Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
aussehendes Baguette oder Brot aus einem Tiefkühlteigling aufzubacken. Auch in der Teiglingfabrik gibt es neben den Teiglegern und Verpackern noch Bäcker – genau einen, der für die Teigrezepte zuständig ist.
Frank Rieger
7. Ohne Setzer: Menschenleere Druckstraßen
Um die Menschen dahin zu locken, wo sie ihr Brot kaufen – in die Bäckereien, Supermärkte und Backshops –, wird Werbung gemacht. Trotz Internet und Fernsehen sind für Lebensmittel immer noch die Anzeigenbeilagen der Lokalzeitungen und die Werbeflyer der Supermärkte ein wirksamer Weg, die Kunden zu erreichen.
Der Ort, an dem solche Zeitungen und Flyer gedruckt werden, macht einen futuristischen Eindruck. Das Gebäude in Form eines stumpfen Keils mit großen Glasflächen an den Außenseiten weist darauf hin, daß hier ein Gewerbe am Werke ist, das viel Licht benötigt. Drum herum erstreckt sich ein großer Parkplatz, der jedoch kaum genutzt wird. Wenn man das helle Foyer mit opulentem Glasaufzug betritt, verspürt man bereits das ferne Wummern und Brummen sehr großer Maschinen. Durch große Fenster in den Innenwänden des Foyers blickt man vom Fahrstuhl aus in Teile des Betriebes. Schon hier fällt auf: Es ist weitgehend menschenleer.
Papier zu bedrucken ist eine alte Kulturtechnik, die sich in den Jahrhunderten über viele Entwicklungsschritte technologisch mehrfach gewandelt hat. Seit Gutenbergs Zeiten hat sie sich dramatisch beschleunigt. Früher wurden die Druckvorlagen für die Seiten noch aus Bleilettern zusammengesetzt, die mit Tinte bestrichen auf das Papier gedrückt wurden. Das Verfahren ähnelte dem beim Stempel, wo die erhabenen Teile die Tinte tragen, die auf das Papier aufgebracht werden.
Früher waren die Setzersäle der Zeitungen große Hallen, in denen Dutzende Setzer an sogenannten Zeilengußmaschinen saßen. Mit Hilfe aufwendiger Mechanik erzeugten sie Zeile für Zeile der Zeitungsartikel durch das Zusammensetzen aus Buchstabenformen, die dann im Bleiguß in der Maschine abgeformt wurden. Die so entstehenden Zeilen aus Blei wurden in speziellen Vorrichtungen zur Druckvorlage für eine Zeitungsseite zusammengespannt. Bilder und Grafiken wurden in komplizierten mehrstufigen Prozessen in Metallplatten gesetzt, die dann zusammen mit dem Text in die Druckvorlage eingebaut wurden.
Die zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts einsetzende Beschleunigung insbesondere des Wirtschaftslebens durch Telegrafenleitungen und später durch das Telefon führte zu einem gnadenlosen Wettbewerb um Geschwindigkeit zwischen den Zeitungen, der unzählige technische und organisatorische Verbesserungen und Rationalisierungen hervorbrachte. Auch für heutige Zeitungen ist eine entscheidende Maßzahl immer noch die Zeit zwischen Redaktionsschluß und Andruck. Je weniger Zeit für die Gestaltung der Zeitung und die Vorbereitung der Druckvorlagen gebraucht wird, desto aktueller können die Nachrichten sein.
Typischerweise ist der Arbeitstag in einer modernen Druckerei so organisiert, daß tagsüber, wenn die Zeitungsredaktionen noch mit der Erstellung der Inhalte beschäftigt sind, Beilagen, Werbeeinleger und andere weniger zeitnahe Dinge gedruckt werden. Umfangreichere Zeitungen und Zeitschriften werden von innen nach außen bedruckt, so daß die inneren Seiten nahe der Heftmitte mit Meldungen gefüllt werden können, die keine so hohe Aktualität haben. Die letzten Meldungen und Schlagzeilen landen auf den Außenblättern.
Heute verwendet man für große Stückzahlen, die billig gedruckt werden sollen, meist den sogenannten Offsetdruck. Dessen Prinzip ist deutlich komplizierter als zu Gutenbergs Zeiten. Die Druckvorlage wird in einem mehrstufigen Verfahren erzeugt. Grundlage sind flexible Aluminiumplatten, die mit einem speziellen Lack beschichtet sind. Dieser Lack wird hart, wenn er mit ultraviolettem Licht beleuchtet wird. In der Belichtungsmaschine steuern Computer dafür Laser mit der richtigen Lichtfrequenz so, daß an den Stellen, die später Druckerfarbe transportieren sollen, der Lack belichtet wird. Der Lack an den unbelichteten Stellen bleibt weich und wird im nächsten Arbeitsgang weggespült.
Die so entstandene Druckvorlage wird noch einmal nachbelichtet, um den Lack an den stehengebliebenen Stellen ausreichend zu härten. Noch vor wenigen Jahren wurde die Druckplattenerzeugung von hochqualifizierten Fachkräften per Hand durchgeführt. Statt das Druckbild direkt mit dem Laser auf die Druckplatte zu schreiben, wurde ein Film belichtet
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