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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Gefangene selbst nach seinem Tode noch hier unten festgehalten wurde. Sie musste daran denken, wie sie sich, fiebrig und krank, hier in Kerkerhaft befunden hatte. Damals konnte sie die Last der Toten, die die Luft niedergedrückt hatten, fast körperlich spüren.
    Alles in allem war es ein Glück, dass sie keine Vollblutgestaltwandlerin war – diese konnten die Toten beinahe so deutlich wahrnehmen wie die Lebenden. Ein reinrassiger Gestaltwandler wäre an einem Ort wie diesem nicht lange bei geistiger Gesundheit geblieben.
    Ohne das Fieber, das sie daran hinderte, sich vor der verdrehten Magie abzuschirmen, war sie nun in der Lage, die Ausströmungen so weit abzuwehren, dass der Schmerz nur äußerst gering war. Das bisschen Unbehagen, das sie dennoch plagte, ignorierte sie und hielt sich nahe bei Wolf.
    Die Wachstube war leer. Wie vereinbart – und es hatte sie einige Überzeugungskraft gekostet, bis Wolf schließlich einverstanden war – betrat sie zuerst das Verlies; er würde damit nicht rechnen, und je mehr sie den ae’Magi überraschten, umso besser für sie.
    Das Erste, was ihr auffiel, war das Fehlen jeglichen Geräuschs. Es war bei ihrem letzten Aufenthalt nie vorgekommen, dass nicht irgendwo jemand röchelte und ächzte – manchmal hatte sie das Schreckensspektakel fast wahnsinnig gemacht. Jetzt hingegen war alles ruhig und still. Das Licht war trübe, und Wolfs Stab war mit ihm in der Wachstube geblieben, weshalb sie nicht tiefer in die Zellen hineinschauen konnte. Vorsichtig schlich sie an einer Seite des Zellengangs ein paar Meter weiter und verbarg sich in den Schatten. Dann hatte Wolf seinen pompösen Auftritt. Wild funkelnd erstrahlte sein Stab und erleuchtete mit seiner Kraft den Raum. Die Helligkeit prallte ab von Aralorns magischem Schild und beließ sie auch weiterhin im Dunkeln.
    Den ae’Magi, der am anderen Ende des Raums stand, erleuchtete sie jedoch in seiner ganzen Pracht. Wie Wolf trug auch er einen Stab, massiv und kunstvoll geschnitzt. Jetzt neigte er ihn wie eine Lanze. Nur war sie nicht auf Wolf gerichtet, sondern auf sie. Blitzschnell warf sich Aralorn auf den Boden, der fast im selben Moment von der Macht der Erschütterung erzitterte, als die Außenwand der Zelle hinter ihr explodierte. Sie war so verwirrt, dass sie fast Wolfs Gegenzug verpasste, mit dem er den ae’Magi dazu zwingen wollte, sich mit ihm zu befassen.
    Wie beabsichtigt wandte sich der Erzmagier Wolf zu. Während er seinen Sohn ansah, zückte Aralorn eins ihrer Messer und schleuderte es auf den ae’Magi. Sie traf ihn mitten in die Brust. Doch ihr blieb nur der Bruchteil eines Augenblicks, um sich zu beglückwünschen, bevor das Messer wirkungslos durch ihn hindurchgeflogen war und klirrend hinter ihm zu Boden fiel. Der ae’Magi machte sich nicht einmal die Mühe, zu ihr herüberzublicken.
    Mit einem schicksalsergebenen Schulterzucken blieb sie unten am Boden und richtete sich darauf ein, den Kampf als Zaungast zu verfolgen. Jemandem, der für Magie nicht empfänglich war und daher nur zwei wild gestikulierende Männer gesehen hätte, wäre der Kampf wohl ziemlich seltsam erschienen. Aralorn jedoch konnte die mit jedem Konter immer stärker werdenden Magieströme sich hin- und herbewegen sehen. Doch die einzige Geste, die sie bei ihrer begrenzten Erfahrung mit Menschenmagie wiedererkannte, war der trügerisch simple Zauber, an dem Wolf gearbeitet hatte.
    Da ohnehin zur Untätigkeit verdammt, hatte sie Gelegenheit, sich zu fragen, was wohl geschehen würde, wenn im Verlies unter dem uralten Erzmagiersitz ein Magieaufhebungszauber losgelassen wurde. Dazu in einem Verlies, das von der Magie von Jahrhunderten der Zauberei geradezu durchdrungen war.
    Da sie sich ohnehin bereits auf dem Boden befand, war das Einzige, was sie noch tun musste, sich noch kleiner zu machen und zu hoffen, dass dies reichte. Dann schlug der Magieaufhebungszauber zu, und Chaos brach aus.
    Sie konnte nicht sagen, ob er sie umgehauen oder bloß geblendet hatte, aber so oder so: Sie verlor jegliches Gefühl für Zeit. Das Erste, was sie wieder klar erkennen konnte, war Wolf, wie er, in einer merkwürdigen Position gegen eine Wand gelehnt und mit der rechten Hand seinen Stab umklammernd, auf dem Boden saß. Auf Händen und Knien kroch sie zu ihm.
    »Bist du in Ordnung?« Angstvoll streifte sie seinen Arm, scheute davor zurück, ihn richtig zu berühren, solange sie nicht wusste, wo er verletzt war.
    »Ja«, sagte er und hielt ihr seinen Stab hin,

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