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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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Bereichen wie Börsenzockerei gelandet.
    Nicht umsonst wird die Schließung des US-amerikanischen Teilchenbeschleunigerprojektes, die viele exzellente Physiker und Mathematiker als Quants an die Wall Street trieb, ganz wesentlich mit dafür verantwortlich gemacht, daß die Finanz- und Wirtschaftskrise so manifest und brutal wurde. Nicht nur die Zockerei an sich, auch der Mangel an Grundlageninnovationen zum Beispiel im Bereich von Energiesystemen, die nicht auf fossilen Brennstoffen beruhen, ist ebenfalls teilweise darauf zurückzuführen.
    Das Herunterfahren der Börsenspekulation nach der Krise führt allerdings nicht dazu, daß die ehemaligen Großverdiener nun als Wissenschaftler zurück in die Akademie gehen. Auf der Suche nach attraktiven Arbeitsplätzen landen sie eher bei Google und anderen Big-Data-Firmen, die mathematische, statistische und Algorithmentalente gerade gut gebrauchen können.
    Schaut man sich die Struktur der automatisierten, digitalisierten Wirtschaft an, so sind die größten kurzfristigen Gewinne an Effektivität und Produktivität aus der immer ausgefeilteren und immer schnelleren Auswertung der riesigen Datenberge zu erwarten, bei der Digitalisierung quasi wie nebenbei abgeworfen. Die dadurch entstehenden neuen Arbeitsplätze sind jedoch wenige, sie erfordern spezielles Wissen und Vorbildung, manchmal auch ausgeprägtes Talent, sei es als Softwareentwickler oder beim Entwurf neuer Ideen für Algorithmen. Wegrationalisiert werden dadurch nicht nur immer mehr Niedriglohnjobs, vor allem betroffen sind auch Aufgaben im Management, der Planung, Koordination, im Berichtswesen und in der Verwaltung der Unternehmen. Diese Tendenz zeigt einmal mehr den großen Irrtum der derzeitigen Bildungspolitik: Genau für diese geistigen Tätigkeiten auf unterem und mittlerem Niveau wird derzeit bevorzugt ausgebildet.
    Wie wichtig die Bedeutung von Talent, Einfallsreichtum und solider Bildung ist, zeigt sich vor allem in dem Bereich, der mehr und mehr zum Kern der Innovationsentwicklung geworden ist: der Softwareentwicklung. Die Bandbreite von Produktivität bei Programmierern ist geradezu riesig: Ein sehr guter Programmierer schafft sowohl qualitativ als auch quantitativ bis zu zehnmal mehr als ein durchschnittlicher, Ausnahmetalente bringen es bis auf die hundertfache Leistung.
    Während bei körperlichen, organisatorischen oder anderen geistigen Tätigkeiten die Leistungsbandbreite der Menschen um den Faktor zwei bis fünf liegt und die Chancen demzufolge als relativ gleich verteilt gelten, sind bei der Entwicklung von Programmen und Algorithmen die Unterschiede drastisch. Sie lassen sich nur zum Teil durch Bildung und Training nivellieren. Je früher aber damit begonnen wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.
    Statt diese Tatsache bei den Bildungsreformen zu berücksichtigen, geschieht zum Teil das genaue Gegenteil. Schon der Mathematikunterricht an den Schulen hätte zügig an die Gegebenheiten des neuen Zeitalters angepaßt werden müssen. Computergestützte Mathematik, bei der die Kinder mit Hilfe geeigneter Lernsoftware schon früh Spaß am Denken in komplexen Zusammenhängen und Algorithmen gewinnen und entsprechende Talente herausbilden und entwickeln können, sollte traditionelle Schulmathematik erweitern und umgehend eingeführt werden.
    Statt dessen wurden in einigen Bundesländern zuletzt Forderungen laut, den Informatikunterricht in der Schule einzuschränken oder auf die Bedienung gängiger Office-Programme zu redu zieren – eine fatale Fehleinschätzung. Bei den Grundlagen umfas sender Bildung versagt das heutige Schulsystem bereits in vielen Bereichen trotz oder wegen seiner – immer wieder betont – angestrebten Ausrichtung auf generische Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dank kurzsichtiger Experimente mit unzulänglichen Alphabetisierungsmethoden und dem impliziten Verlassen auf die Korrekturfunktionen der computerisierten Textverarbeitung beherrscht heute ein erschreckend hoher Teil der Schulabgänger nicht einmal die eigene Muttersprache noch richtig. Die gezielte Identifikation und Förderung von mathematisch-naturwissenschaftlichen Talenten, von denen schlußendlich die Zukunft der hiesigen Wirtschaft abhängt, bleibt oft genug dem persönlichen Engagement der ohnehin nicht selten überforderten Lehrer überlassen.
    Um besser zu verstehen, auf welche Welt wir zusteuern, sollten wir einen Blick in die Zukunft wagen. Treten wir einen Schritt zurück und versuchen wir, uns

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