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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Sie mir das Wort erteilen wollen, Mylady! Miss Laurel Abbott bat mich, gewisse Erkundigungen heikler Natur einzuholen.« Seine Röte spielte bereits ins Krankhafte. »Wenn Ihre Ladyschaft sich setzen würden? Nein? Dann bin ich gezwungen fortzufahren. Es geht um ein Kind - einen Sohn, wenn Eure Ladyschaft die präzise Bezeichnung gestatten -, der angeblich in Portugal lebt ...« Sein unterwürfiger Ton verstummte, als Japonica hörbar durchatmete.
    »Sie haben also Erkundigungen eingezogen!« Japonicas Blick wanderte vom Anwalt zu Hyacinthe.
    »Hast du einen Sohn?«, flüsterte Letztere.
    »Jawohl.« Japonica lächelte, erstaunt, wie leicht es war, endlich diese Wahrheit auszusprechen.
    »Ich wusste es!« Laurel sprang auf und blieb vor ihr stehen. Verachtung und Schadenfreude verzerrten ihr fast hübsches Gesicht zu einer hässlichen Fratze. »Du willst uns um unser Erbe bringen. Das ist dein ganzer böser Plan!«
    »Wenn dem so wäre, hätte ich Jamie gleich nach London mitnehmen können. Aber ich möchte niemanden enterben.«
    »Ich glaube dir nicht! Ich nicht!« Laurel schrie derartig, dass Speichelflocken von ihren Lippen sprühten. »Von Anfang an wusste ich, dass du uns nur übel willst. Ich wusste es!«
    Sie drehte sich zu den anderen um. »Sagte ich nicht, dass sie gekommen sei, um uns Vaters Vermögen zu stehlen? Wenn ihr Bastardsohn das Erbe antritt, werden wir alles verlieren - sogar Croesus Hall!«
    »Du bist etwas hysterisch!«, sagte Japonica beschwichtigend, wenn auch mit verächtlichem Unterton. Hyacinthe und Mr. Simmons aber starrten sie so entsetzt an, dass sie jeden Fußbreit an Achtung, den sie in den letzten Wochen erobert hatte, verloren wusste.
    »Das lasse ich nicht zu! Ich nicht!« Laurel, die an ihrem Zorn fast erstickte, sprang auf Japonica zu, die ihr flink auswich. Gleich darauf war Laurel an ihr vorüber und rannte zur Tür.
    »Wohin willst du?«, rief Japonica ihr nach, zum ersten Mal beunruhigt.
    »Das geht dich nichts an. Du kannst mich nicht aufhalten!«, gab Laurel trotzig zurück.
    Eine verzweifelte Sekunde lang erwog Japonica, Diener zu rufen, die Laurel überwältigen und in ihrem Zimmer einsperren sollten. Ehe der Gedanke zu Ende gedacht war, begriff sie, dass es nichts nützen würde. In wenigen Stunden oder Tagen würde ganz London von den Ereignissen erfahren.
    »Ich will versuchen, sie zur Vernunft zu bringen«, krächzte Mr. Simmons und lief nach einer raschen Verbeugung hinaus.
    »Na, hoffentlich gelingt es ihm«, fauchte Hyacinthe wütend.
    »Das glaube ich nicht«, wandte Japonica ein.
    Bald würde das Geflüster der Gerüchteküche, mit Vermutungen, Spekulationen und neiderfüllten Unwahrheiten gewürzt, zu einer peinlich pikanten Skandalgeschichte anwachsen. Ob es ihr gefiel oder nicht, sie stand knapp davor, sich einen Namen als verrufenste Frau Londons zu machen.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Hyacinthe gedämpft. Ihr Ton deutete an, dass sie zum ersten Mal im Leben nicht aus noch ein wusste.
    Japonica lächelte schief.« Wir werden tun, was halb London tun wird ... und fahren über Weihnachten nach Hause.«

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    Japonica setzte sich auf eine steinerne Bank, die sie von ihrer Schneeschicht befreit hatte. Es war so kalt, dass der Stein unter den Flocken trocken geblieben war. Nach einem Augenblick stützte sie die Ellbogen auf die Knie, legte das Kinn in die Hände und starrte über den Rasen von Croesus Hall.
    Ein stilleres oder traurigeres Weihnachtsfest hatte sie noch nie erlebt, auch nicht im ersten Jahr nach dem Tod ihres Vaters. Heute war der dritte Weihnachtstag mit der Verheißung heraufgedämmert, ebenso zu verlaufen wie die vorangegangenen.
    Es lag nicht daran, dass sie es nicht versucht hätte. Von Ber shams Ratschlägen geleitet, hatte sie dafür gesorgt, dass die traditionellen englischen Mistelzweige mit ihren roten Beeren sowie Efeu, Lorbeerzweige und anderes Immergrün Kaminsimse, Vasen und die große Treppe von Croesus Hall schmückten. Misteln hingen über Türen und schwangen in Girlanden unter Deckengewölben. Dicke cremeweiße Kerzen, an einer Flamme entzündet, die am Heiligen Abend aus der Kirche geholt worden war, flackerten im Luftzug der Korridore; dies entsprach dem alten Gebot, zwischen Weihnachten und Neujahr das Licht nicht ausgehen zu lassen, um Unglück von den Hausbewohnern abzuhalten. Die Mischung aus Grün und würzigem Duft verwandelte das muffige Gemäuer in eine Oase der Behaglichkeit. An diesem Morgen a ber

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