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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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erwiderte Aralorn. »Als ich Magie benutzt habe, ist irgendwas Seltsames passiert.«
    Widerstrebend machte Wolf ihr Platz. Aralorn schaffte etwa einen halben Meter, bevor er abermals zwischen sie und die Totenbahre trat; diesmal war seine ganze Aufmerksamkeit auf den Bereich unter der auf dem Steintisch liegenden Gestalt gerichtet. Er stieß ein leises, warnendes Knurren aus.
    »Was ist los?«, fragte Irrenna.
    Aralorn verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen und konnte das Flimmern einer Bewegung unter dem reglosen Körper des Löwen erkennen. Sie ging um Wolf herum, streckte ihre Hand aus und sah, wie sich der Schatten von den Fingerspitzen ihres Vaters ausdehnte und sich auf ihre zuschob.
    Im gleichen Moment packte Wolf den Saum ihres Kleids mit den Zähnen und riss den Kopf herum. Hätte sie ihre Straßenkleidung angehabt, hätte Aralorn wohl nicht das Gleichgewicht verloren. Unter den gegebenen Umständen jedoch bot das enge Kleid zu wenig Beinfreiheit, und sie plumpste ein zweites Mal hintenüber auf den kalten Boden. Diesmal schlug sie sich den Ellbogen an.
    »Pest und Verdammnis, Wolf …«, setzte sie an. Dann hörte sie Correys Aufschrei.
    »Was ist das?«
    Irrenna keuchte auf, und alarmiert fuhr Aralorn zu der Steinplatte herum. Der Schatten war wieder da, erhob sich über dem Kopfende der Steinbahre, als besäße er Form und Substanz. Zwischen ihr und dem Ding kauerte Wolf, die Zähne zu einer lautlosen Drohung gefletscht.
    Aralorn stieß sich fort von dem Schatten, um Wolf mehr Platz zu machen. Während sie auf Abstand ging, schrumpfte der Schatten zusammen, bis er nicht mehr war als ein kleiner Fleck unter ihrem Vater, den das Fackellicht nicht erreichte.
    »Ich glaube«, sagte Aralorn nachdenklich, während sie sich einmal mehr aufrappelte, »dass wir diesen Raum versiegeln sollten, damit niemand mehr hereinkommt. Das können wir den anderen sicherlich irgendwie erklären. Zwar ist es jetzt zu spät, ihnen mit Quarantäne wegen irgendeiner Krankheit zu kommen, aber …«
    »Wieso ist das vorher nicht passiert?«, fragte Correy. »Es waren doch schon jede Menge Leute hier drin bei Vater …« Er stockte, starrte auf die Totenbahre, dann lächelte er, ein breites, glückliches Lächeln. »… hier drin bei Vater, nachdem er verzaubert worden ist.«
    »Gute Frage«, sagte Aralorn rasch und mit einem Nicken, das Correys Kapitulation anerkannte, ohne sich an ihr zu weiden. »Es hat geschlafen, bis ich ein bisschen Magie gewirkt habe, als ich bemerkte, dass Vater nicht so tot war, wie er aussah. Die Magie hat … es … möglicherweise geweckt. Aber ganz egal, was es ist und warum es sich nicht eher gerührt hat, jetzt ist es, wie es scheint, jedenfalls munter geworden.«
    »Ich bin dafür, wir sagen allen so viel, wie wir wissen«, schlug Correy mit ruhiger Stimme vor. »Schließlich sind wir keine Darraner, die sich bei jedem Anflug von Magie gleich in die Hose machen – allerdings sollten wir dennoch vorsichtig sein.«
    Einen Augenblick lang war Aralorn verblüfft, dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. »Ich bin so daran gewöhnt, mir für alles immer irgendwelche Geschichten auszudenken – ich hatte schon fast vergessen, dass man mancherorts auch einfach erzählen kann, was tatsächlich vor sich geht – es ist gut, wieder zu Hause zu sein.«
    Es dauerte nicht lange, da hatte das rege Treiben rund um den Aufbahrungsraum die Aufmerksamkeit zahlreicher Menschen in der großen Halle auf sich gezogen. Als Correy schließlich vor den Vorhang trat, sah Aralorn nicht weit von ihm Falhart stehen. Neben ihm wartete eine schlanke Frau, bei der es sich nur um Jenna, seine Gattin, handeln konnte. Nevyn und Freya waren ebenfalls da.
    Abschätzend ließ Correy seinen Blick durch den Raum wandern. Im nächsten Moment schnappte er einem überraschten Diener einen Zinnkrug aus der Hand und entleerte ihn kurzerhand auf den Boden. Mit einem jungenhaften Grinsen schleuderte er den Krug sodann gegen eine nur wenige Meter entfernte Steinsäule. Das nachfolgende Geschepper hatte zur Folge, dass augenblicklich Stille einkehrte im Saal.
    »Liebe Leute«, brüllte Correy inbrünstig, obwohl das dämliche Grinsen in seinem Gesicht die Wirkung ein wenig herabsetzte. »Ich bin hier, um zu verkünden, dass die Beisetzung meines Vaters aufgrund eines kleinen Irrtums unsererseits auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Es scheint, dass der Löwe lebt.« Er musste eine Weile warten, bis der Lärmpegel sich wieder so weit gesenkt

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