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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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vor Hyacinthe stehen. »Da irrt ihr euch. Im Orient wenden Frauen viele Stunden für ihre Pflege auf, um schön und wohlriechend zu sein. In der guten Gesellschaft wird niemand empfangen, der nach Schweinestall stinkt.«
    »Schweinestall?« Laurel schwoll der Kamm vor Zorn. »Wie kannst du es wagen! Wie ...«
    »Schweinestall!« Japonica ging mit entschlossener Miene auf sie zu. »Auch wenn du dich sechsmal am Tag umziehst und Unmengen von Parfüm verbrauchst, wird es nichts nützen - da kein Mann gewillt ist, die Wirkung aus der Nähe zu bewundern, solange du den herben Rüben-und Rettichgeruch nicht loswirst, der dich im Moment umgibt.«
    Laurel schäumte und stotterte, war aber zunächst zum Schweigen gebracht.
    Und dann taten die Jüngeren etwas Unverzeihliches. Sie kicherten.
    Japonica drehte sich mit einem Lächeln rasch zu ihnen um.
    Nun hatte sie wenigstens Alyssum, Cynara und Peony als Verbündete. »Dann sind wir uns also einig. Mit dem heutigen Tag werdet ihr üben, wie man sich als junge Damen bewegt und wie man spricht. Von nun an gibt es kein Rennen in den Gängen, kein Geschrei im Haus oder außerhalb. Ihr werdet anständiges Betragen in allen gemeinschaftlichen Situationen an den Tag legen.«
    »Wir sind keine Ponys, die vor deinesgleichen die Gangarten durchexerzieren müssen«, erklärte Hyacinthe.
    »Nein, ihr seid bei weitem nicht so wohlerzogen wie Ponys. Ihr seid unbeherrscht und wild, eine Schande für euren Stand. Das muss sich ändern.« Japonica, die der Peitsche das Zuckerbrot folgen lassen wollte, lächelte. »Sicher möchte wenigstens eine von euch bei Hof präsentiert werden?«
    »Bei Hof?« Laurel hob den Kopf aus der Pose völliger Niederlage. »Sagte sie, bei Hof präsentiert werden?«
    »Und was müssen wir tun?«, fragten die jüngeren drei, das missbilligende Stirnrunzeln der älteren Schwestern geflissentlich ignorierend.
    »Ihr werdet euch dieses Privileg erarbeiten. Leicht wird es nicht.« Japonica hob den Klavierdeckel. »Wer von euch spielt dieses Instrument?«
    »Ich«, antwortete Laurel bereitwillig.
    »Wir alle spielen es«, berichtigte Cynara. »Monsieur Mallett war unser Lehrer. Miss Haversham, eine frühere Gouvernante, engagierte ihn.«
    »Laurel bekam die meisten Stunden«, warf Alyssum ein.
    Japonica sah die verstohlenen, von Gekicher begleiteten Blicke, die zwischen Cynara und Peony gewechselt wurden, sagte aber nichts. »Sehr gut. Spiel uns etwas vor, Laurel.«
    Laureis Grübchen zeigten sich. »Sicher. Mozart kann ich gut, auch ein wenig Beethoven und Haydn.«
    »Mozart reicht.« Japonica setzte sich neben den Flügel.
    Laurel war anzusehen, mit wie viel Elan und Ausdruck sie sich ans Werk machte. Leider klappte es mit den Fingern nicht so ganz. Sie waren ungeübt, vergriffen sich oft und hielten das Tempo nicht ein. Die Melodien wurden falsch wiedergegeben, ganze Takte ausgelassen. Dennoch drehte sie sich mit triumphierendem Lächeln um, als sie geendet hatte.
    »Auch wenn du behauptest, Mozart zu kennen, spielst du ihn erbärmlich«, kritisierte Japonica. »Du brauchst Übung, Mädchen, sehr viel Übung.«
    Laurel plusterte sich auf. »Woher willst du wissen, wie Mozart klingen soll?«
    Die Viscountess verjagte die Jüngere vom Klavierhocker, setzte sich und spielte dasselbe Stück im richtigen Tempo und mit nur einem kleinen Fehler.
    Als sie fertig war, erhob sie sich befriedigt. »Auch in Persien gibt es Musikunterricht. Wenn jede von euch mindestens so gut wie ich spielt, bekommt ihr hundert Pfund, mit denen ihr bei Madame Soti Kleider kaufen könnt.«
    »Ohhhh«, ertönten drei von fünf im Chor.
    Hyacinthe maulte. »Ich brauche keine neuen Kleider - und würde deine Großzügigkeit sowieso nicht annehmen. Es steht dir nicht zu, das Shrewsbury-Vermögen wie dein eigenes zu verteilen!«
    Japonica musterte die hochgewachsene junge Frau mit genau jenem Ausmaß an Geringschätzung, dem sie selbst oft ausgeliefert war. »Wird dir diese alte Leier nicht auf die Dauer selbst langweilig?«
    Hyacinthe errötete - eine unglückliche Reaktion, da sie nun aussah, als hätte sie sich mit Nesselfieber angesteckt.
    Zu guter Letzt befriedigt, dass sie ihre zwei Widersacherinnen in die Defensive gedrängt hatte, fuhr Japonica in der Hoffnung auf einen totalen Sieg fort: »Laurel, möchtest du mir meine Großzügigkeit etwa auch ins Gesicht schleudern?«
    Laurel, die sich nicht annähernd vorstellen konnte, irgendein Angebot für ein neues Kleid auszuschlagen, wich dem

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