Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
war – Wolf war in keiner Weise so wie der ae’Magi. Nein, sie fürchtete sich vor ihrem eigenen Schatten. Doch diese Gewissheit kam leider zu spät; die fast wie versteinert wirkende Haltung ihres Begleiters sprach Bände.
    Sie ging in die Hocke, um ihm in die Augen zu sehen; sie musste nicht sehr tief hinunter – er war groß, und sie war es nicht. »Es tut mir leid. Ich bin … nur ein bisschen schlottrig« – sie lachte unsicher und hielt eine zitternde Hand in die Höhe –, »wie du sehen kannst. Er hat mich so weit gebracht, dass ich an allem zweifle, was ich weiß.« Sie bewegte die Hand, um ihn zu berühren, und er bewegte sich ein Stück außer Reichweite.
    Ihr war klar, dass sie ihn verletzt hatte, doch bevor sie es wieder in Ordnung bringen konnte, gab der Hengst ein leises Schnauben von sich. Sie fuhr herum. Schimmers Ohren zuckten hin und her, und er verlagerte unruhig sein Gewicht.
    »Uriah«, meinte der Wolf, den Blick von ihr abwendend. »Wenn sie so nah sind, dass selbst Schimmer sie wittern kann, sollten wir uns besser auf den Weg machen. Da in den Satteltaschen ist Reitkleidung. Zieh sie an, wir haben möglicherweise einen langen Ritt vor uns.«
    Mit der schlichten Sklaventunika aus Baumwolle, die sie trug, rubbelte sie sich so gut es ging sauber. Zehn Jahre des Söldnerlebens hatten auch den letzten Rest damenhafter Schamhaftigkeit, die sie vielleicht einmal besessen hatte, getilgt. Hastig schlüpfte sie in die frischen Sachen. Jede Sekunde zählte, wenn es galt, einer Konfrontation mit den Uriah zu entgehen.
    Alsdann schwang sie sich in den Sattel und überließ dem Wolf bei dem Trott, den das unwegsame Gelände und die Dunkelheit ihnen erlaubte, die Führung.
    Wären die Uriah noch viel näher gewesen, hätte sie das Risiko eines Sturzes bei schnellerer Gangart wohl auf sich genommen, doch vorläufig bestand für kopflose Panik kein Grund.
    Als sie die Kleidung herausgezerrt hatte, hatte Aralorn gesehen, dass die Satteltaschen auch Haferplätzchen enthielten. Sie fischte zwei heraus und aß eines davon im Reiten; das andere verfütterte sie an das Pferd, das gelernt hatte, gleichzeitig zu fressen und sich fortzubewegen. Als sie dem Wolf eines anbot, lehnte er ab. So ließ sie ihn den Weg wählen und vertraute darauf, dass er sein Bestes tat, um die Uriah abzuschütteln.
    Die Uriah waren vage menschlich aussehende Geschöpfe, die mehr tot als lebendig erschienen. Trotzdem war es fast unmöglich, sie zu erledigen. Der unersättliche Hunger, der sie antrieb, verlieh ihnen die Wildheit von Monstern. Normalerweise traf man sie nur in den an die unpassierbaren Marschen grenzenden östlichen Regionen, doch im Verlauf der letzten zehn Jahre waren sie immer wieder an den überraschendsten Orten aufgetaucht. Dass man allerdings so weit im Westen auf sie stieß, war ein noch nie dagewesener Fall. Zumal der ae’Magi gewiss in der Lage war …
    »Blödsinn!«, entfuhr es ihr. Das Schlachtross, ohnehin leicht kopfscheu durch den widerwärtigen Gestank ihrer Verfolger und mürrisch wegen der langsamen Gangart, nahm den plötzlichen Ausruf übel und bockte. Aralorn wurde zwar nicht abgeworfen, aber es fehlte nicht viel, und es dauerte eine Weile, das Tier wieder zur Ruhe zu bringen. »Der jähe Anstieg von Uriah-Übergriffen, ihr Erscheinen an Orten, wo sie nie zuvor waren – das ist alles er , hab ich recht?«
    Der Wolf wartete, bis das kleine Intermezzo wieder vorbei war, dann sagte er nur: »Sie gehören zu ihm.« Damit setzte er seinen Trott unbeirrt fort und überließ es einmal mehr Aralorn, ihm nach bestem Vermögen zu folgen.
    Wenig später ging die Sonne über den schweigsamen Reisenden auf. Zuerst war Aralorn stumm geblieben, weil sie nicht wusste, wie sie den Schaden, den sie mit ihrem Misstrauen bei ihm angerichtet hatte, wieder gutmachen sollte; nach einiger Zeit war es dann die pure Erschöpfung, die sie den Mund halten ließ. Nach drei Wochen ohne körperliche Betätigung kam sie sich vor, als würde sie von einer langen Krankheit genesen. Doch ungeachtet ihrer Entkräftung protestierte sie, als der Wolf stehenblieb und ihr mitteilte, dass sie für den Nachmittag Halt machen würden.
    »Wenn wir keine Pause einlegen, damit das Pferd grasen und sich ein bisschen ausruhen kann, gehst du morgen zu Fuß.« Er sprach langsam und deutlich, und seine Stimme schaffte es, ihre Mattigkeit zu durchdringen.
    Sie nickte. Sie wusste, dass er recht hatte, aber der Drang, von der Burg fortzulaufen, war

Weitere Kostenlose Bücher