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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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ausgerichtet und an einer Längsseite und den beiden Schmalseiten offen. Dort, wo die Wände eines geschlossenen Gebäudes wären, sind stattdessen feinmaschige Gitter und Rollos, um im Sommer Schatten zu spenden und den Wind zu regulieren. Kühe sind ausgesprochen unempfindlich gegenüber kalten Temperaturen, selbst bei minus zwanzig Grad, aber sommerliche Hitze ab etwa fünfundzwanzig Grad und darüber setzt ihnen zu. Die optimale Temperatur für eine Milchkuh liegt zwischen zehn und vierzehn Grad. Die luftige Atmosphäre eines offenen Stalls kommt ihr daher entgegen. Große Ventilatoren sorgen im Sommer zusätzlich für Luftzufuhr und Abkühlung.
    Zwischen langen Reihen mit den Steh- und Liegeflächen für die Kühe bewegt sich nahezu lautlos ein sogenannter Spaltenreinigungsroboter, der ohne Unterlaß den Boden vom Kot der Tiere reinigt und die schmalen Spalten zwischen den Brettern freihält, die den Boden in den Gängen des Stalls bilden. Er kann sich zwölf oder mehr Stunden auf dem Spaltenboden bewegen, bevor er aufgeladen werden muß. An Hindernissen stoppt der Roboter selbständig. Und falls er sich mal vor dem Eingang zum Melkroboter für eine Stunde festsetzt und den Zugang für die Kühe blockiert, dann geht ein Alarm auf das Mobiltelefon des Bauern raus. Alarm-Handypläne sorgen dafür, daß tatsächlich immer ein Mensch das Notfalltelefon im Blick hat und die Art der Störung zur Kenntnis bekommt. Denn die Kühe steigen nicht über die Maschine in Signalfarben hinweg, der Roboter muß daher in einem solchen Fall durch einen Menschen vom Melkrobotereingang entfernt werden.
    An der langen Vorderseite des Stalls liegt das Futter für die Kühe bereit. Es wurde außen an den Stall herangefahren, eine Mischung aus Silage, Heu und Kraftfutter, das aus eiweißreichen Pflanzen hergestellt wird. Die großen Mengen Wasser, die nötig sind, werden bereits seit langem maschinell in die Ställe befördert, mindestens achtzig Liter pro Tag für jede Milchkuh. Es werden auch Tränkautomaten in den Ställen eingesetzt, um die individuelle Wassermenge pro Kuh zu messen und anzupassen.
    Kühe fressen langsam, systematisch und gründlich, viele Stunden am Tag. Landwirte sprechen von einem »Energiesog«, wenn sie ausdrücken wollen, daß Milchkühe ganz erpicht auf energiereiche Nahrung sind. Dazwischen liegen sie lange im Stall auf Gummimatten und käuen wieder oder bewegen sich frei zwischen den Gängen und Boxen, denn nur noch sehr wenige Bauern binden ihre Tiere im Stall an. Manche Milchkuhbauern bevorzugen statt der Matten in den Ställen Kork, Schaumstoff, Stroh, Wasserbetten oder Kombinationen davon. Selbst eine Institution vergleichbar mit der »Stiftung Warentest« existiert im Agrarbereich, die dabei hilft, bei der Fülle an Produkten und technischen Innovationen eine gewisse Vergleichbarkeit zu schaffen und den Überblick zu verbessern. Die von Bauern »Kuhkomfort« genannte Ausrichtung der Ställe auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Tiere dient einerseits im Wortsinn dem Komfort der Kuh, andererseits trägt er zu weniger Krankheiten, also weniger Ausfällen bei und damit unmittelbar zu höheren Erträgen und einer wirtschaftlichen Haltung.
    Die Silageanlage für das Futter ist in Sichtweite des Stalls, eine relativ simpel aussehende Anordnung aus einem betonierten Platz, zwei Wänden und einem riesigen Haufen mit großen Planen abgedeckten Pflanzenmaterials. In einer solchen Anlage wird nicht selten Futter im Wert von über hunderttausend Euro gelagert, das unter der Abdeckung heranreift und mehrmals täglich mit einem kleinen Radlader zu den Ställen gefahren wird. Roboter, die selbständig das Futter an der richtigen Stelle aufhäufen, sind aber bereits für rund zehntausend Euro verfügbar.
    Das Silieren ist eine milchsaure Gärung, die das zuvor geschredderte Futter lange haltbar macht, Pflanzenstoffe aufschließt und so für das Vieh besser verdaubar werden läßt. Von dem Futterhaufen geht ein säuerlich-fader Geruch aus, der über dem ganzen Hof liegt. Wenn das Futter stark nach Essig oder gar buttersäurig riechen sollte, hat der Bauer ein großes Problem – die falschen Mikroorganismen haben sich zu stark vermehrt und können zu nicht verdaubarem oder gar krankmachendem Futter führen. Viel hängt davon ab, in welchem Zustand Heu, Futtermais, Luzerne oder Getreide in die Silageanlage kommen. Sind die Pflanzen schon angewelkt oder zu feucht, kann es schnell zu Problemen kommen. Wie schon beim

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