Arbeit - Leben - Glueck
Widrigkeiten versuchen. Vielleicht hat er Glück, vielleicht nicht. Vom Talent allein hängt es jedenfalls nicht ab. Zweierlei ist wichtig für den ökonomischen Erfolg: Die Fähigkeit, seine Arbeit gut zu vermarkten, und ein sehr langer Atem. Um zu testen, ob man das schaffen kann, sei noch einmal auf die Fragen im Kapitel »Vor dem Start« verwiesen.
Kunst, Drogen und Geniekult. Ein Exkurs
Einige Künstlerkarrieren gehen mit der Zeit in eine Drogenkarriere über. Woher kommt die Verquickung von Kunst und Drogen? Und was ist so schlecht daran? Sind nicht viele große Künstler bekennende Opiumesser, Kokser, Haschischraucher, Trinker und Morphinisten? Führen uns nicht Autoren wie Charles Baudelaire, Arthur Conan Doyle oder Ernest Hemingway vor, dass man bestimmte Einsichten nur gewinnen kann, wenn die Barrieren des Bewusstseins mithilfe von Alkohol und Drogen überwunden sind?
Wer glaubt, dass Drogen die Kunstproduktion fördern, sieht in der Kunst vor allem einen Akt der Überschreitung und koppelt diese an biochemische Wirkprozesse. Das ohnehin reiche Innenleben soll mit Drogen auf Hochtouren gebracht werden, damit etwas Genialeres herauskommt als im nüchternen Zustand. Kunst wäre dann nicht das Ergebnis von Arbeit, sondern von besonderen Momenten, die durch Drogenkonsum hervorgerufen werden.
Funktioniert der Geist also wie ein Zigarettenautomat, wo man oben etwas reinwirft, damit unten etwas rauskommt? Es gibt mit Sicherheit viele Bilder, Texte oder Musikstücke, die im Drogenrausch entstanden sind. Aber wie sich Drogen auf die Schaffenskraft nun genau auswirken, weiß niemand |88| so recht. Der Philosoph Walter Benjamin hat versucht, dahinterzukommen, und es gibt eine Begegnung zwischen Goethe und Schiller, die einmal die Wirkung von Marihuana auf ihre Dichtkunst ausprobieren wollten. Goethe hat das Geschehen protokolliert und Schiller schrieb während der mehrstündigen Sitzung den Anfang eines Gedichts: »Ein braver Knecht war Fridolin, ergeben der Gebieterin«.
Keiner weiß, ob etwas entsteht,
weil
man Drogen nimmt, oder ob sich eine gute Idee
trotz
aller Drogen durchsetzen kann. Tatsache ist jedoch, dass jeder Rausch Hirnzellen zerstört und damit jenen Teil des Körpers, der für die Kunstproduktion zuständig ist.
Macht und Reichtum: Warum wir arbeiten II
Der arme Poet, der freie Tischler, der Arbeiter Joe: Es ist völlig klar, dass es keinem der drei um Macht und Reichtum geht und sie trotzdem ein glückliches, erfülltes Leben führen. Menschen, denen es um die gute Sache geht, denen die Arbeit einfach nur Spaß macht oder die künstlerisch tätig sein wollen, sind oft demonstrativ weder an Macht noch an Reichtum interessiert. Wenn man sie fragt, was für sie der tiefere Sinn ihres Tuns ist, dann antworten sie oft: die Arbeit an einer schönen, einer besseren, einer selbst gestalteten Welt.
Es gibt jedoch auch Menschen, die wollen vor allem erfolgreich sein und Karriere machen. Sie träumen von Macht und vom großen Geld. Ob ihnen der Weg dahin nun Spaß macht oder nicht: Hauptsache, sie kommen ans Ziel. Sie agieren in erster Linie nutzenorientiert, alles andere ist zweitrangig. Mit der Arbeit um ihrer selbst willen scheint das nichts zu tun zu haben. Sobald es um Macht und Reichtum |89| geht, wirken der arme Poet, der freie Tischler und der Arbeiter Joe wie Wesen von einem anderen Stern.
Wie kann man Menschen beschreiben, für die Macht und Reichtum der wichtigste Sinn der Arbeit ist? Und was treibt sie an? Eine mögliche Antwort ist die folgende: Der Wunsch nach Macht und Reichtum wird durch äußere Reize geweckt. Es handelt sich um Versuchungen, denen bestimmte Menschen eben zum Opfer fallen. Aber es gibt auch noch eine andere, weniger diskriminierende Antwort: Der Wunsch, viel Geld zu machen oder Bundeskanzler zu werden, ist ebenso ein inneres Anliegen wie ein Gedicht zu schreiben, einen Tisch zu bauen oder eine Maschine zu reparieren. Der erfolgreiche Abschluss eines Geschäfts kann die gleichen Glücksgefühle auslösen wie das Einüben eines Klavierkonzerts von Beethoven. Macht und Reichtum können denen, die sich dazu hingezogen fühlen, Spaß machen und sich mit ihren Bedürfnissen vollkommen decken.
Und um es noch weiterzutreiben: Selbst jemand, dem es darum geht, Kunstwerke zu schaffen, kann gleichzeitig sehr viel Geld damit verdienen wollen. Es gab immer schon Künstler, die Kunst und Kommerz miteinander verbunden haben, ohne dass die Kunst unter dieser Verbindung gelitten
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