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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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stärker als ihre Vernunft, und so stieg sie nicht ab. In Reaktion auf die unsichtbaren Signale seiner Reiterin wölbte das Pferd seinen Nacken und schnaubte, als wäre es bereit für die Schlacht.
    Wolf sagte nichts, bis er sah, dass sie vor schierer Entkräftung im Sattel schwankte. »Ich werde Wache halten. Ich merke es, wenn der ae’Magi oder seine Spielzeuge in der Nähe sind.« Seine Stimme wurde leiser. »Und ich werde nicht zulassen, dass sie dich wieder mitnehmen.«
    Sie nickte erneut, doch diesmal saß sie ab und begann, mehr von Instinkt denn von Willensstärke geleitet, das Pferd abzusatteln. Sie konnte sich nicht erinnern, dass der Sattel so schwer gewesen war, und hoch genug hinaufzugreifen, um dem Tier das Zaumzeug abzunehmen, schien ihr beinahe unmöglich – aber sie schaffte es. Schimmer brauchte keine Fesseln, um in der Nähe zu bleiben.
    Dann band sie die Schlafrolle auf und kletterte hinein, ohne sich auch nur den Staub von den Kleidern zu klopfen. Der Wolf streckte sich neben ihr aus, sein großer, warmer Körper hielt die Kälte der schleichenden Angst noch besser ab als ihre Decken. Das Letzte, was sie noch mitbekam, bevor der Schlaf sie davontrug, war das tröstliche Geräusch des grasenden Hengstes.

2
    Keuchend wachte Aralorn auf, rieb sich mit zitternder Hand über die klatschnassen Wangen. Schwitzend und immer noch halb in ihrem Albtraum gefangen, rollte sie sich unter ihrer Decke zusammen und presste die Hände auf die Ohren, um die sanft lockende Stimme des ae’Magi auszusperren.
    Sie hatte in den regulären Truppen gekämpft und wusste, dass Albträume sozusagen dazugehörten. Es war mit den Jahren besser geworden, aber jetzt gerade, hier und heute, führten jedes Mal, wenn sie in den Schlaf glitt, all ihre Träume unweigerlich zu der feingliedrigen Hand des Erzmagiers zurück, die den kunstvoll verzierten Silberdolch hielt, mit dem er seine Opfer abschlachtete. Der kleine, braunäugige Junge, nicht älter als ihre Brüder, als sie sie zum letzten Mal gesehen hatte, war von dem Zauberbann so umsponnen gewesen, dass er gelächelt hatte, als der ae’Magi seine Klinge zückte …
    Wenigstens herrschte heller Tag, als sie ihre Augen aufschlug – und der Dreck unter ihrer ledergeschützten Schlafrolle fühlte sich um einiges anders an als harter Marmor.
    Sie setzte sich auf und wischte sich abermals über die schweißnassen Wangen. Nicht weit von ihr entfernt stand Schimmer, dösend, einen Hinterfuß schräg gestellt und die gewölbte Nase bis fast auf Kniehöhe gesenkt. Neben Schimmer lag Wolf, friedlich und ruhig, die Schnauze auf den Pfoten. Er schaute in die ihr entgegengesetzte Richtung. Aralorn war sicher, dass er ihr Erwachen mitbekommen hatte, demnach war seine Gleichgültigkeit Absicht. Ihre kurzzeitige Furcht vor ihm hatte ihn zutiefst gekränkt – ihr war bis zu diesem Moment nicht klar gewesen, wie viel ihm an ihrer Meinung lag. Sie hätte nicht gedacht, dass ihn die Meinung von irgendjemanden über ihn auch nur im Geringsten interessierte.
    Sie richtete das Wort an sein Hinterteil. »Dieser Ort dort – er … verdreht alles. In der Burg ist so viel Magie, dass die Luft schwer davon ist, und indem ich sie eingeatmet hab … Es macht ihm Spaß, weißt du – Spielchen zu spielen und die Leute zu seinen Marionetten zu machen. Das Gefühl von Macht.«
    Sie erschauderte leicht, bevor sie weitersprach. »Ich hab ihn das Blut eines Kindes trinken sehen, das er gerade gemeuchelt hatte, und zugleich gedacht, wie schön doch das Kerzenlicht auf seinem Haar schimmert. Es ist … nicht angenehm, nicht zu wissen, ob deine Gefühle deine eigenen sind.« Sie zog die Beine an und schlang ihre Arme darum.
    Ursprünglich hatte sie sich vor Wolf rechtfertigen wollen – hatte den Wunsch verspürt, ihm darzulegen, dass sie nicht ihm misstraute, sondern ihren eigenen Empfindungen. Jetzt, da sie zu sprechen begonnen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. »Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt«, flüsterte sie. »Ich hab immer geglaubt, ich sei willensstark. Doch trotz des Bluts meiner Mutter, das mir half, den Bannzaubern zu widerstehen, konnte ich das Gefühl, ihm gefallen zu wollen, nicht vollends blockieren.« Ihre Stimme erstarb.
    Für einen endlosen Augenblick waren da nur noch die Geräusche des Waldes – der Wind in den Bäumen, das Murmeln eines nahen Bachs, eine singende Grille.
    Sie seufzte. »Vielleicht wäre ich ja doch in der Lage gewesen, mich dagegen zu

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