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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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mit blanker Neugierde.
    »In einer s-strohgedeckten L-lehmhütte?«, fragte Peony. »Hyacinthe sagt, das s-sei die einzige Behausung, die man s-sich in fremden Ländern leisten kann. Oder man s-schläft auf dem Boden«, schloss sie mit schwankender, zu ihrem Gestotter passender Überzeugung .
    Hyacinthe wich Japonicas Blick aus. Freundlich meinte Japonica: »In einem hat Hyacinthe Recht. Es gibt in Persien reiche Leute, die türlose Häuser besitzen und tatsächlich auf Bodenmatten schlafen.«
    »Und streifen wilde Tiere umher und trinken den Leuten Tee weg?«
    »Aber nein! Dort leben die Menschen so zivilisiert wie hier.« Dabei sah sie das bemalte Gesicht des Hind Div vo"V sich. Sie spürte, wie ihre Wangen sich vor Zorn und einem anderen, nicht so leicht zu benennenden Gefühl röteten.
    »Was ist? Du s-siehst so s-sonderbar aus«, sagte Peony mit kindlicher Offenheit.
    Zu spät wurde Japonica gewahr, dass fünf Augenpaare sie genau beobachteten. »Ich dachte eben an den Besitzer eines Hauses in Bagdad, der ein Tschita war.«
    »Diesen Unsinn sollen wir glauben«, meinte Laurel geringschätzig.
    »Ich begegnete dem Besitzer persönlich. Er hieß Hind Div. Sein Haus war schön und großartig, mit Marmorböden und Springbrunnen. An Stelle von Türen gab es vor den Eingängen kostbare Vorhänge, einige aus Glasperlen, andere aus Seide in den Farben des Sonnenuntergangs. Auch in der ärgsten Tageshitze war die Luft unter seinem Dach kühl und wohlriechend. Und das Erstaunlichste: Ein Gast brauchte nur einen Wunsch zu haben, etwa ein kühles Getränk, und schon stand es vor einem, ohne dass man auch nur den Schritt eines Dieners vernommen hätte.«
    »Wo schlief der T-tschita?«, fragte Peony, von der Geschichte wie gebannt.
    »Sein Lager war eine niedrige Liege mit Bergen von Kissen in vielen Farben.«
    »Das hört sich an, als wäre es ein Märchenschloss!«, hauchte Alyssum. »Bis auf den Tschita ...«
    »Nenne mir ein Märchen, in dem kein Troll, kein Riese und keine Schlange lauert«, antwortete Japonica nachdenklich, da sie den Preis der Verzauberung nur zu gut kannte.
    »Erzähl uns m-mehr von dort«, schmeichelte Peony.
    Japonica, die das Gefühl hatte, wenigstens bei einer der Shrewsbury-Blumen einen Fortschritt erzielt zu haben, widerstand dem Verlangen, das Thema weiterzuverfolgen. Stattdessen griff sie in die Reisetasche zu ihren Füßen und holte vier handbemalte Tiegel hervor. »Wer möchte Türkische Wonne? Ich war sicher, fünf Dosen mitgebracht zu haben, eine aber scheint verschwunden zu sein.« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Laurel trotzig die Lippen schürzte.
    Während er eine Zusammenfassung des vor ihm liegenden Dokuments lieferte, warf Mr. Simmons, der Anwalt der Shrewsburys, immer wieder einen Blick über seinen Zwicker, um seinen Besucherinnen beruhigend zuzulächeln. Dem Auftrag seiner Frau folgend, nahm er dabei die neue Viscountess genau ins Visier. Mrs. Simmons, die sich rühmte, für ihre Freundinnen eine schier unerschöpfliche Quelle an Neuigkeiten aus der guten Gesellschaft zu sein, gab sich nur mit einer detaillierten Schilderung der Tagesereignisse zufrieden. Bei diesem speziellen Anlass freilich hätte es ihrer Ermahnung nicht bedurft.
    Obschon durch den überraschenden und unangenehmen Besuch eines Klienten höchst verärgert, war sein Interesse von dem Moment an sofort hellwach, als die Dowager Viscountess seine Kanzlei betrat.
    Das Mädchen, das der verstorbene Lord Shrewsbury geheiratet hatte, war sogar etwas jünger als dessen älteste Tochter!
    Ihr eigenartiger, wenn auch sehr kultivierter Akzent wies darauf hin, dass sie aus den Kolonien kam. Beim Anblick der hellhäutigen und eher zierlichen Erscheinung stellte er befriedigt fest, dass zweifellos weniger die äußeren Vorzüge der neuen Viscountess bei der Entscheidung des Viscount eine Rolle gespielt hatten als vielmehr die Überlegungen, die er ihm seinerzeit in seinem letzten Schreiben darlegte. Gewiss, rötliche Wimpern und Brauen ließen auf rotes Haar schließen, das ihr alter Hut verbarg - doch war insgesamt >unscheinbar< die einzige Bezeichnung, die auf sie zutraf.
    Er würde seiner Frau auch berichten, dass die Shrewsbury-Blumen, wie immer zu auffallend gekleidet und zu stark parfümiert, von der Wirkung von Wasser und Seife nach wie vor nichts hielten. Mr. Simmons, ein überzeugter Bewunderer Beau Brummells, führte permanent ein duftendes Tüchlein an die Nase, das die unangenehmen Gerüche in dem überheizten

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