Arabische Nächte
auf das Vergnügen von Damengesellschaft gänzlich verzichten müsste. Er gab des Öfteren seiner Vorliebe für englische Weiblichkeit Ausdruck. Ich vermute, dass die Dekolletes unserer Schönen für ihn eine sehr sehenswerte Neuigkeit darstellen. Man müsste eine elegante englische Dame mit Lebensart finden, die nicht abgeneigt wäre, gelegentlich einen Abend mit unserem illustren Gast zu verbringen. Natürlich muss sie verheiratet sein. Jung genug, um das Auge zu erfreuen, und geistreich, damit ihre Konversation amüsant bleibt. Und sie dürfte sich von seinem orientalischen Gehabe nicht abschrecken lassen.«
»Hohe Anforderungen ...«
»Notwendigerweise. Ich hörte, dass eine Dame, die den Kursalon in Bath aufsuchte, beim Anblick des Bartes des Mirza in Ohnmacht fiel. Mit dummen Gänschen, die reihenweise umkippen, ist uns nicht gedient.« Ouseley beugte sich vor, um die Taktik seines Gegners besser überblicken zu können, da er soeben einen Bauern verloren hatte. »Herrje, wir könnten eine Dame, die ein wenig Persisch spricht, verdammt gut gebrauchen. Das Englisch des Mirza macht nur langsam Fortschritte. Weibliche Gesellschaft spornt vielleicht seinen Ehrgeiz an, unsere Sprache rascher zu lernen.«
Devlyn war nicht sicher, ob er mit dem Plan, der ihm in den Sinn kam, herausrücken sollte. »Ich wüsste da jemanden ....«
»Großartig! Mr. Grant, Vorsitzender der East India Company, und sein Vertreter, Mr. Astell, werden nächste Woche mit dem Mirza dinieren. Wir würden uns freuen, Sie und Ihre Dame ebenfalls einzuladen.«
»Ich habe nicht...«
Schweigen gebietend hob Ouseley die Hand. »Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl, Colonel Sinclair.«
Devlyn dämpfte seinen Ärger durch einen Seufzer, ehe er sagte: »Sehr wohl, Sir, aber nicht von heute auf morgen. Dazu muss ich erst aufs Land fahren. Und ich kann nicht versprechen, dass die Dame einverstanden sein wird. Sie ist Witwe und muss sich um Kinder kümmern.«
»Wunderbar!« Ouseley lehnte sich mit befriedigtem Lächeln zurück.
Als er zwei Stunden später, gefolgt von der Shrewsbury-Kutsche, die Bond Street entlangschritt, lächelte Devlyn. Nun, das war vielleicht übertrieben, doch beflügelte ihn eine gewisse Zielstrebigkeit, wie er sie seit Monaten nicht mehr erlebt hatte. Dass sein Ziel leichtfertig war, spielte keine Rolle, da es ihm einen perfekten Vorwand für eine erneute Begegnung mit Lady Abbott lieferte, die er - wenn auch uneingestanden - herbeisehnte.
Es hatte ihn hart getroffen, als er erfuhr, dass sie mit ihren Schützlingen am Abend ihrer Begegnung abgereist war. Das lag nun schon eine Woche zurück. Was er über ihre Stieftöchter gesagt hatte, war sein Ernst; doch hatte er nicht geglaubt, dass sie seine Forderung, sie solle das Haus verlassen, sofort in die Tat umsetzte. Er hatte angenommen, sie würde, wenn schon nicht unter seinem Dach, so doch in London bleiben.
»Verflixtes Frauenzimmer!«
Sie hatte sich auf Croesus Hall zurückgezogen. Wäre sie in London geblieben, hätte er ein Dutzend Gründe und Orte für eine Begegnung gefunden. Aber wie konnte er nach Surrey fahren, ohne dass es aussah, als sei er ihr gefolgt? Das kam nicht in Frage. Bis jetzt. Nun hatte Ouseley ihm den Vorwand geliefert.
Er blickte auf, als er einen Modesalon passierte. Im Schaufenster lockte ein smaragdgrünes Kleid, durchscheinend wie ein Schleier. Nur die Kühnsten der Kühnen würden es wagen, ein solches Modell zu tragen. Bei der Vorstellung, Japonica Abbott in diesem Gewand zu sehen, blieb ihm der Mund offen stehen.
Eine Dame mit Stil, hatte Ouseley gefordert. Lady Abbott besaß kein Gespür für Stil und Mode, ganz im Gegenteil! Falls sie einwilligte, ihm zu helfen, musste man sie von Kopf bis Fuß neu ausstatten. Und zwar großartig, um der persischen Vorliebe für Prachtentfaltung entgegenzukommen. Ebenso klar war, dass sie dabei Hilfe benötigte.
Unbekümmert ob des Aufsehens, das es erregen würde, wenn er als Mann allein einen Modesalon betrat, öffnete er die Tür und deutete auf das Kleid im Schaufenster, als die Besitzerin sich beeilte, ihn zu begrüßen. »Packen Sie das ein.«
Die Frau, die in ihm einen Mann mit Auftrag witterte, lächelte liebenswürdig. »Olala, der Monsieur hat einen ausgezeichneten Geschmack. Eine Kleinigkeit für seine chere amie, vielleicht?«
Devlyn deutete ein Lächeln an. »Gäbe es da noch andere Dinge?« Er vollführte ungeduldig eine den ganzen Laden umfassende Handbewegung. »Quasi eine
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