Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
Brotgetreide ist der richtige Erntezeitpunkt entscheidend für den Erfolg oder Mißerfolg. Viel Erfahrung und zur Not ein wenig Nachhilfe mit den richtigen Mikrobenkulturen sind nötig, um den komplexen Silageprozeß zu steuern.
Jede der über vier Millionen deutschen Milchkühe wird so umfangreich überwacht und verdatet, daß es Post-Privacy-Anhängern nur den grünen Neid ins Gesicht treiben kann: Ein Bewegungssensor am Fuß erfaßt jeden Schritt, ein oder sogar mehrere Funkchips und Marken im Ohr erlauben die Identifizierung. Befindet sie sich auf der Weide, gibt es bereits satellitengestützte Systeme, die den Standort und das Bewegungsmuster des Tieres auf dem Mobiltelefon des Landarbeiters anzeigen können. So sind auch die etwa 600.000 deutschen Fleischrinder überall erfaßt, die in der Regel im Frühjahr und Sommer auf der Weide gehalten und erst im Herbst eingestallt werden. Sind die Kühe tragend, werden die speziell dafür vorgesehenen, etwas großzügiger gebauten Ställe nicht selten videoüberwacht, um einen permanenten Blick auf die Tiere zu haben, bevor sie ihre ungefähr vierzig Kilogramm schweren Kälber bekommen.
Auch am Melkroboter, die Bauern bereits seit über zehn Jahren nutzen können, wird die Kuh anhand ihres individuellen Funkchips erkannt. Sie kann den Zeitpunkt, wann sie in den Roboter hineintritt, selbst wählen, die Maschine verzeichnet den Zutritt nur. Um die Motivation zu erhöhen, liegt im Roboter ein Schmankerl zur Belohnung bereit: individuelles Kraftfutter für jede Milchkuh. Je höher die Energiekonzentration dieses Futters ist, desto attraktiver ist es für das Tier. Verläßt die Kuh nach dem Melken und dem Genuß des Leckerlis den Roboter nicht, geht nach einiger Zeit ein Alarm auf das Mobiltelefon des Wachhabenden.
Da der Roboter gänzlich ohne Menschen betrieben wird, mußten sich die Ingenieure einen Mechanismus zur Stimulierung der Milchkuh ausdenken. Denn ohne diese Stimulierung gibt die Kuh keine Milch. So drehen sich am Euter des Tieres mehrere Bürsten, bevor das Melkzeug mit Hilfe von Lasermessungen oder bei anderen Modellen von angebrachten Kameras automatisch angesetzt wird. Ihre abgegebene Milchmenge und -qualität wird zusammen mit der Tiernummer sofort erfaßt und gespeichert, ebenso wie das Ergebnis von Schnelltests der Milch hinsichtlich der elektrischen Leitfähigkeit und Temperatur, die Hinweise und Frühindikatoren auf Krankheiten geben sollen. Wenn die Kuh gerade krank ist und Medikamente bekommt, ist ihre Milch gesperrt. Durch den Chip am Bein kann der Melkroboter das Tier erkennen und pumpt solche Milch, die zur Vernichtung bestimmt ist, in einen separaten Tank, da sie Rückstände der Medikamente oder Krankheitserreger enthalten kann.
Welche Medizin die Kuh wann bekommen hat, wird genauso in Datenbanken erfaßt, wie von welchem Stier sie wann befruchtet wurde, wann sie gekalbt hat und von welchen Eltern sie abstammt. Alle Parameter, die über ihre Ernährung, ihr Gewicht, ihre Milch und deren genaue Zusammensetzung, ihre körperlichen Merkmale oder Auffälligkeiten bekannt sind, werden in einem Datenbankeintrag zusammengefaßt, zusätzlich alle Daten aus den Melkrobotern, von den Milchkontrollen und von jeder ärztlichen Behandlung. Falls die Kuh bereits genotypisiert wurde, kommen auch ihre DNA-Daten zum Eintrag hinzu. Ihr Futter in seiner exakten Herkunft und Zusammensetzung ist ebenfalls vollständig aufgezeichnet, nach den Futtermittelskandalen der letzten Jahre sind Vorgaben heute noch genauer und Kontrollen üblich.
In einer zentralen bundesweiten Datenbank wird zudem jedes Rind in Deutschland verzeichnet. Innerhalb von sieben Tagen sind die Bauern gehalten, aktuelle Änderungen bekanntzugeben, etwa wenn Kühe verkauft oder geschlachtet werden.
Neben Melkrobotern, die ohne Zutun von Menschen arbeiten und heute bundesweit gut die Hälfte aller Neuinvestitionen bei Melkmaschinen ausmachen, gehört auch eine teilautomatisierte Melkanlage zum Standard in den meisten Kuhställen. Nicht nur, daß in früheren Zeiten etwa fünfmal mehr Menschen in einem mittleren Agrarbetrieb gearbeitet haben als heute, auch die körperlichen Anstrengungen konnten reduziert werden. Eine für den Melker ergonomisch verstellbare Höhe des Fußbodens in der teilautomatisierten Melkanlage macht das früher schultern- und rückenbelastende Melken der Kühe weniger anstrengend.
Anders als der Stall, der trotz permanenter automatisierter Reinigung und regelmäßiger
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