Arabellas Geheimnis
Spannung nehmen.
Nachdem sie das Mädchen auf den Weg geschickt hatte, öffnete Arabella die Tür zu den Vorratskammern. Sie lag hinter dem Ofen verborgen. Die Stufen führten in den Keller, wo es kühler war, und Arabella fragte sich, was hier früher sonst noch gelagert worden war. Hatten die vorherigen Bewohner der Burg diesen Ort vielleicht genutzt, um ihr Eis aufzubewahren? Sie ärgerte sich, dass sie keine Kerze mitgenommen hatte, um besser sehen zu können, wohin sie trat. Sie erinnerte sich noch, dass die Weinfässer rechts von ihr lagen, zusammen mit einigen bereits gefüllten Krügen.
Sie streckte blind die Hand in die Dunkelheit, während sie mit zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen versuchte. Da glaubte sie zu ihrer Linken einen Laut zu hören. Ratten? Sie erstarrte und betete, keine möge ihr über die Schuhe laufen. Wenn sie erst einmal die Gäste im großen Saal begrüßt hätte, würde sie anschließend jede Katze einsammeln, die ihr rund um Ravenmoor zu Gesicht käme und sie hier unten auf Rattenfang schicken.
Nachdem sie einen der Krüge gefunden hatte, drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte wieder hinauf in die Küche steigen, als auf einmal eine Hand auf ihren Mund gepresst wurde. Arabella schlug wild um sich. Der Weinkrug fiel mit lautem Klirren zu Boden, während sie sich mit aller Kraft wehrte. Doch in der Hand lag etwas, das widerlich roch und das sie einatmen musste. Es war ein stechender Gestank, bei dem ihr schwindlig wurde. Elend. Mit ihren Händen suchte sie an dem Körper hinter sich Halt, wobei sie wild mit den Füßen um sich trat.
Doch die Kräuter überwältigten sie schneller als die Kraft des Mannes. Arabella spürte, wie sie immer mehr das Bewusstsein verlor. Ihr letzter Gedanke galt Tristan.
Er würde nie wissen, wo er nach ihr suchen sollte. Oh Gott, was, wenn er glaubte, sie wäre aus freiem Willen verschwunden?
„Tristan.“
Rosalyns flüsternde Stimme war das Letzte, was Tristan hören wollte, nachdem er jetzt seine Rolle als Gastgeber Mauberlys und dessen frisch angetrauter Gattin zu Ende gespielt hatte. Während ihres kurzen Gesprächs bei Bier und Zuckerkonfekt hatte Rosalyn sich gut benommen. Aber jetzt hielt sie ihn zurück, während Simon Henry in den Burghof führte, weil er dessen Meinung darüber erfahren wollte, wie viele Bewaffnete Tristan vom König zum Schutz von Ravenmoor erbitten sollte.
„Rosalyn, wir haben einander nichts Persönliches mehr zu sagen.“ Tristan lief weiter und wünschte sich, er hätte Arabella doch wegen dieses Besuchs aufgeweckt. „Wenn Ihr die Unterhaltung weiterführen wollt, so schlage ich vor, Euren Gatten zurückzurufen.“
„Es geht um die Sicherheit Eurer Frau wie auch um ihre Identität. Ich weiß nicht, ob Ihr wollt, dass auch andere dem beiwohnen, was ich Euch mitzuteilen habe.“
Er hielt inne und wandte sich ihr zu.
„Habt Ihr eine Vorstellung davon, wie unklug es wäre, mit mir, was Arabella betrifft, Eure Spielchen zu treiben?“ Er fühlte Zorn in sich aufsteigen. Die Anspannung der letzten Woche mischte sich mit einer unangenehmen Ahnung, die er bei Rosalyns Worten empfand.
Sollte es möglich sein, das Arabella hier nicht sicher war …
„Was wisst Ihr?“ Seine Worte klangen schroff, fast böse. Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt, um die Wahrheit aus ihrem verlogenen Mund zu pressen.
„Ihre Feinde sind Euch bis hierher gefolgt.“ Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie über die Schulter zurück. Zum ersten Mal bemerkte Tristan, dass sie beunruhigt wirkte.
Vielleicht, weil sie die Rückkehr ihres Gatten fürchtete? Oder eine drohende Gefahr, von der nur sie Kenntnis hatte?
„Was wisst Ihr über ihre Feinde? Zum Teufel, Weib! Woher wisst Ihr, dass sie verfolgt wird?“ Ihm war klar, dass Rosalyn in der Vergangenheit gelogen hatte. Doch ihre Worte spiegelten das ungute Gefühl wider, das Tristan seit seiner Ankunft auf Ravenmoor hatte. Aus Angst, Arabella könnte ihm entrissen werden, hatte er kaum mehr schlafen können.
Oder, wenn er ganz aufrichtig war, aus Angst davor, dass sie so schnell, wie sie aufgetaucht war, auch wieder aus seinem Leben verschwinden würde. Diese Furcht hielt ihn davon ab, sie mehr zu lieben, als er Elizabeth je geliebt hatte.
„Ich …“ Rosalyn schien sich nicht wohlzufühlen. Sie wurde blass und rang nach Atem.
Plötzliches Mitleid mit ihr und dem Baby, das sie erwartete, ließ Tristan ihr in einen Sessel helfen und ihn eine Magd
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