiser. »Ihr Freund Brennan … Sie haben ihn gestern Abend in Cambridge
erwischt.«
»Was heißt das, erwischt?« Die kalte Zange blitzte in seiner Erinnerung auf und jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
»Sie haben ihn in seiner Wohnung in die Mangel genommen.
Haben ihn gefoltert und zusammengeschlagen.«
»Verdammt! Er hat mir den Wagen zum Museum gebracht und ist nach Hause gefahren. Wie geht’s ihm? Kommt er durch?«
»Ich weiß nicht.« Prosser schüttelte seinen winzigen zerbrechlichen Kopf. Eine blaue Ader pulsierte unter dem durchscheinenden weißen Haar an seiner Schläfe. »Sie haben ihn ziemlich übel zugerichtet. Man weiß nicht, ob er’s übersteht.
223
Ich musste weg, bevor etwas bekannt wurde. Aber es gibt noch was, Colin: Hugh hat einen von ihnen umgebracht.«
» Umgebracht? Und ich dachte schon, ich hätte den Vogel abgeschossen. Wen von den beiden hat er denn erwischt?«
»Einen Hünen – vermutlich den, dem Sie Kaffee ins Gesicht geschüttet haben. Brennan hat ihm den Schädel zertrümmert, mit einem Knüppel …« Er lachte sich leise ins Fäustchen. »Wer diese Leute auch sein mögen – ich wette, sie wünschten sich, dass sie nie einen Fuß in unsere Stadt gesetzt hätten.«
»Was ist mit dem anderen passiert?«
»Dem mit dem Pepitahut?«
»Ja.«
»Verschwunden. Colin, er ist bösartig. Vielleicht will er sich rächen.« Er presste seine Fingerspitzen gegen die Schläfen.
»Bert, ist alles in Ordnung?«
»Nein, Colin.« Er lächelte gequält. »Ich bin zu alt für diese Spielchen. Es ist wie einst beim Wild Bill Donovan, aber ich bin nicht mehr der, der ich einmal war … In meinem Alter sterben die Leute. Sie sterben einfach … Aber keine Angst, ich sterbe noch nicht – jedenfalls nicht heute. Später. Heute mache ich mir Sorgen um Sie und Miss Bishop und George Washington. Ach, es ist alles seine Schuld. Und jetzt machen Sie sich auf die Socken.«
Chandler stopfte Essbares in die Segeltuchtasche und schraubte den Verschluss der großen Thermosflasche zu. Polly kaute
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