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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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über die sie sich erhaben gedünkt hatte:
    Stolz, Eitelkeit und das Verlangen nach Bewunderung. Sie hatte wahrlich nicht beabsichtigt, Lord Sinclair zu beeindrucken; nun aber musste sie zugeben, dass sie sich als Frau jämmerlich präsentiert hatte.
    »Es spielt keine Rolle, nichts von alldem!«, flüsterte sie. Er konnte sich an Bagdad nicht erinnern, nicht daran, dass er der Hind Div war, nicht an die kleine houri, die es wagte, mit ihm um ihr Leben zu feilschen und stattdessen ihre Unschuld verloren hatte. Was machte es schon aus?
    Sie lief auf und ab in der Hoffnung, die Bewegung würde ihre Tränen zum Versiegen bringen.
    Erstaunlich, dass sie einander wieder begegnet waren, hier in der >Fremde    Japonica setzte sich auf die Klavierbank, damit sie ihre Gedanken sammeln konnte. Von viel größerer Bedeutung war das unmögliche Abkommen, das sie mit ihm getroffen hatte.
    Die grausame Karikatur, die Lord Sinclair von den fünf ihrer Obhut anvertrauten Mädchen gezeichnet hatte, enthielt viel Wahres. Und dann hatte er noch die Kühnheit besessen, deren Mangel an Erziehung ihrem Beispiel zuzuschreiben. Das tat weh. Tatsächlich ärgerten seine Bemerkungen sie umso mehr - weil sie wahr waren.
    Sie beruhigte sich mit einem tiefen Atemzug. Kein Mensch konnte in einem Monat aus diesen Trampeln manierliche Damen machen.
    »Was ist los, Miss?« Peony steckte den Kopf durch die Tür, ohne dass Japonica etwas gehört hätte.
    Den Blick abwendend fuhr die >Miss< sich mit der Hand übers Gesicht, obwohl sie wusste, dass sie die verweinten Augen nicht verbergen konnte. »Ich fühle mich nicht ganz wohl.«
    »War das etwa Geschniefte ? Weswegen sollte sie denn weinen?« Hyacinthes Stimme war unverwechselbar.
    Japonica wandte den Kopf und sah, dass alle fünf Mädchen im Eingang standen. Zweifellos hatten sie es erhofft - dass sie ihre Niederlage beweinte. So konnten sie glauben, es sei ihr Werk.
    Eine letzte Träne tropfte vom Kinn auf die Hand - ein Anblick, der ihren Zorn weckte. Wie kamen sie auf die Idee, sie wüssten über ihre Gedanken und Gefühle Bescheid, nachdem sie sie behandelt hatten, als wäre sie zu Ersteren nicht fähig und besäße Letztere gar nicht. »Wenn ihr schon eintreten müsst, dann lasst die Tür offen. Mir ist es unerträglich, mit euch fünf in einem Raum eingeschlossen zu sein.«
    »Was soll das heißen?«, blaffte Hyacinthe, die vortrat. »Ich möchte es wissen!«
    »Ihr stinkt!« Sie stand auf, um ihnen die Wahrheit in die schockierten Gesichter zu schleudern. Sollten sie ruhig Tränen vergießen, wie sie sie eben vergossen hatte! Wie selbstgefällig die Älteren wirkten. Nun, sie wussten nicht, was ihr völlig klar war - dass nämlich die Welt sich keinen Deut um sie scherte. Für diese Erkenntnis fehlte es ihnen an Verstand. Überzüchtet und überprivilegiert, mangelte es ihnen an Charakter und Benehmen! Sie ahnten noch nicht, dass sie sie ihrem verdienten Untergang überlassen würde, wenn sie auf und davon ging.
    Die Worte lagen ihr auf der Zunge, bitter und schwer, doch konnte sie sie nicht aussprechen. Hyacinthes und Laureis Gesichter, aufgeblasen vor lächerlichem und unbegründetem Stolz, hielten sie davon ab.
    Trotz ihres Alters waren sie nur törichte, eingebildete junge Dinger. Wie selbstsicher sie sich fühlten! Dies war ihr Land, ihr Heim, und sie wähnten sich im Schutz ihres aristokratischen Erbes sicher. Dennoch würden sie verloren sein, wenn sie sie verließ.
    Ich trage die Verantwortung für sie. Ihr Gewissen ließ ihr leider keine Ruhe. Ein Monat reichte zwar nicht aus, um Seide aus ihnen zu spinnen - doch schaffte sie es vielleicht, sie ein wenig zu polieren! Aber zuerst musste sie sich das Kommando sichern.
    »Meine Damen, eure Körperpflege lässt zu wünschen übrig.« Sie hörte ihre eigenen Worte als ferne ruhige und gemessene Stimme der Vernunft. »Von heute an werdet ihr zweimal wöchentlich baden!«
    »Zweimal wöchentlich?«, japste Cynara, als würde man von ihr fordern, nackt in den schneebedeckten Fischteich zu springen.
    Japonica fuhr fort zu sprechen, während sie auf sie zuging. »Ihr werdet euch Gesicht, Hals und Hände allmorgendlich waschen und jeden zweiten Tag die Wäsche wechseln.«
    »Das ist ja ungeheuerlich! So oft badet kein Mensch.«
    Sie blieb

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