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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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ist, dass sie jemals untergehen, weil überhaupt keine Kunden oder Mitglieder mehr da sind. Doch auch schon die langsam schwindende Nachfrage ist eine Gefahr: Eine Institution wie etwa die Kirche, die ursprünglich sehr viele Mitglieder hatte, ist mit der Anzahl der Gläubigen gewachsen und unterhält entsprechend viele Ableger: Pfarreien, Büros, Bildungseinrichtungen. Sinken die Mitgliederzahlen, gehen all diese Arbeitswelten mittelfristig zugrunde. Kirchen stehen leer, Pfarrstellen werden gestrichen, Klöster verfallen, Geldströme versiegen, weil immer weniger Menschen Kirchensteuer bezahlen und sonntags nichts mehr in den Klingelbeutel werfen, weil sie nicht mehr zur Kirche gehen.
    Im günstigsten Fall ist es so: Wer einen eigenen Laden hat, eine Partei führt oder Papst ist, denkt immer an das Ganze. Und wer an das Ganze denkt, kann es nicht allen recht machen. Entweder man zahlt Spitzengehälter, verlangt von niemandem Überstunden und stellt mehr Leute ein, als man eigentlich braucht, damit es alle ein bisschen lockerer haben. Dann kann es allerdings sein, dass man im Vergleich zu anderen zu teuer ist und die Kunden deshalb zur Konkurrenz |195| abwandern. Oder man hält das Geld zusammen, macht so viel Profit wie möglich, damit man in schlechten Zeiten eine Rücklage hat, der Aktienkurs nicht fällt und man nicht von anderen Firmen aufgekauft wird.
    Drei Planeten
    Arbeitswelten haben viel gemeinsam. Diese Gemeinsamkeiten ergeben sich aus der Zugehörigkeit zu einem Wirtschaftsraum und einer für alle gültigen Rechtsordnung. Es gibt jedoch auch viele Unterschiede: In einem großen Unternehmen herrscht ein anderer Ton als in einem kleinen, in einer Behörde ticken die Uhren langsamer als in einer Werbeagentur, und wer bei Greenpeace arbeiten will, braucht eine andere Einstellung als jemand, der in einem Mineralölkonzern Karriere macht. Man kann zwischen drei Planeten wählen. Das jeweilige Binnenklima lässt sich am besten anhand der Frage erklären, wo eigentlich das Geld herkommt.
Wirtschaftsunternehmen: Der Zweck eines Wirtschaftsunternehmens ist das Kaufen und Verkaufen, es ist marktwirtschaftlich ausgerichtet. Seine Existenz hängt davon ab, dass es mehr Gewinne als Verluste macht und neben seinesgleichen bestehen kann. Entsprechend konkurrenz- und leistungsorientiert ist die Arbeitswelt. Man muss sich durchboxen, kämpfen und vieles einstecken, oft bis zum Umfallen arbeiten, wenn man es zu etwas bringen will. Aggressive Konkurrenzkämpfer steigen schnell auf.
     
Staat: Die staatliche Arbeitswelt, das sind Ministerien, öffentliche Dienste, Behörden, Gerichte, Bildungseinrichtungen und Verwaltungen. Sie alle sollten sich jederzeit dem |196| Gemeinwohl verpflichtet fühlen, da sie ausschließlich aus Steuermitteln finanziert werden. Für die Lebensqualität der Bürger, für ihre Rechtssicherheit und für ein funktionierendes öffentliches Leben sind staatliche Einrichtungen unverzichtbar, auch wenn sie oft nicht besonders effizient arbeiten. Von einem Wirtschaftsunternehmen unterscheidet sich die staatliche Arbeitswelt vor allem durch ihre Existenzsicherheit. Sind die öffentlichen Kassen leer, wird gespart oder es werden neue Schulden gemacht. Die staatliche Arbeitswelt ist relativ stabil, von einigen Bereichen abgesehen: Viele nicht verbeamtete Mitarbeiter an Universitäten, also Dozenten, Assistenten, Doktoranden und Habilitanten, arbeiten oft viele Jahre unter extrem unsicheren Bedingungen. Auch Lehrer auf Zeit oder Referendare stehen nicht so gut da. Erst mit der Verbeamtung würde sich ihre Lage ändern. Beamte haben die sichersten Arbeitsplätze, Einkommenssteigerungen erfolgten bisher nicht nach Leistung, sondern automatisch im Lauf der Zeit. Für 2005 ist allerdings eine Reform des Beamtenrechts geplant. Leistung soll künftig auch für Staatsdiener ein Thema sein. Arbeitsplatzkonkurrenz spielt jedoch nach wie vor nur bei der Vergabe eines Postens eine Rolle, später nicht mehr.
     
Interessenverbände: Von der privaten Hochschule bis zu amnesty international, von der evangelischen Kirche bis zum ADAC, von der freiwilligen Feuerwehr bis zu den Gewerkschaften: Verbände, Vereine, Initiativen oder Parteien verfolgen politische oder kulturelle Ziele, vertreten die Interessen bestimmter Bevölkerungsteile oder dienen dem Gemeinwohl. Sie beruhen auf privater Initiative. Ihre Existenz hängt vor allem davon ab, dass sie möglichst viele Mitglieder haben, Zuschüsse und Spenden bekommen. Viele

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