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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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säen.« Ouseley zwinkerte. »Hoffentlich dämpft diese Nachricht Ihre Unzufriedenheit mit Ihrem Posten.«
    »Im Gegenteil.« Devlyns Ton war knapp. »Ich glaube, England und mir wäre besser gedient, wenn ich nach Indien zurückkehren würde.«
    Als er sah, wohin Sinclair seine Figur rückte, runzelte Ouseley die Stirn. »Sie waren einmal für das Geheimkomitee eine unschätzbare Hilfe. Leider können solche Verdienste nicht öffentlich gewürdigt werden; doch glaube ich, dass Sie damit Ihre Verpflichtung abgeleistet haben.«
    »Wenn ich mich erinnern könnte, welche Dienste Sie meinen, würde ich mich vielleicht geschmeichelt fühlen.« Mit einer Handbewegung deutete Devlyn an, dass Ouseley am Zug war.
    »Ganz recht.« Ouseley griff nach einem Bauern. »Das Gedächtnis bleibt blank, oder?«
    »In etwa, richtig!« Devlyn hatte entdeckt, dass die Wut, die seine Kopfschmerzen oft begleitete, unter Kontrolle blieb, wenn er nicht zu viel trank. Doch das gehörte nicht zu den Dingen, die man einem anderen anvertraute. »Die Rolle eines Wachhundes, der nur bellt und nicht beißt, liegt mir nicht. Lieber würde ich meine frühere Arbeit für das Geheimkomitee wieder aufnehmen.«
    Ouseley furchte die Stirn. »Mein Bester, Sie können sich an Ihre Aufgabe doch nicht mehr erinnern!«
    »War sie denn für einen altgedienten Soldaten nicht Routine?«
    »Man könnte sagen, sie war einzigartig.« Ouseley befingerte seinen Bauern nachdenklich. »Sie erledigten eine sowohl heikle wie außergewöhnliche Arbeit. Geheimhaltung war oberstes Gebot. Leider sind Sie durch Ihre Verletzungen ... gezeichnet.«
    Geistesabwesend rieb sich Devlyn am rechten Ärmel seiner Jacke oberhalb der Stelle, wo sein Haken hervorragte. »Niemand will mir die Natur der Tätigkeit erklären, deretwegen ich gefoltert wurde und fast mein Leben verlor, um sie geheim zu halten. Finden Sie das nicht ungerecht?«
    Kommentarlos schob Ouseley seine Figur auf dem Marmorbrett an ihren Platz und lächelte. Schließlich war er Diplomat und wusste, wie man gefährliche Klippen umschiffte. »Mir fiel oft auf, wie der Mirza an trüben Tagen das Gespräch mit Ihnen suchte. Sie teilen seine Vorliebe für östliche Musik und Dichtung wie nur wenige unter uns. Ihr Persisch ist so fließend, dass er bezweifelte, ob Sie Engländer sind.«
    Devlyn zuckte die Schultern. »Auch das ist ein Rätsel. Aber ich stelle fest, dass mir die Worte kommen, wenn ich sie brauche. Verstehen kann ich mühelos alles.«
    Ouseley nickte. Sinclair beherrschte arabische und indische Sprachen besser als er. »Der Mirza vergeht vor Sorgen. Durch Kuriere ist er in täglicher Verbindung mit dem Motamad od-Doleh und dem Amin od-Doleh, die ihn drängen, seine Rückkehr zu beschleunigen. Er befürchtet, dass jeder Tag, den er länger in England bleibt, den Zorn von Ali Schah auf ihn steigert.«
    »Schon möglich«, erwiderte Devlyn und machte rasch einen Zug. »Der Mirza hat durch einen königlichen Tobsuchtsanfall einen Onkel verloren. Er wurde in Öl gesotten.«
    Angewidert rümpfte Ouseley die Nase. »Ein halbes Dutzend Botschafter unterschiedlicher Rangordnung wartet schon Monate darauf, dass der König sie empfängt. Sie freilich sind den Vergnügungen, die London bietet, nicht abgeneigt. Hassan braucht ebenfalls Zerstreuung.« Er lächelte und verschob wieder eine Figur, die er gegen einen von Devlyns Bauern tauschte. »Vorzugsweise weibliche Gesellschaft, könnte ich mir vorstellen.«
    Unangenehm überrascht blickte Devlyn auf. »Sie erwarten doch nicht, dass ich für ihn den Kuppler spiele?«
    »Nein.« Ouseley zupfte mit säuerlicher Miene an seinem Kinn. »Der Mirza scheint zu überstürzten Schwüren zu neigen. Er gelobte Keuschheit, solange er die ihm von seinem Souverän übertragene Aufgabe nicht erfüllt hat. Höchst ärgerlich! Ein paar Abende in der Oper, gefolgt von späten Soupers mit Ballettmädchen würden seine Laune beträchtlich verbessern.«
    Devlyn lächelte, ohne den Blick vom Schachbrett zu heben. »Just aus diesem Grund forderte tatsächlich der Schah seinen Schwur. Wenn ein Mann in der Blüte seiner Jahre Enthaltsamkeit gelobt, ist er umso stärker motiviert, bald zum Ziel zu gelangen.«
    Jetzt lachte auch Ouseley. »Bei der britischen Armee würde das nicht funktionieren. Wir bezahlen Huren, die mit der Armee ziehen und unsere Männer bei Laune halten. Dennoch ... eine einleuchtende Erklärung! Aber selbst wenn der Mirza seinen Eid hält, folgt daraus nicht unbedingt, dass er

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