Arabellas Geheimnis
bereiten. Doch ihre wissbegierige Natur und ihr Wunsch, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, hielten dagegen. Mit der Fingerspitze strich er über das Tal zwischen ihren Brüsten, und sie erzitterte in seinen Armen. Arabella sah, wie er aufmerksam beobachtete, wie ihr das Gewand über die Brust rutschte und eine feste, rosige Knospe enthüllte. Langsam und geschickt entblößte er auch die andere Brust. Arabella wusste, dass sie diese Verrücktheit beenden musste, bevor sie nicht mehr dazu fähig sein würde.
„Tristan?“ Sie fürchtete sich vor dem mächtigen Verlangen in ihr, das sich gegen alles wendete, von dem sie wusste, dass es richtig war. „Ich habe Angst …“
Langsam und mit sichtlichem Bedauern riss er sich von ihr los.
„Das müsst Ihr nicht. Es tut mir leid, dass ich mir solche Intimitäten erlaubte. Ich bin mir aber sicher, dass wir nicht beobachtet werden wie letzte Nacht. Niemand ist in der Nähe, und bei Tag ist es leicht, ungebetene Besucher zu bemerken.“
„Nein, ich habe Angst vor meinem eigenen Verlangen“, flüsterte sie und betrachtete sein Gesicht, während sie sich Mühe gab, wieder ruhig zu atmen. Ihr ganzer Körper vibrierte vor Begehren und vor Enttäuschung. Wohin würden diese heißen Gefühle führen, wenn sie ihnen ihren Lauf ließe?
Sie hatte geglaubt, Lust wäre ein Dämon, den nur die Männer kannten. Doch jetzt war sie überzeugt, dass sie diese Bestie genauso niederringen musste wie irgendein Mann. Es überraschte sie zu entdecken, dass sie mehr mit diesem wilden Ritter gemeinsam hatte als mit den zurückhaltenden Frauen, denen sie am Hofe der Prinzessin begegnete.
„Bei allem, was heilig ist, Ihr solltet so etwas nicht sagen, Arabella. Und doch – zur Hölle!“ Er stieß eine Art tiefes Grollen aus, bevor er seine Gedanken abzuschütteln schien. „Ich wollte Euch keine Angst einjagen.“
Er sah sie lächelnd an, auch wenn er immer noch diesen hungrigen Blick in den Augen hatte. Dann zog er ihr das Kleid wieder über die Schultern. Arabella entspannte sich ein wenig, als der Stoff über ihren Körper glitt und wenigstens eine dünne Barriere zwischen ihr und der Versuchung bildete.
„Kommt.“ Tristan half ihr, sich hinzusetzen und schnürte das Kleid zu. „Ich verspreche Euch, dass ich mich benehmen werde. Ich brachte Euch her, um Euch eine Freude zu machen, nicht um Euch zu erschrecken.“ Er hatte sein Werk beendet und streckte sich, den Kopf in die Hand gestützt, neben Arabella auf dem Waldboden aus.
„Nun erzählt mir – wenn es Euch beliebt, Mylady Bella – alles über Euch und wo Ihr herkommt. Ich bin äußerst begierig zu erfahren, weshalb Ihr an jenem Tag, als ich Euch in einem Baumkreis wie diesem hier fand, so außer Euch gewesen seid.“
Er holte tief Luft und konnte nur hoffen, dass sie auf sein Angebot einging, denn er hielt sich für unfähig, seinerseits eine vernünftige Unterhaltung zustande zu bringen. Und er wusste auch, dass er in seinem jetzigen Zustand zu dem Rückritt zur Burg, mit Arabella zwischen seinen Schenkeln, gar nicht in der Lage wäre. Dankbar ergriff sie die Gelegenheit, ihm zu erzählen, wie sie nach Prag gelangt war und dazu noch einige Details über ihre Mutter und ihre Großmutter Zaharia. Die beiden Frauen waren offenbar von besonders großer Bedeutung für Arabella.
Sie behauptete nicht direkt, von Zigeunern abzustammen, doch er glaubte, in ihren Zügen eine Ähnlichkeit mit den Roma zu erkennen. Allem Anschein nach war ihr Vater ein böhmischer Edelmann gewesen, wodurch sie mit Recht Anspruch auf einen Platz in Annes Gefolge hatte. Aber Tristan schloss daraus, dass alle ihre weiblichen Vorfahren sich von den Damen bei Hofe unterschieden hatten.
Doch sooft sie auch versuchte, ihn über sein Leben auszufragen, lenkte er das Gespräch zurück auf sie. Wenn sie etwas über England erfahren wollte oder die Kriege, in denen er gekämpft hatte, antwortete er ihr so kurz wie möglich und ermutigte sie, ihm noch mehr über die Rowans zu berichten. Zum Teil war er neugierig, wie sie aufgezogen worden war. Sie erzählte mit solcher Wärme davon. Da er selbst keine eigene Familie besaß und lieber nicht mehr an seine Kindheit dachte, fand er ihre Geschichte anregend und hasste es, Bruchstücke seiner Vergangenheit preiszugeben. Arabella war bald ganz in ihr Thema vertieft. Während Tristan ihr eifrig zuhörte, konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken ab und zu ins eher Fleischliche abschweiften. Heute war er nahe
Weitere Kostenlose Bücher