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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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kehren.
    Er bestellte ein Pferd und hinterließ Anweisung, man solle sein Gepäck dem Rest der Gruppe mitgeben.
    Als er unbeholfen aufsaß, scheute das Tier, dem es ungewohnt war, dass die Zügel mit der Linken geführt wurden. Mit einem kräftigen Fluch versuchte er, seiner Herr zu werden. Wurde er hier und jetzt abgeworfen und getötet, bliebe ihm die bevorstehende Prüfung erspart - nicht aber die Schmach, dass sein letzter Auftritt für einen ehemaligen Kavalleristen eine Schande war. Nach kurzer Überlegung stieg er aus dem Sattel und bestellte eine fahrbereite Kalesche.
    Während er wartete, schlug sein Herz wie bei einem zum Rektor zitierten Schuljungen. Er wollte nicht Viscount werden. Was er wollte, konnte er nicht mehr haben: das Leben eines Soldaten, eines Helden! Für ihn existierte die Vorstellung nicht, dass in seinem Leben jemals etwas anderes Gefühl oder Verstand beanspruchen würde. Besser, er verschwand in der Einöde, als in London ein kauziger Einzelgänger zu werden.
    Als die Kalesche vorfuhr, rief der Kutscher: »Wohin, Sir?«
    Devlyn stieg mit der Anweisung ein: »Zur Shrewsbury-Residenz in Mayfair!«

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    7
    Das Geräusch zersplitternden Kristalls löste in Japonicas Miene kaum eine Regung aus, während sie fortfuhr, Suppe auf ihren Teller zu schöpfen. Es war das dritte Krachen an diesem Vormittag. Inzwischen wusste sie, dass sie in einem Irrenhaus gelandet war. Ihre Stieftöchter schrien, kreischten und stritten zu jeder Tageszeit wie die Furien.
    Trotz aller Bemühungen und des Angebots einer großzügigen Gehaltserhöhung war Miss Willow mit einer Eile verschwunden, die verriet, was sie von den Mädchen hielt.
    »Ich werde ihr bald folgen«, sagte Japonica zum leeren Speisezimmer. Da es die einzige Möglichkeit war, das Frühstück ungestört einzunehmen, kam sie immer erst herunter, wenn die Mädchen den Tisch verlassen hatten.
    Zwei Wochen unter dem Dach von Croesus Hall waren mehr als genug, um sie zu überzeugen, dass sie für Geschöpfe, die sich unverbesserlich zeigten, nichts tun konnte. All ihre freundlichen Bemühungen wurden von den zwei Älteren herabgesetzt, lächerlich gemacht oder gar ignoriert, während die drei Jüngeren, zwischen ihren hasserfüllten Schwestern und einer Fremden schwankend, in ihrer Gegenwart meist schwiegen.
    Sie hatte dem Anwalt der Shrewsburys geschrieben, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass sie ihn mit den Abbott-Töchtern gemeinsam aufzusuchen gedachte. Wäre sie durch ihre Krankheit nicht für fast zwei Wochen ans Bett gefesselt und stark geschwächt worden, hätte sie die Sache schon eher hinter sich gebracht.
    Bis sie sich reisefertig machte, hatte sie der Versuchung widerstanden, in einen Spiegel zu blicken. Und als sie sich dazu aufraffte, war das Spiegelbild genauso wie befürchtet. Das Fieber hatte ihr einen fahlen Teint beschert, dazu eingefallene Wangen und Augen, die viel zu groß in ihrem Gesicht wirkten. Sogar ihr Haar hatte seinen Glanz eingebüßt und sah so stumpf und verfilzt aus, dass sie einen Hut mit besonders breiter Krempe wählte, um diesen Makel zu verdecken.
    »Es ist ja glücklicherweise kein gesellschaftlicher Anlass«, tröstete sie sich. Sie besaß nämlich nur ein einziges Kleid, das nicht für ihre Schwangerschaft geändert worden war: ein schwarzes Trauergewand aus geripptem Musselin mit hohem Kragen.
    »Der Wagen ist vorgefahren, Mylady!« Bersham stand in der Tür zum Speisezimmer. »Ihr Gepäck wurde eingeladen.«
    »Danke!« Die Mädchen wussten noch nichts von ihrer Absicht, nicht mehr nach Croesus Hall zurückzukehren. War mit dem Anwalt alles geregelt, gedachte sie, in London zu bleiben und eine Passage auf dem nächsten Schiff zu buchen, das nach Portugal auslief. Als lautes Türenknallen im Haus widerhallte, erhob sie sich abrupt. »Sie können den Misses Abbott sagen, dass wir in einer Viertelstunde aufbrechen. Wenn sie sich verspäten, fahre ich ohne sie nach London.«
    Zwanzig Minuten später saßen sechs Damen in der Equipage der Shrewsburys und rollten in flottem Tempo von fünfzehn Stundenmeilen London entgegen.
    Hinter dem Schleier gesenkter Wimpern betrachtete Japonica ihre Schutzbefohlenen. Mit festen Stiefeln und ihrem afghanischen Umhang gegen die Kälte gewappnet, stellte sie fest, dass die Reisekleidung der Schwestern nicht unpassender hätte sein können. Über Kleidern aus weißem Musselin prunkten sie mit Federboas und im Rücken spitz zulaufenden, quastengeschmückten

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