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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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Von einigen namhaften Autoren oder gefragten Experten abgesehen verdient jede Putzhilfe mehr als ein freier Journalist. Die Verleger bieten oft nur ein so genanntes Zeilenhonorar; der Zeitaufwand für einen Text wird nicht abgegolten. Bemüht sich der Autor, einen möglichst guten Text zu schreiben, hat er davon nur Nachteile, denn ein guter Text braucht länger als ein schlechter. Wenn ein freier Journalist wirtschaftlich überleben will, muss er möglichst schnell möglichst viel schreiben. Viel, aber auch nicht zu viel, denn ein Text, der länger ist als vereinbart, wird in der Redaktion meistens wieder gekürzt. Nur der tatsächlich gedruckte Text wird später honoriert, nicht der abgelieferte, es sei denn, Autor und Verleger haben es anders vereinbart. Feste freie Autoren erhalten in der Regel kein Zeilenhonorar, sondern werden für ihre Arbeit pauschal bezahlt.
     
    Wer die Freiberuflichkeit ins Auge fasst, prüft vorher die Marktsituation. Er überlegt, ob das, was er anzubieten hat, auch nachgefragt werden könnte. Für eine solche Marktanalyse sind Wirtschaftskenntnisse erforderlich, aber auch Kulturkenntnisse. Man muss einschätzen können, ob die Zeit für eine Idee oder ein Produkt reif ist, und man muss das Finanzielle durchkalkulieren:
Was braucht man in einem Jahr, um zu leben und ein Büro zu unterhalten?
Wie viel muss man für Krankheit, Auftragsmangel und Alter zurücklegen?
Welche Kosten entstehen?
Welche Einkünfte könnten dem gegenüberstehen?
    Gegen die Risiken ihres Berufslebens sichern sich Freiberufler und Selbstständige durch private Vorsorge ab, sie sind also |118| meist weder in der gesetzlichen Krankenkasse noch zahlen sie etwas in die staatliche Rentenversicherung ein noch erhalten sie Arbeitslosengeld, wenn sie pleite sind. Anfangs machen viele von ihnen nur Verluste und wenig Umsatz. Dafür zahlen sie weniger Steuern und das Finanzamt drückt bei der Steuererklärung einige Jahre lang beide Augen zu. Doch irgendwann schlägt die Stunde der Wahrheit: Wer dauerhaft keine Gewinne erzielt, bekommt die Selbstständigkeit wieder aberkannt.
     
    Für den Weg in die berufliche Selbstständigkeit gibt es mittlerweile viele staatliche Beihilfen und Anreize. Sowohl von der Bundesagentur für Arbeit für die Gründung einer Ich-AG als auch von der Bundeskreditanstalt für Wiederaufbau sowie von den Ländern und Kommunen, die verstärkt an Existenzgründern interessiert sind. Jahrelang ist die Zahl der Selbstständigen weltweit gesunken. Viele kleine und mittlere Firmen gingen wegen der Marktmacht der Großen kaputt, eine mittelstandsfeindliche Politik und ebensolche Gewerkschaften taten ein Übriges. Doch mittlerweile hat man wieder im Blick, dass Existenzgründer die Arbeitslosenstatistik und die sozialen Systeme entlasten. Erstens von sich selbst und zweitens von anderen, nämlich dann, wenn sie erfolgreich sind und Arbeitsplätze schaffen. Allein auf die Gruppe der Freiberufler kamen Anfang 2004 rund 2,5   Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 160   000   Ausbildungsplätze.
     
    Wie hoch das monatlich zur Verfügung stehende Einkommen von Freiberuflern und anderen Selbstständigen sein wird, lässt sich nicht voraussagen. Zwar werden Honorare und Preise für Leistungen verbindlich ausgehandelt, aber das Einkommen kann trotzdem sehr stark schwanken. Wie auf dem übrigen Arbeitsmarkt kommt es auf Angebot und Nachfrage an, aber Selbstständige und Freiberufler sind den Gesetzen |119| des Marktes viel stärker ausgeliefert als die festen Arbeitnehmer.
    Die klassischen Freiberufe Anwalt, Arzt und Apotheker erbringen wohl immer noch die berechenbarsten Einkommen. Angehörige dieser Berufe sind vor einem allzu freien Wettbewerb durch Werbeverbote und Gebührenordnungen geschützt sowie durch Interessenverbände (Ärztekammer, Apothekerkammer, Anwaltskammer) politisch vertreten. Aber auch bei ihnen unterliegt der wirtschaftliche Erfolg starken Schwankungen. Nicht alle Apotheker fahren einen Porsche und nicht alle Ärzte haben eine Villa am Meer.
    Bei Apothekern zum Beispiel entscheidet vor allem die Geschäftslage über den wirtschaftlichen Erfolg, während die so wichtige Arzneimittelberatung ihnen nichts einbringt außer Prestige. Auch ein Arzt bekommt für das Gespräch mit seinen Patienten nur wenig Geld. Für ihn rechnet sich, was er mit dem Patienten
macht:
messen, untersuchen, testen, Medikamente verordnen. Je besser seine Praxis mit Apparaten aller Art ausgestattet ist,

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