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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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bewog sie, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Sie spürte harte Muskeln und Knochen unter glühender Haut. »Ich lüge nicht. Das Fieber hat Euch verwirrt!«
    Momentan flackerte das Licht in seinen Augen wie eine erstickte Kerze, und seine Lebenskraft hatte nicht mehr Substanz als eine Flamme im Wind. »Wolltest du mir wirklich helfen, peri, würdest du dem Schmerz ein Ende bereiten. Auch wenn es mein Leben kostet, bitte ich dich, mache meinem Jammer ein Ende!«
    Die Hoffnungslosigkeit seiner Bitte war erschütternd.
    »Mylady?«
    Sie runzelte die Stirn und blickte zum Eingang, in dem Bersham und die Haushälterin stehen geblieben waren. »Lord Sinclair ist krank, Bersham. Er liegt im Fieberdelirium«, sagte sie laut. Ihre nächsten Worte richtete sie an die Frau. »Ich brauche heißes Wasser und Seife. Und sagen Sie den jungen Damen in meinem Zimmer, sie sollen zu Bett gehen. Es war ein Kranker, der uns weckte. Kommen Sie, Bersham, helfen Sie mir!«
    »Sehr wohl, Mylady!«
    »Arrack !« , flüsterte der Viscount heiser.
    Bersham furchte die Stirn, als er sich dem unruhigen Mann auf dem Bett näherte. »Was sagte er, Mylady?«
    »Er möchte Alkohol«, antwortete Japonica schroff, der nun erst auffiel, dass es im Raum stark nach Wein roch. »Ob er wohl besinnungslos betrunken ist?«
    Bersham antwortete mit dem Takt dessen, der weiß, dass der Viscount sein neuer Brotherr war. »Seine Lordschaft kostete heute aus, was der Keller zu bieten hat.«
    »Zu gründlich«, knurrte Japonica, die nun erst die Rotweinflaschen auf dem Boden bemerkte. Auch wenn der arme Kerl an den üblichen Folgen des Trinkens litt, erklärten diese das Fieber nicht. Es musste eine andere Ursache geben. »Er hat sein Hemd durchgeschwitzt. Wir müssen es wechseln, bevor er sich erkältet.«
    »Absolut, Madam!«
    Doch als der Butler ihm das Hemd aufknöpfen wollte, holte Lord Sinclair plötzlich gegen ihn aus. »Hände weg!«
    Bersham warf Japonica einen unsicheren Blick zu. »Wenn Sie die Schultern festhalten, schaffe ich es.«
    Ehe sie seinen ersten Knopf öffnen konnten, richtete der Viscount sich mit Zorngebrüll auf und stieß Bersham mit dem rechten Unterarm nieder, dass dieser auf die Knie fiel. Japonicas Handgelenk mit der Linken fassend, zog er sie so dicht zu sich, dass sie seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht spürte. »Du bist also zurückgekehrt, bahia , - um mich zu töten!«
    Diese Stimme! Fünf Herzschläge lang - eine Zeitspanne, in der sie Bershams Aufschrei >Ach, Mylady< hörte - glaubte Japonica, er würde sie beide erledigen. Sie zweifelte nicht daran, dass er dazu im Stande war. Obwohl er fieberte und zitterte, hatte sein Griff nichts an Kraft verloren. Und sein Ausdruck - gequält und dem nächsten Tobsuchtsanfall nahe! Sie hätte nicht zu sagen gewusst, warum sie ihre Hand an seine Wange legte - um diesen schrecklichen Ausdruck zu glätten oder auszulöschen?
    Unter ihrer Berührung zuckte er zusammen, rückte aber nicht ab. »Nein, ich würde dich nie töten«, flüsterte sie. Sie strich über die tiefe Narbe auf seiner Stirn. »Kein Sterblicher kann den Hind Div töten!«
    Bei ihren Worten fuhr er zusammen. »Du weißt es!« Es war Frage und Bejahung zugleich.
    Als er sie losließ, rührte sie sich nicht und konnte ihren Blick nicht von den schwarz bewimperten, goldenen Augen losreißen. Der Hind Div lebte!
    Zitternd akzeptierte sie diese Erkenntnis und glitt zu Boden.
    Sofort war Bersham an ihrer Seite und half ihr aufzustehen. »Sind Sie unversehrt, Mylady?«
    »Ja, doch«, murmelte sie, doch ihr Blick flog zurück zu dem Mann auf dem Bett. Er war weggerückt und wandte ihr halb den Rücken zu, während er seinen rechten Arm hob, um sein Gesicht abzuschirmen. Nun erst bemerkte sie, dass aus dem rechten Ärmel keine Hand ragte. Sein Arm endete in einem mit blutigen Binden umwickelten Stumpf.
    »Du lieber Gott!«, kam es ihr über die Lippen.
    »Seine Lordschaft verlor die Hand im Krieg«, erläuterte Bersham sachlich.
    Lord Sinclair erschauerte und drehte sich mit einem Ruck zu dem Sprecher um, sodass er mit seinem Arm fast Japonica ins Gesicht getroffen hätte. »Lügner! Verdammter Teufelsspross!« Den verstümmelten Arm reckte er Bersham entgegen, seine Augen flammten vor Zorn. »Du hast ihn mir genommen, du Ausgeburt der Hölle«, stieß er auf Persisch hervor. »Der Preis meines Widerstandes! Du hast ihn abgeschnitten!«
    Bersham wich vor dem Hass in Lord Sinclairs Stimme und Miene zurück. »Was sagt er,

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