Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
vorzustellen, wie die Welt in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren aussehen wird. Viele Arbeitsplätze, die uns auf unserer Reise begegnet sind, wird es in dieser Form nicht mehr geben, oder sie werden nicht wiederzuerkennen sein.
Am wenigsten wird sich wahrscheinlich noch die Welt der Bauern und Viehzüchter verändern. In diesem Bereich arbeitet hierzulande heute ohnehin nur noch ein Bruchteil der Menschen, die einst in der Landwirtschaft tätig waren, und hier ist die Technisierung bereits weit fortgeschritten. Mit autonomen Maschinen werden sie noch größere Flächen bearbeiten können und noch mehr Tiere betreuen, aber an der grundlegenden Struktur ihrer Arbeit und an den dazu notwendigen Menschen wird sich nur noch wenig ändern.
Schon in der Mühle jedoch können die Veränderungen gravierend sein, obgleich auch hier nur noch eine im Vergleich mit früheren Zeiten geringe Anzahl Menschen das Mehl und andere Waren produziert. Die kaufmännischen Prozesse aber, der Ankauf des Getreides und der Verkauf der Mühlenprodukte bieten sich in einer weiter vernetzten und digitalisierten Wirtschaft geradezu für algorithmische Optimierung an. Systeme mit begrenzter künstlicher Intelligenz wären, wenn sie über eine hinreichende Datenbasis verfügen, gut in der Lage, einen Großteil der Routineaufgaben zu übernehmen. Hart treffen dürfte es die vielen Laboranten, deren Aufgaben zu einem großen Teil von automatisierten Labor- und Analysesystemen übernommen werden. Solche Systeme beginnen heute schon Einzug in die Mühlen zu halten.
Die Montagearbeiter, die Mähdrescher, Landmaschinen, Mühlen und auch Roboter zusammenbauen, werden robotische Mitarbeiter bekommen, die ihnen zur Hand gehen und Teile ihrer Aufgaben und damit ihrer Arbeitsplätze übernehmen. Inwieweit sich für ihre Kollegen in den Bereichen Wartung und Reparatur viel ändert, ist deutlich schwerer einzuschätzen, im Prinzip wird jedoch ihre Zahl durch die insgesamt größere Anzahl pflegebedürftiger, immer komplexerer Maschinen steigen.
Sollte es jedoch die von einigen Forschern anvisierten und vorhergesagten Technologiesprünge und Durchbrüche bei beschränkter künstlicher Intelligenz geben, die es menschenähnlichen Robotern erlauben würden, sich auch in komplexen, unübersichtlichen Umgebungen zu orientieren, könnte sich das Spiel grundlegend ändern. Dann würden in den Industrieanlagen und Werkstätten mobile Roboter stationiert, die Routinewartungsaufgaben selbständig erledigen. Bei größeren Problemen würde sich ein Mensch aus der Ferne auf den Roboter aufschalten und ihn per Telepräsenz direkt fernsteuern. Nur bei wirklich großen Problemen, Katastrophen und für den Einbau neuer Anlagen wären noch Menschen vor Ort.
In den Lagern und Logistikzentren scheint die nahe Zukunft bereits gut sichtbar: Immer weniger Arbeiter werden dort zu finden sein. Sie kümmern sich nur noch um Unvorhergesehenes, um Ausnahmen und das Anlernen neuer Prozesse und Materialflüsse. Ob in zwanzig Jahren noch Menschen hinter dem Lenkrad der Lastkraftwagen sitzen oder diese weitgehend autonom über die Autobahnen rollen, hängt allerdings weniger von der technologischen Entwicklung als von der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Versicherbarkeit autonomer Fahrzeuge ab. Angesichts der großen Zahl von Fern- und Kurierfahrern dürften diese Debatten wohl schwerlich rein rational ablaufen.
Wie viele Menschen in einigen Jahren noch in der Erdölverarbeitung tätig sind, hängt nicht nur vom Technologiefortschritt der Anlagen- und Steuerungstechnik ab, sondern auch davon, wie stark wir alle dann noch vom Öl abhängig sind. Der Druck, weniger klima- und umweltschädliche Energieformen zu finden und massenhaft einzusetzen, nimmt zu, denn trotz Fracking und immer neuer fortgeschrittener, bisweilen abenteuerlicher Fördermethoden werden die Ölvorkommen deutlich verringert, die Preise jedoch erheblich gestiegen sein – insbesondere wenn man die Folgekosten des Klimawandels durch die fossilen Brennstoffe mit einbezieht.
Auf der anderen Seite würde die Entwicklung und Einführung neuer Energie-, Transport- und Speichermethoden zumindest kurzfristig einen erheblichen Bedarf an Arbeitskräften für den Umbau der gesamten Energiewirtschaft erzeugen. Dieser Faktor ist eine der großen Unbekannten beim Versuch, die Zukunft der Arbeit zu prognostizieren. In der Geschichte der Technologieentwicklung gab es immer wieder solche gravierenden Umbrüche, bei denen die
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