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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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wem. Aber es war in
einen Dolchgriff eingelassen. Es muss bei einem unserer Gäste gewesen sein. Es
ist nur so ewig lange her. Hier kehren viele Reisende ein und sie kommen aus
allen Richtungen. Sogar einige Legionen aus dem 'Vierten Land' haben wir
bereits bewirtet. Aber auch Kaufleute, Reisende und sogar Banditen haben hier
schon Einzug gehalten. Ein Soldat war meines Erachtens aber nicht der Besitzer
des Dolches, obwohl es eine sehr edle Arbeit war, ich glaube es war eher einer
der Räuber. Mir fällt gerade ein, wie einer mit der Dolchspitze immerzu am Holz
der Tische hier herumgeschnitzt hat, aber wenn ihr mich nach einem Gesicht
fragt, muss ich passen. Daran kann ich mich wirklich nicht erinnern. Vielleicht
solltet Ihr in Basab dem Kerker mal einen Besuch abstatten und die einsitzenden
Verbrecher befragen. Wenn da jemand drin sitzt, der das Emblem erkennt, dann
ist er entweder selbst der Gesuchte oder er kennt ihn."
    Aran spürte sein Herz klopfen. Endlich einmal kamen sie ihrem Ziel ein
kleines Stück näher. Die Idee mit dem Kerker würden sie auf jeden Fall
umsetzen. Tilgrem wusste sicher, wie sie da hereinkommen würden. Zur Not
mussten sie die Wachen eben bestechen. Sie mussten auf jeden Fall einen Weg
finden, mit den Insassen zu reden.
    Die Wirtsleute erzählten ein paar lustige Geschichten von Reisenden,
erhoben sich dann aber mit der Begründung, noch ein wenig in der Küche arbeiten
zu müssen. Nun waren Aran und Tilgrem unter sich. Sie begannen sogleich eine
heftige Diskussion und stellten alle möglichen Vermutungen an. Gleich in den
ersten Tagen nach ihrer Ankunft in Basab wollten sie sich umhören, wie man am
besten zu den Gefangenen vordringen konnte, ohne Verdacht zu erregen.
    Es war spät geworden. Aran und Tilgrem gingen vor das Reisehaus und
wollten noch einmal nach ihren Pferden sehen. Ruhig und sanftmütig standen die
Tiere auf der Wiese und begrüßten ihre beiden Herren mit einem leisen Wiehern.
Auf der Oberfläche des Kristallsees hatte sich ein gespenstischer Dunst
verteilt, und ließ inmitten der Dunkelheit nur eine Sicht von wenigen
Mannslängen zu. Aran trat an das Ufer und lauschte. Außer einem vereinzelten
Platschen, wenn ein Frosch von einem Seerosenblatt ins Wasser hüpfte oder dessen
energischem Quaken auf der Suche nach einer Braut, war kein einziges Geräusch
zu hören. Selbst die Tiere des nahen Waldes schienen bereits zu schlafen. Dicke
Wolken hatten sich vor die Monde geschoben und Aran befürchtete, morgen ihre
Reise im Regen fortsetzen zu müssen.
    "Komm, mein Freund, lass uns zu Bett gehen", unterbrach
Tilgrem Arans Gedanken.
    "Ja, gehen wir! Ich hoffe nur, dass wir in Basab Glück haben werden
und sie uns in den Kerker hineinlassen."
    Gemütlich gingen sie zu ihren jeweiligen Zimmern und Aran fiel in einen
unruhigen Schlaf.
    Der Morgen war dunstig und trübe. Es hatte die ganze Nacht geregnet und
über dem Boden lag der Nebel, wie über einem Badezuber. Aran hätte sich am
liebsten noch einmal umgedreht, aber Tilgrem war wieder einmal schon fix und
fertig und bereit zum Frühstück.
    "Geh, Du nur schon vor, ich komme gleich nach", sagte Aran und
erhob sich mühsam. Das Wetter schien ihm aufs Gemüt zu schlagen. Er hatte das
Gefühl, die dicken schwarzen Wolken würden mit zähem Schleim seinen Geist
verkleben. Bevor er sich auf den Weg zu Tilgrem machte, packte er schnell seine
sieben Sachen zusammen. Schließlich war er auf der Suche nach der Wahrheit und wollte Tilgrem nicht ständig warten lassen.
    Der Regen hatte aufgehört, aber noch wollte die Wolkendecke nicht
aufreißen. Der Weg nach Basab, parallel zum Kristallsee, war schlammig und
wurde von breiten Rillen durchzogen, durch die sich in der Nacht Ströme von
Regenwasser einen Weg zum See gesucht haben mussten. Aran und Tilgrem
delegierten vorsichtig ihre Pferde durch das unwegsame Gelände. Rechterhand bot
der Kristallsee einen Anblick, wie aus einem Märchen. Der Dunst lag auf der
Wasseroberfläche, aber dahinter, auf den Kristallbergen, spiegelte sich etwas,
das die Sonne erahnen ließ. Es glitzerte und funkelte, als wären Säcke voller
Diamanten darüber ausgeschüttet worden. Die Böschung auf ihrer Seite des Sees
war über und über mit Blumen und Gräsern bedeckt, die in der morgendlichen
Stunde einen betörend frischen Duft verströmten. Arans Lebensgeister kehrten
von Schritt zu Schritt mehr in ihn zurück. Er atmete auf und sagte:
    "Wir müssen uns wohl darauf einstellen, eine Zeit lang in Basab

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