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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ihm fürchten.
    Stattdessen … »Armes Ding«, sagte sie in diesem unverändert sanften Tonfall. »Dann wollen wir dich mal hier rausholen, was?«
    Sie löste ihren Blick von seinem und kniete sich hin, um seine Hüften zu untersuchen, leise summend, während sie näher an ihn heranrückte.
    Sie stank nicht nach Angst, war das Einzige, was er denken konnte. Alle hatten Angst vor ihm. Alle. Selbst er , der nach ihm suchte. Sie roch nach Pferd, nach Schweiß und nach irgendetwas Süßem. Aber nicht nach Angst.
    Er fletschte die Zähne, und sie legte ihm eine Hand um die Schnauze. Schiere Verblüffung ließ sein Knurren verstummen. Wie dumm war diese Frau?
    »Schhh.« Ihre Stimme verschmolz mit der Musik, die sie machte, und er erkannte, dass ihr Summen der Erde um sie herum Magie entzog. »Lass mich mal sehen.«
    Er war ebenso verwundert über sich selbst wie über sie, als er sie eben dies tun ließ. Er hätte ihr ohne Weiteres die Kehle herausreißen oder ihr das Genick brechen können, während sie jeden Zentimeter von ihm inspizierte. Doch er tat es nicht – und er war sich nicht ganz sicher, wieso.
    Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte, sie zu töten. Er hatte schon viele Menschen getötet. Aber das war früher. Er wollte das nicht mehr. Vielleicht spielte also auch das mit hinein.
    Er wusste, dass sie nur versuchte, ihm zu helfen – aber er wollte keine Hilfe. Er wollte sterben.
    Ihre Magie umspülte ihn und hüllte ihn ein, polsterte ihn ab. Der Wolf winselte leise und entspannte sich, überließ das Heft zum ersten Mal, seit die Krankheit zugeschlagen hatte, dem Magier in ihm. Vielleicht noch seit viel längerer Zeit.
    Die Magie der Frau wirkte bei dem Magier nicht, da er wusste, was es war – und weil es sich, wie er zugeben musste, um keine Zwangsmagie handelte. Er war Magier genug, um ihre Absicht zu erspüren. Sie wollte nicht, dass aus dem Wolf ein Schoßhündchen wurde, lediglich, dass er sich entspannte.
    Doch nicht der hilfsbereite Vorsatz der Frau war der Grund für ihn, sie nicht zu töten. Nicht der eigentliche. Schon lange – länger, als er überhaupt zurückdenken konnte – hatte ihn rein nichts mehr interessiert, sie hingegen hatte seine Neugierde geweckt. Erst einmal im Leben war er einem Anwender grüner Magie, wilder Magie, begegnet. Sie verbargen sich vor den Menschen im Land, falls es überhaupt noch Grünmagier gab. Aber hier war einer von ihnen, stand direkt vor ihm, in den Kleidern eines Söldners.
    Sie hob ihn vom Boden auf – was ihn leicht überraschte, denn sie wog kaum mehr als er selbst. Jedoch konnte sie ihn nicht hoch genug heben, dass er die Kante der Grube erreichte, und so setzte sie ihn zunächst wieder ab.
    »Da werden wir wohl etwas Hilfe brauchen«, sagte sie zu ihm und kraxelte im nächsten Moment bereits wieder nach oben. Fast kam sie selbst nicht aus der Falle heraus; wäre das Loch rund gewesen, hätte sie es nicht geschafft.
    Als sie davonging und ihre Magie mit sich nahm, fühlte er sich seltsam beraubt – als hätte ihn jemand mit einer Wolldecke zugedeckt und sie dann wieder weggezogen. Und erst als sie fort war, wurde ihm bewusst, dass ihre Musik seine Schmerzen gelindert und ihn eingelullt hatte, ungeachtet dessen, dass er als Magier stets auf der Hut vor so etwas war.
    Wenig später hörte er das Pferd herantraben und das Geräusch von Leder und wie etwas Schweres auf den Boden fiel. Das Pferd näherte sich der Grube und blieb stehen.
    Als die Söldnerin, die grüne Magie beherrschte, kurz darauf zurück in sein Beinahe-Grab hopste, hatte sie ein Seil in der Hand.
    Er rechnete jeden Moment damit, dass der Wolf Schwierigkeiten machte, als sie ihn in einem behelfsmäßigen Gurtzeug verzurrte und es irgendwie schaffte, sein schlimmes Bein zu fixieren. Doch der Wolf wartete, während sie an ihm herumwerkelte, sanft wie ein Schaf. Als er zu ihrer Zufriedenheit verschnürt und verpackt war, kletterte sie wieder hinaus.
    »Auf geht’s, Schimmer«, sagte sie zu jemandem. Möglicherweise das Pferd, dachte er.
    Die Reise aus dem Loch heraus war nicht gerade angenehm. Er schloss die Augen und ließ die Schmerzen ihn davontragen, wohin auch immer sie wollten. Als er schließlich oben auf dem Erdboden ruhte, band sie ihn los.
    Endlich frei, lag er da, dort, wo er abgestürzt war, zu schwach zum Laufen. Und vielleicht auch zu neugierig.

1
    V IER J AHRE SPÄTER
    Aralorn schritt auf und ab, ihr Herz hämmerte mit nervöser Energie.
    Damals hatte es nach einer

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