Arabellas Geheimnis
habe nicht vor, in eine Gegend zu flüchten, die voller Gefahren ist und voller Menschen, die mir Böses antun wollen. Danke, dass du mir mein Messer zurückgibst. Es ist ein Geschenk meiner Großmutter, ein Andenken, das ich wie einen Schatz hüte.“
„Bist du nur um dich zu bewaffnen in meine Kammer gekommen?“ Er hob eine Braue, während er das Messer wieder auf den Tisch legte, neben eine Waschschüssel. Auch wenn er scherzte, war der Ausdruck seiner Augen genauso erschöpft, wie Arabella sich fühlte.
„Ich bin hier, weil ich deine Frau bin, ob du das nun willst oder nicht.“ Sie wünschte, sie könnten wenigstens heute Nacht einfach miteinander reden. Ein Augenblick der Unsicherheit ließ sie mit einem Mal herausplatzen: „Bedauerst du, dass ich heute Nacht in deiner Kammer bin und nicht Elizabeth?“
Sie hatte nicht vorgehabt, ihn auf diese Frau anzusprechen, doch vielleicht nagte eine tiefere Eifersucht an ihr, als sie zugeben wollte.
Tristan ihr gegenüber wurde still.
„Was weißt du über Elizabeth?“ Die Frage wurde so ruhig und ernst gestellt, wie Arabella es nicht erwartet hatte. Jetzt wäre es ihr lieber gewesen, sie hätte geschwiegen.
„Nichts. Während deines Fieberanfalls riefst du nur nach ihr. Aber die meisten Menschen, die mit einer lebensbedrohlichen Krankheit zu kämpfen haben, verlangen nicht nach jemandem, der ihnen nichts bedeutet. Ich vermute, Elizabeth ist … deine Geliebte.“ Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass diese Worte einen so scharfen Schmerz in ihrem Innersten hervorrufen würden. Oft hatte sie seitdem an Tristans flehentliche Rufe nach dieser unbekannten Frau gedacht. Doch bevor sie diese Schlussfolgerung ausgesprochen hatte, war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihm sein Verlangen nach einer anderen Frau übel nahm.
Elizabeth war seine Geliebte.
Die Anspannung in seinen breiten Schultern schien etwas nachzulassen. Interessierte es ihn nicht, dass sie die Wahrheit erraten hatte?
„Immerhin habe ich nicht versucht, während des Hochzeitsfestes zu fliehen.“ Er stand aus dem Lehnstuhl auf und näherte sich dem Bett. Arabella bekam einen trockenen Mund.
Während er auf sie zutrat, zwang sie sich, einen klaren Kopf zu behalten.
„Das ist lächerlich. Ich sagte dir schon …“
„Hegte ich wie du diese Art von willkürlichem Verdacht, so könnte ich versucht sein zu glauben, du hattest zu einem Stelldichein im Wald aufbrechen wollen, bevor ich dich entdeckte.“ Er ließ sich auf der Bettkante neben ihr nieder, und Arabella wurde es heiß in seiner Nähe.
Erst jetzt, da er nur wenige Handbreit von ihr entfernt saß, bemerkte sie den sauberen und etwas fremden Duft seiner Seife.
„Du weißt sehr gut, dass das nicht meine Absicht war.“ Sie hatte keine Ahnung, was er von ihr erwartete, doch sie wollte nicht auf sein Spiel eingehen.
„Was dich betrifft, so kenne ich außer deiner Neigung herumzustreifen und deinem leidenschaftlichen Wesen nur wenig von dir.“ Er streckte die Hand aus und berührte den Ärmel ihres Nachtgewandes, zeichnete mit dem Finger das Muster der Spitze nach.
„Ich habe dir keinen Grund gegeben, an meiner Ehre zu zweifeln.“ Es gefiel ihr nicht, dass sie bei seiner Berührung zu zittern begann. Aber sie konnte genauso wenig damit aufhören, wie sie ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen vermochte.
„Nein. Noch habe ich dir Grund gegeben, an der meinen zu zweifeln.“ Er rückte näher an sie heran und ließ die Hand über ihre Schulter gleiten, bis seine Finger zart ihre Wange streichelten. „Glaubst du, wir bringen es fertig, das im Gedächtnis zu behalten?“
Unter seiner Berührung schien ihr Körper zu erwachen, und ihre Haut prickelte.
Arabella nickte und schmiegte sich ein wenig an ihn.
„Gut.“ Er beugte sich über sie und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. Als er den Kopf hob, stellte Arabella fest, wie sehr es sie nach einer weiteren Liebkosung von ihm verlangte.
„Aber, Tristan?“, flüsterte sie leise, während er mit seinen Lippen ihre bereits wieder streifte. „Ich kann mich dir nicht ganz und gar hingeben, wenn du – wenn du ganz klar sagst, dass es keine Hoffnung auf eine wirkliche Ehe zwischen uns gibt.“
Sie glaubte nicht, dass ihn das kümmerte, und sie wusste nicht, warum sie das Bedürfnis hatte, ihn auf ihre Vorbehalte aufmerksam zu machen.
„Und du glaubst, du wirst es schaffen, dich zurückzuhalten?“ Sanft liebkoste er mit seiner Zungespitze ihre Unterlippe, und Arabella
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