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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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unweigerlich zur Sprache kommen würde. Von selbst hätte er jedenfalls
das Gespräch nicht in diese Richtung gelenkt.
    "Ich frage nur, weil mir nicht verborgen geblieben ist, wie Du mit
Marela geflirtet hast. Du musst wissen, das Mädchen ist mir sehr ans Herz
gewachsen. Sie ist für mich wie eine eigene Tochter, und sie sieht mich
inzwischen als ihren zweiten Vater an. Ich könnte nicht tatenlos dabei zusehen,
wie ihr Herz gebrochen würde. Das verstehst Du doch?"
    Nun fühlte sich Aran doch etwas unbehaglich. Ein paar Minuten vergingen,
in denen er sich gründlich seine Antwort überlegte. Er war Tilgrem sehr
zugetan, so dass es ihm falsch erschien, eine belanglose Floskel
herunterzuleiern oder ihn anzulügen. Sein Freund hatte eine ehrliche Antwort
verdient. Aber so leicht war das nicht. Aran selbst war sich nicht ganz klar
über seine Gefühle Marela gegenüber.
    "Ich will ehrlich zu Dir sein", sagte er zu Tilgrem. "Ich
kann Dir keine Antwort geben, die Dich zufriedenstellen wird, denn ich weiß sie
selbst nicht genau. Tatsache ist, dass ich mich ganz offensichtlich in Marela
verliebt habe. Ich konnte mich einfach nicht ihrem beherzten und beschwingten
Wesen entziehen. Sie war vom ersten Moment an wie ein Engel für mich. In einer
Situation, in der ich genau das gebraucht habe. Ihre Uneigennützigkeit und
Hilfsbereitschaft und dazu ihre Fröhlichkeit, haben mir wohl den Verstand
geraubt. Als ich sie dann immer näher kennenlernen durfte, habe ich erkannt,
was mir da für ein wertvoller Mensch begegnet ist. Es ist nicht nur ihre
Schönheit. Alles an ihr bewundere ich. Ich habe mich nicht an ihr vergriffen,
wenn Du das meinst. Obwohl es mir nicht immer leicht gefallen ist, den
Verlockungen zu widerstehen. Wir haben auch beide über unsere Situation
gesprochen und ich habe Marela nicht in falschen Hoffnungen gewogen. Sie weiß,
wie sehr ich Kirana liebe und wie sie mir fehlt. Trotzdem ...",
    Aran schoss die Schamesröte ins Gesicht,
    "... einmal haben wir uns geküsst, besser gesagt, sie hat mich
geküsst und ich konnte mich nicht wehren."
    Aran wusste selbst nicht, warum er Tilgrem dies auf die dicke Nase band,
und ärgerte sich schon fast über sich selbst.
    "Im letzten Sommer wollte ich Kirana bereits bitten, mich zu
heiraten. Dann ist das Unglück geschehen und ich musste aufbrechen. Ich habe
Kirana versprochen, dass alles gut würde und wir noch ein ganzes Leben lang
Zeit für uns hätten. Nun hatte ich schon so lange keine Frau, dass ich gar
nicht mehr weiß, was ich denken soll. Marelas Kuss geht mir nicht aus dem Kopf
und die Gedanken daran, was Kirana wohl gerade tut, ob es ihr gut gehe,
quetschen mir das Herz. Aber eines kann ich Dir versprechen: Ich werde Euch
nicht enttäuschen. Niemals werde ich zulassen, dass Marela oder auch Kirana meinetwegen
leiden müssen. Ich werde mich zusammenreißen und versuchen, nur noch an Kirana
zu denken."
    Tilgrem hatte ohne ihn zu unterbrechen aufmerksam zugehört und sagte mit
einem unverhohlenen Grinsen im Gesicht:
    "Ich weiß Deine Offenheit zu schätzen und freue mich über Deine
ehrbaren Absichten, mein Freund, das beruhigt mich doch sehr und ich glaube Dir.
Ich will Dir einen Vorschlag machen: In Basab haben wir beide jede Menge
Gelegenheit uns etwas auszutoben. Gerade für Dich würde das bedeuten, dass Du
Dir Deiner Gefühle und Entscheidungen wieder sicherer werden könntest. Es gibt
dort unzählige Hurenhäuser ..."
    Aran hob die Hand und wollte Tilgrem unterbrechen, der aber sprach
bereits weiter:
    "… Wie gesagt, unzählige. Auch, wenn Du abwinkst, gibt es einige
Dinge, die ich Dir dazu sagen möchte, und ich bitte Dich, mich anzuhören, denn
schneller, als der Schmiedehammer auf dem Amboss landet, hast Du die Weiber am
Hals, auch wenn Du lieber Deine Ruhe haben würdest. Aber wenn es sich doch
einmal begeben sollte, so denke daran, was ich Dir sage."
    Tilgrem erzählte ganz offen von seinen eigenen Erfahrungen in diesen
Kreisen, gab Aran Tipps zur Auswahl der Frauen und zum Ablauf der Bezahlung. Er
erklärte ihm, worauf er sonst noch bei seiner Wahl achten sollte.
    Aran hörte sich geduldig die gutgemeinten Ratschläge an, die Tilgrem ihm
bezogen auf das " Heiße Viertel" , wie es offensichtlich
unter Kennern genannt wurde, zukommen ließ. Letztlich winkte Aran ab mit den
Worten:
    "Das ist nichts für mich. Es gab eine Zeit, da konnte ich gar nicht
genug bekommen von der holden Weiblichkeit. Seit ich Kirana kenne, hat sich das
geändert. Ich hatte einfach

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