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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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einer Reihe von Männern, die im Laufe der Jahre rasch verstorben wären. »Der Letzte aus dem Geschlecht der Shrewsbury«, hatte Mr. Simmons ihn zusammenfassend informiert.
    »Besser gesagt, der Letzte einer Reihe von Irren«, murmelte er vor sich hin. Das Erbe brachte ihm wenig Geld, dafür viele Schulden und Verpflichtungen. Das vor hundert Jahren erbaute Haus, in das es ihn jetzt verschlagen hatte, war völlig heruntergekommen, während der Garten, der sich dahinter erstreckte, sich an Pracht und Vielfalt durchaus mit den königlichen Anlagen messen konnte. Lord Abbotts Beitrag zur Botanik, wie Bersham stolz erklärte! Er hatte einen Rundgang in der Hoffnung unternommen, frische Luft würde den Schmerz lindern - doch gab es in London zu wenig davon.
    Devlyn hob den rechten Arm und starrte den verhassten Haken an. Es war ihm zuwider, wie die Menschen glotzten, wenn sie die Prothese bemerkten - als fürchteten sie, er würde sich umdrehen und sie damit festhalten. Mr. Simmons hatte kaum den Blick davon wenden können. Als er einmal damit gestikulierte, um etwas hervorzuheben, hatte der Anwalt sich fast verschluckt. Nachdem er die Kanzlei verlassen hatte, fiel ihm auf, dass es in den Straßen Londons von Lahmen und Blinden wimmelte, Kriegsinvaliden, denen es nicht besser und manchmal schlechter ergangen war als ihm. Doch sein größter Verlust war keine Kriegsverletzung im engeren Sinn.
    Denjenigen seines Gedächtnisses verfluchend, führte er die Flasche an die Lippen und nahm einen kräftigen Zug. Aber auch so wusste er, dass es ihm nicht gut tun würde. Auf der ganzen Welt gab es nicht so viel Alkohol, um Schmerz und Raserei, die sich hinter seinen Augen zusammenballten, einzudämmen.
    Unaussprechliche Wut wühlte in seinem Inneren, bis er die Flasche so fest umfasste, dass er das Gefühl hatte, sie mit bloßen Händen zu zerdrücken. Nun stand ihm die Heimsuchung durch Verwandte bevor, die zweifellos erwarteten, dass er sich ihrer entsann.
    »Sie sagen, die Dowager Countess sei gekommen, um mich zu sprechen?«
    Bersham, der den Diener bei der Arbeit beaufsichtigt hatte, drehte sich abrupter um, als er wollte. Der Viscount hatte ihn bereits zweimal nach Lady Abbott gefragt. Natürlich, der Wein. Kommt der Wein, geht der Verstand!
    Er trat näher an den Sessel, in dem Seine Lordschaft noch immer reglos saß. »Eigentlich nicht, Mylord. Die Viscountess wusste nicht, dass Sie da sind. Sie hatte in der Stadt zu tun.«
    »Verdammt, dieses Witwenwohnrecht! Ich möchte keine Gäste, wenn ich mich hier aufhalte. Lassen Sie ihren Wagen vorfahren, sie sollen ihre Sachen packen!«
    Der gute Getreue zerbrach sich den Kopf nach einer vernünftigen Antwort. »Lady Abbott sagte, sie erwarte, dass ihre Töchter sich unverzüglich nach Croesus Hall begeben.« Seine Bemühungen stießen auf Schweigen. »Bei schönem Wetter dauert die Fahrt drei Stunden. Bei Nebel, wie heute, können es noch eineinhalb mehr werden. Wenn man hingegen zeitig am Morgen aufbricht ...«
    Lord Sinclair gab weder eine Antwort, noch rührte er sich oder zeigte an, dass er den alten Butler gehört hatte. Es herrschte nur zermürbende Stille, die das leise Zischen der Flammen noch unterstrich.
    Der Diener erhielt von Bersham ein Zeichen, mit der Arbeit Schluss zu machen. »Wenn Sie keinen Wunsch mehr haben, ziehen wir uns zurück, Mylord.«
    Bersham, der sich alle Fähigkeiten der Jugend bewahrt hatte, jedoch von alten Knochen behindert wurde, blieb nur Zeit, erschrocken zusammenzuzucken, als die Flasche, die Lord Sinclair gegen ihn schleuderte, seine Schulter streifte und die Tür hinter ihm traf, wobei sie zerschellte und ihren Inhalt über den alten Mann ergoss.
    »Hinaus! Hinaus mit Ihnen!«
    Gerade hatte Bersham es geschafft, die Tür hinter sich zuzuziehen, als eine Sherryflasche gegen die hundertjährige, mit kunstvollem Schnitzwerk verzierte Eichentür prallte.
    »Verrückt! Total verrückt!«, rief der Diener wie ein verbrühtes Küchenmädchen aus.
    »Betrunken!«, äußerte Bersham mit der Weisheit jahrelanger Erfahrung. »Verrückt sind nur Bürgerliche.« Aristokraten konnten es sich erlauben, Exzesse als Exzentrik zu bezeichnen.
    Japonica stellte fest, dass englische Häuser viele Quellen des Unbehagens bargen. Auf Croesus Hall, in dem es nach Staub, Asche und Feuchtigkeit roch, schienen die Betten aus zusammengeklumptem Sand zu bestehen. Im Stadthaus der Shrewsburys, der zweiten Variante ihrer Erfahrungen mit der Lebensweise der farangi ,

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