Aratani
mit viel Gelächter und noch viel mehr Wein. Tilgrem
und Aran mussten erzählen, wie es ihnen in den letzten Jahren ergangen ist, und
Riwana berichtete vom Leben in den Minen und den Häusern. Vom allgemeinen
Klatsch und Tratsch und natürlich von Männern. Aran hatte sich schon gewundert,
warum Riwana keinen Mann zu haben schien. Und nun kam auch ans Tageslicht, was
es mit der angeblichen Ex-Verlobung auf sich hatte. Tilgrem hatte auch einst
hier gelebt und in den Minen gearbeitet, aber das Leben in den dunklen
Schächten war auf Dauer nichts für ihn. Damals war er mit Riwana verlobt. Mit
der Zeit aber wurde Tilgrem immer unzufriedener und mürrischer, so dass ihm
Riwana eines Tages nahelegte, sich aufzumachen, durch die Welt zu ziehen.
Vielleicht würde er ja sein Glück anderswo finden. Sie hatte ihn zwar schweren
Herzens freigegeben, aber sie würde schon einen anderen Mann finden. Dies war
nun schon eine Ewigkeit her. Erst fand sich keiner und dann wollte Riwana nicht
mehr. Sie hatte sich an ihre Unabhängigkeit und ihr freies Leben gewöhnt, hatte
ihr Auskommen und war glücklich, nach niemandes Nase tanzen zu müssen.
Am nächsten Tag wollten Aran und Tilgrem ihre Vorräte aufstocken und die
Waffen schärfen. Auch ihre Kleidung müsste bis dahin trocken sein, so dass sie
tags darauf ihre Weiterreise antreten könnten.
Als Aran am nächsten Tag erwachte, brummte ihm der Schädel. Kaum dass er
sich aufgerichtet hatte, überkam ihn heftige Übelkeit und er sank sofort wieder
auf sein Kissen zurück. Er konnte einfach nicht aufstehen. Gnädig überfiel ihn
der Schlaf noch einmal für einige Stunden. Nachdem er am späten Vormittag
gefrühstückt hatte und die Übelkeit verflogen war, verging der Rest des Tages
mit eifrigen Vorbereitungen für ihre Weiterreise nach Basab. Tilgrem stellte
ihm seine Freunde aus der Mine vor und sie machten einen kleinen Rundgang,
wobei Aran viel über den Abbau der verschiedensten Baustoffe erfuhr, die durch
erfahrene Händler auch nach Arant gelangten. Auch war er überwältigt von der
Vielfalt der Metalle und Gesteine, die hier tief im Innern der Erde verborgen
waren. Berge von Gold und Silber, Rubinen, Smaragden und unzähligen weiteren
Edelsteinen in sämtlichen Farben und Schattierungen wurden für den Abtransport nach
Basab vorbereitet. Dort sorgten Goldschmiede, Juwelenschleifer und Baumeister
für die Weiterverarbeitung.
Die Minen wurden rund um die Uhr bewacht. In der Vergangenheit
versuchten immer wieder einmal Banditen, sich Zugang zu verschaffen und an der
Ausbeute zu bereichern. Den Zwergen war aber nicht so einfach beizukommen, und
bis jetzt war es erst einmal passiert, dass eine Bande von Räubern sich bedient
hatte. Nun haben diese Rohstoffe nicht gerade wenig Gewicht, so dass nur so
viel gestohlen wurde, wie die Diebe tragen konnten.
Am Nachmittag holten Aran und Tilgrem ihre geschärften Waffen ab.
Tilgrem hatte sie gestern in die Schmiede gebracht.
Nach einem weniger gehaltvollen Abendessen als am Vortag plauderten sie
noch ein wenig mit Riwana und gingen dann zu ihrer jeweiligen Schlafstatt. Sie
wollten morgen vor Sonnenaufgang weiterziehen.
Tilgrem hatte sich bei sämtlichen Bekannten und Freunden umgehört. Aber
auch hier hatte niemand eine Antwort auf Arans Fragen geben können. Auch ihn verließ
so langsam die Hoffnung.
Riwana hatte ihnen zwei große Beutel mit Proviant eingepackt und die
Wasserschläuche aufgefüllt. Nun wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Sie war
traurig, dass der Besuch so kurz ausgefallen war, und Tilgrem musste ihr
versprechen, sich bald einmal wieder sehen zu lassen.
Sie gingen vor das Haus, wo Feuerhuf und Schneewehe bereits gesattelt
und beladen warteten. Der Junge, der sie in den beiden Tagen gut versorgt
hatte, strahlte übers ganze Gesicht und reichte Tilgrem um Aran die Zügel.
"Es sind wirklich zwei wundervolle Tiere", sagte er, "es
war mir eine große Freude, mich um sie kümmern zu dürfen."
Tilgrem steckte ihm ein paar Münzen zu und das Grinsen wurde noch
breiter.
Sie umarmten Riwana und Tilgrem küsste sie auf beide Wangen.
"Noch einmal warte ich nicht so lange" sagte er mit weicher
Stimme, und Aran hatte den Verdacht, dass da doch noch mehr war zwischen den
beiden.
9. Heradin
Heradin war wieder einmal unterwegs in das 'Vierte Land', um auf Befehl
seines Vaters die dortigen Truppen niederzuschlagen. Wenn schon Hiobes nicht
den Anspruch auf das Territorium erheben konnte, sollte ihn wenigstens
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