Arabellas Geheimnis
verlassen?“
„Ich kann von hieraus die Türme erkennen.“ Sie deutete auf die Zinnen der Burg, wo die Bewaffneten der Gräfin die Mauern bewachten und Arabella sicher sehen konnten. „Ich bin absichtlich ganz nahe an der Burg geblieben.
„Und ihr erwartet, dass diese Männer Euch beschützen?“ Er glitt vom Pferd und stand dicht vor ihr. „Was lässt Euch glauben, dass ein Mann, der Euch hier allein entdeckt, Euch wegen Eurer Torheit nicht als leichte Beute betrachtet?“
Sie blinzelte. „Wir sind Gäste der Gräfin …“
„Die von Richts haben keine Verpflichtung, sich um Annes Begleitung zu sorgen, Arabella. Aber ich. Und das heißt, dass Ihr mit Euren verträumten Spielchen aufhört und tut, was ich Euch befehle, oder Ihr findet Euch als ehemalige Hofdame wieder.“ Er kochte vor Zorn, und zum ersten Mal fürchtete Arabella die Konsequenzen ihrer Handlung.
Zaharia erwartete von ihr, dass sie sich wie eine Edeldame benahm und nicht, dass sie schmachvoll nach Hause geschickt wurde. Schlimm genug, dass sie Küsse im Mondlicht gestattet hatte. Sie konnte es sich nicht leisten, königliche Ungnade auf den Namen ihrer Familie zu laden.
„Ich wollte doch nicht …“
„Ihr wäret vergangene Nacht überfallen worden, wenn ich nicht gewesen wäre. Und Ihr verspracht, nicht ohne Begleitung auszugehen.“
Sie entsann sich, dass er dieses Versprechen von ihr gefordert hatte, aber nicht daran, es ihm auch gegeben zu haben. Wie hatte dieser Mann sie eine Nacht zuvor noch mit süßen Küssen überhäufen können, wo er sie heute Morgen so schnell verurteilte?
„Und ich glaubte, Eurem Befehl zu gehorchen, indem ich in Sichtweite der Burg blieb. Ich verstehe nicht, was Euch glauben lässt, dass der Mann gestern Abend mir Böses wollte. Genauso gut hätte er vorhaben können, Euch etwas anzutun. Vielleicht beabsichtigte er auch, etwas aus dem Heim der Gräfin zu stehlen. Seine Gegenwart hatte jedenfalls nichts mit mir zu tun.“
„Und wenn sich herausstellt, dass es derselbe Mann ist, der Euch in Prag packte?“
Sie hasste es, für töricht gehalten zu werden. Aber sie hatte wirklich nicht ernsthaft für möglich gehalten, dass dieser Mann der Reisegesellschaft während des ganzen Weges gefolgt sein könnte. Ihre Reise war lang und beschwerlich. Was sollte einen einfachen Dieb dazu bringen, solch eine weite Strecke auf sich zu nehmen?
„Ihr glaubt, dass dieser Mann im Wald von so weit her kommt? Ich bringe keinem Mann eine Mitgift ein. Ich besitze nicht das Vermögen, über das andere Frauen bei Hofe verfügen.“
„Vielleicht nicht. Doch da wir seine Gründe nicht kennen, müssen wir vorsichtig sein. Manche Männer überfallen Frauen aus reiner Begierde, und lassen sie dann für immer gebrandmarkt zurück.“
„Als ob ein Mann durch nichts als Begierde die Seele einer Frau zerstören könnte.“ Trotzdem brachte die Vorstellung Arabella dazu, ihre Umgebung etwas wachsamer zu betrachten. „Ich wusste nicht um das Ausmaß der Gefahr, die Ihr vermutet. Aber ich verstehe ganz gut, dass ich vorsichtiger sein muss, wenn ich mich vor jenen schützen will, die mir Böses wollen.“
Trotzdem musste sie daran denken, dass Tristan eine wesentlich realere Gefahr darstellte als jedes Phantom im Wald. Nicht dass er sie körperlich verletzen würde. Aber schon jetzt wurde ihr klar, wie leicht es war, von seinen Küssen mitgerissen zu werden, nur um dann am anderen Morgen einem kalten Fremden gegenüberzustehen.
„Ja. Und jetzt werdet Ihr mit mir kommen.“ Er stieg in den Sattel und reichte ihr die Hand, um sie zu sich hochzuziehen.
Er platzierte sie nicht allzu sanft vor sich auf das große schwarze Pferd. Seine Schenkel boten Arabellas Gesäß Halt, während sie die Beine über die eine Seite des Sattels herabhängen ließ.
„Das Schicksal wird Euch dafür strafen, dass Ihr mich nicht meine Kräuter sammeln lasst.“Voll Verlangen blickte sie auf die Felder um sich her und auf den Wald hinter ihnen.
„Kräuter hin oder her, ich rate Euch, mir in Zukunft nicht zu widersprechen“, murmelte er ihr ins Ohr, während er sein Schlachtross antrieb. „Ihr werdet noch herausfinden, dass mit mir nicht zu spaßen ist.“
Arabella, die den Schrecken über seine Drohung, sie fortzuschicken, beinahe überwunden hatte, drehte sich um und sah in sein stolzes Gesicht.
„Oh, Ihr vergesst, dass Ihr zwar für andere gefährlich sein mögt, ich aber nach Euren eigenen Worten eine mächtige chovihani bin. Ihr bedeutet
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