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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Stühlen vorzog, niederließ, fühlte sie sich das erste Mal seit langem wohl. Gottlob schien nur ihre Anwesenheit erforderlich. Der Hausherr war in Plauderlaune und unterhielt sie mit Schilderungen seiner zahlreichen Ausflüge, die er unternommen hatte, seit er am Hof zu St. James empfangen worden war und sich nicht mehr an den selbst auferlegten Hausarrest gebunden fühlte.
    »In London sind alle Häuser prächtig, gleichen einander aber sehr«, rief er überschwänglich aus. »Daher finde ich es sehr klug, dass der Besitzer seinen jeweiligen Namen über die Tür schreibt. Jedes Haus hat vier Geschosse, damit die Dienerschaft ständig mit der Herrschaft unter einem Dach lebt. Das ist nicht einmal in der Hauptstadt des Schah üblich. Ich finde es praktisch, dass sich die Stallungen und Remisen stets in Reichweite befinden. Nur die großen runden Glaslaternen, die an Eisenhaken über den Eingängen hängen, blenden das Auge. Ich habe Seiner Majestät, dem Schahinschah geschrieben, um ihm die erstaunliche Tatsache zu berichten, dass in London die Wintersonne so gut wie unsichtbar bleibt, und Tag und Nacht Lampen brennen.«
    Seine andauernde Verwunderung über den englischen Winter lieferte erneut Grund zur Heiterkeit.
    »Auch die Läden sind praktisch«, fuhr der Mirza fort. »Man sagte mir, dass jeder mittels eines Zeichens bekannt macht, was sein Gewerbe ist. Doch betrübt mich, dass es in der großen Stadt so viele Trunkenbolde, Irre und Diebe gibt.«
    »Was verleitet Sie zu dieser Meinung, Exzellenz?«, fragte Sir Ouseley sichtlich erstaunt.
    »Nun, die Tatsache, dass alle Ladentüren geschlossen sind, und für die Kunden oft vom Besitzer selbst geöffnet werden. In meiner Heimat werden die Waren unter freiem Himmel feilgeboten, können besichtigt und von allen Passanten angefasst werden.«
    »Gewiss gibt es auch unter Persern Diebe«, meinte ein anderer Gast.
    »Natürlich. Aber wer beim Stehlen ertappt wird, verliert die Hand, die nach der Ware griff - damit er sich immer an seine Sünde erinnert.«
    Bei der Erwähnung der verlorenen Hand fiel Japonica wieder der Grund ihrer Niedergeschlagenheit ein. »Aber sicher ist nicht jeder, der eine Hand verliert, als Dieb gebrandmarkt-Lord Sinclair beispielsweise.«
    Der Mirza richtete seinen lebhaften Blick mit unerwarteter Eindringlichkeit auf sie. »Lord Sinclair ist ein großer und verdienstvoller Mann. Wie jeder große Mann besitzt er viele Feinde. Zuweilen ist es das unglückliche Los der Großen, in die Falle eines Neiders zu tappen.«
    Da erkannte Japonica, dass der Mirza genau wusste, wer Devlyn war, obwohl zu bezweifeln stand, dass er es jemals direkt zugeben würde. »In letzter Zeit sah ich Lord Sinclair nirgends in der Stadt«, sagte sie in der Hoffnung, ihre Bemerkung würde so beiläufig klingen, dass sie in der allgemeinen Konversation nicht weiter auffiel.
    »Er weilt nicht mehr in der Stadt, Lady Abbott.« Als Japonica sich zu Sir Ouseley umdrehte, setzte dieser hinzu: »Lord Sinclair ist vor etwa zehn Tagen nach Frankreich abgereist. Ich dachte, das wüssten Sie.«
    »Nein.« Japonica wandte sich ab und schloss kurz die Augen; sie hatte das Gefühl, einen Stich bekommen zu haben Devlyn nicht mehr in London! Nicht mehr in England! Auf ewig aus ihrem Leben entschwunden! Ohne ein Wort! In ihr schien etwas zu bersten, sodass ihre Körperwärme entwich und sie erneut fröstelte.
    »Die memsahib friert«, hörte sie jemanden sagen.
    Der Mirza klatschte in die Hände, ein Diener sprang herbei und bot ihr eine zweite Zobeldecke zusätzlich zu derjenigen an, die bereits um ihre Schultern lag.
    Sie nahm sie, nicht weil sie sie brauchte - sondern weil sie trotz des Schockzustandes, in dem sie sich befand, gewahr wurde, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Wenn sie die anderen nicht rasch ablenkte, würde man ihre Miene richtig als Reaktion einer Verlassenen deuten.
    Lächelnd schaute sie auf. »Das sieht Lord Sinclair ähnlich ... nicht einmal seine eigene Familie erfährt von seiner Abreise. Sicher ist es eine soldatische Gewohnheit, ohne weiteres aufzubrechen, wenn es ins feindliche Ausland geht.«
    »Ich hatte eher den Eindruck, dass es sich um eine persönliche Angelegenheit handelt, Mylady.« Als sie Sir Ouseley wieder ansah, nickte er ihr zu. »Sie dürfen getrost annehmen, dass er unversehrt zurückkehrt. Unser Freund ist ein findiger Kopf. Und furchtlos, meinen Sie nicht auch, Exzellenz?«
    »Alhamdolillah valmenab«, bestätigte der Mirza mit einem

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