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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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die kalt wie Hyacinthe, verdrossen wie Cynara und durchtrieben wie Laurel waren.
    »Ich sehe, dass uns hier keine Gerechtigkeit widerfährt«, sagte Hyacinthe frostig. »Jedenfalls bin ich großjährig und möchte meine Mitgift ausbezahlt bekommen.«
    Um sich vor ihrer Feindseligkeit zu schützen, warf Mr. Simmons rasch einen Blick auf das Dokument vor sich. »Hm, ich fürchte, so einfach wird das nicht sein. Die Verfügungen sehen vor, dass Sie eine bestimmte Summe nur dann erhalten, wenn Sie eine Ehe eingehen.« Er fuhr mit dem Finger eine Reihe von Abschnitten entlang, ehe er vorzulesen begann. »»Heiratet eine Tochter, soll sie zwanzigtausend Pfund erhalten, zahlbar an ihren Gatten zur Kompensation für ...<«, er stockte, seine Wangen röteten sich, »>... für die unglückliche Wahl seiner Braut.<«
    »Das ist ja allerhand!« Japonica, die aufsprang, erschreckte den Anwalt mit ihrem lauten Widerspruch. »Ich bin entsetzt, dass Sie diesen Humbug den jungen Damen vorlesen.«
    »Wir brauchen deine Fürsprache nicht!«, fuhr Hyacinthe sie an. »Mir ist klar, wo deine Interessen liegen. Dein Judaslohn möge dir Unglück bringen! Wir fahren nach Hause. Falls du auch nur eine Spur Feingefühl besitzt, wirst du dich künftig von uns fern halten.« Ihre Schwestern folgten ihr wie junge Gänschen der Anführerin.
    Kaum waren sie gegangen, wandte Japonica sich wieder an den Anwalt. »Das haben Sie ja schön verpfuscht!«
    Erleichtert, nicht mehr Hyacinthes Überheblichkeit ausgeliefert zu sein, erlaubte er sich den Luxus eines Schulterzuckens. »Meine liebe Dame ...«
    »Lady Shrewsbury«, sagte" Japonica und zog eine Braue hoch.
    »Natürlich! Lady Shrewsbury«, berichtigte er sich, als er hastig aufstand. »Ich muss mich entschuldigen, Euer Ladyschaft«, setzte er hinzu, wobei ihm auffiel, dass ihre dunklen Augen leuchteten, wenn Emotionen sie erfüllten.
    »Was kann man also tun?«
    »Nun, sehr wenig, Lady Shrewsbury! Die Ihrer Korrespondenz beigelegten Dokumente stützen Ihre Behauptung, dass Sie tatsächlich Gemahlin des verstorbenen Lord Alfred Abbott sind. Das wenigstens werden seine Kinder nicht bestreiten können.«
    »Was nützt das schon!« Japonica setzte sich wieder und faltete die Hände. »Wenn das Verhalten meiner Stieftöchter auf jenes der Londoner Gesellschaft insgesamt schließen lässt, wird man mir sicher immer wieder Hindernisse in den Weg legen, solange ich in diesem verwünschten Land bleibe.«
    Mr. Simmons lächelte. »Sie haben eine ungewöhnliche Art, sich auszudrücken, Viscountess!«
    »Sie meinen, eine unverblümte?« Ihr fiel auf, dass Mr. Simmons denselben Fehler gemacht hatte wie viele Menschen, die sie nicht gut kannten. Ihre Schweigsamkeit verleitete die meisten zu der Meinung, sie hätte nichts zu sagen - dabei entsprang sie ihrer angeborenen Schüchternheit. »Ja, ich sehe, dass man in London nichts direkt anspricht.« Japonica holte tief Luft. »Ich habe nicht die Absicht, mich noch einmal von den Umständen unangenehm überraschen zu lassen. Erklären Sie mir meine Situation in allen Einzelheiten!«
    Mr. Simmons hob die Arme in einer allgemeinen Geste. »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über die Regelung dieser Dinge, Mylady. Das ist meine Aufgabe. Ich werde mich glücklich schätzen, Ihren Interessen ebenso zu dienen wie schon seit Jahren jenen des Shrewsbury-Vermögens.«
    Doch Japonica gab nicht nach. Irgendetwas störte sie an seinem Gehabe. Vielleicht war es die selbstverständliche Annahme, sie würde alles ihm überlassen. Oder dass er ihr nicht zutraute, die finanzielle Seite zu bewältigen. Er konnte ja nicht wissen, dass sie als Kaufmannstochter Rechnungswesen und Bilanzen von Jugend an im kleinen Finger gehabt hatte, und entschlossen war, sehr genau im Auge zu behalten, wohin ihr Witwenpflichtteil floss.
    »Setzen Sie sich, Mr. Simmons.« Ihr freundliches Lächeln fand seinen Weg nicht bis zu den Augen. »Sie sollen es bequem haben, wenn Sie mir die einzelnen Bestimmungen ausführlich erläutern.«
    Mit offenem Mund kam er ihrer Aufforderung nach.
    »Aristokraten!«, murmelte Mr. Simmons, als er eine Stunde später endlich mit seiner geliebten Whiskeyflasche allein war.
    Er schenkte sich die übliche Menge ein und goss sofort eine zweite Portion hinterher. Nach den Besuchen Lord Sinclairs und der Damen Abbott hatte er sich diese Labung verdient. Hoffentlich hatte seine Frau Roastbeef und Pudding zubereitet. Es gab mehr als genug Stoff, mit dem er sie während eines

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