Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
Vernetzung und die Nutzung der riesigen Datenberge, die die Digitalisierung produziert, ändern nun die Lage. Denn das Arbeitsumfeld der intelligenten, sensorgekoppelten Maschinen muß in Zukunft nicht mehr robotergerecht aussehen. Die Maschinen werden vielmehr zu direkten Kollegen – und gleichzeitig Konkurrenten der Menschen.
Wir stehen erst am Beginn einer weiteren Beschleunigung der rechnergestützten Automatisierung und Roboterisierung, die sich bis in den Kernbereich menschlicher Fähigkeiten ausdehnt: das Denken. Verschiedene Entwicklungen, die in den Labors etliche Jahre eher ein Schattendasein führten, kommen nun im Alltag an. Maschinelle Intelligenz, nicht im Sinne der Science-fiction, sondern viel kleinteiliger, im einzelnen »dümmer«, aber ungleich effizienter und schneller als das menschliche Gehirn, wird alltagstauglich. Gefüttert durch die alle Bereiche des Lebens und Arbeitens durchdringende Digitalisierung und Vernetzung und die dabei anfallenden unglaublichen Datenmengen, werden die Algorithmen und Technologien praxistauglich, die bisher in den Labors kaum große Beachtung fanden.
Die Vision von Maschinen, die uns die Arbeit abnehmen, ist schon alt, stets begleitet von der Erwartung negativer Tendenzen, aber auch optimistischen Szenarien der Zukunft. Welche Auswirkungen werden die nächsten Technologiewellen haben? Wie werden wir damit umgehen? Wird es plötzliche, technisch bedingte Massenarbeitslosigkeitsschübe geben? Wenn der Anteil der menschlichen Arbeit immer weiter zurückgeht, welche Jobs sind dann noch sicher? Müssen wir Arbeit in Zukunft ganz grundsätzlich neu bewerten? Und wann werden uns die Maschinen ersetzen?
Um diese Fragen beantworten und künftige Entwicklungen abschätzen zu können, hilft es, einen Blick in die unmittelbare Vergangenheit zu werfen. Ein Bereich, der in den letzten Jahrzehnten Rationalisierungs- und Automatisierungswellen durchlebt hat, die in ihrer Dimension den kommenden Veränderungen in vielen anderen Branchen ebenbürtig sind, ist unsere Ernährung. Das Brot als grundlegendes Lebensmittel wird als Leitfaden für den ersten Teil der Reise zu den Maschinen dienen, die uns ersetzen.
Ein Bauer mit Stahlpflug und Pferd konnte Anfang des neunzehnten Jahrhunderts gerade einmal eine Handvoll Menschen ernähren, heute sind es dank Mechanisierung und immer intelligenterer Landmaschinen Hunderte. Vor hundertfünfzig Jahren waren in Deutschland und vielen anderen Ländern über die Hälfte aller erwachsenen Menschen und nicht wenige Kinder auf den Bauernhöfen, in den Mühlen und Bäckereien in Lohn und Brot. Doch schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts waren die in der Landwirtschaft Arbeitenden in der Minderheit gegenüber den Menschen, die in Handwerk und Industrie beschäftigt waren.
Heute, also noch mal hundert Jahre später, arbeiten nicht einmal mehr fünf Prozent der Menschen in der Landwirtschaft, obwohl Deutschland nach seinen Anbau- und Exportzahlen noch immer ein weltweit bedeutender Agrarproduzent ist. Derartige Dimensionen von Veränderung sind es, die uns in sehr vielen Berufszweigen unmittelbar bevorstehen – nur ungleich schneller und radikaler ausfallen werden. Unsere Reise zu den Maschinen dient daher einem klaren Ziel: herauszufinden, wo und wie die Umwälzungen stattfinden und was die Zukunft bringen wird.
Die gesamte Komplexität der modernen vernetzten und globalisierten Welt mit ihren verschlungenen technischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten, ihren ethisch-moralischen Abgründen und ökonomischen Absurditäten zu betrachten würde über den Rahmen eines Buches weit hinausgehen. Es hilft jedoch, schlaglichtartig Einblicke zu nehmen und sich selbst ein Bild zu machen, um die Mechanismen und Muster zu verstehen und zu erahnen, was auf uns zukommt.
Um dabei den Überblick zu behalten, muß man naturgemäß bestimmte Aspekte ausblenden oder nur flüchtig streifen. Über die problematischen ethischen Fragen industrieller Landwirtschaft, über Lebensmittelskandale oder die sozialen Perversionen der Globalisierung etwa ließen sich trefflich viele Bände füllen. Darüber wird hier jedoch nur am Rande zu lesen sein, die Mechanismen, um die es auf der Reise zu den Maschinen geht, sollen im Fokus stehen.
Der Antrieb dieses Buches ist die Neugier darauf, wie die Welt wirklich funktioniert, und die Lust, verstehen zu wollen, wie die Zahnräder unserer Realität ineinandergreifen. Aus der Kenntnis der heutigen Welt entsteht erst die
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