Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
konstruiert. Mit langen Aufnahmeschienen fahren sie seitlich unter die Papierrollen, pumpen sich etwas in die Höhe, so daß die Rollen nicht mehr den Boden berühren, und fahren dann vollständig autonom zum jeweils programmierten Druckturm, um die Ladung abzuliefern. Äußerlich sind die beiden Roboter eigentlich durch nichts zu unterscheiden. Wie schon so oft auf unserer Entdeckungsreise zu beobachten war, haben jedoch auch diese automatischen Kollegen Namen und Namensschilder bekommen: in dem Fall »Max« und »Moritz«. Und weil gerade Weihnachtszeit ist, sind die rot lackierten Maschinen auch noch mit kleinen Weihnachtsbäumchen geschmückt.
Die Roboter sind darauf ausgelegt, in einer Umgebung zu arbeiten, in der sich auch Menschen bewegen. Entsprechend sind sie auf rücksichtsvolles Verhalten programmiert. Laserscanner erfassen permanent die Umgebung und erkennen, wenn sich ein Hindernis in die Fahrtroute bewegt. Der Roboter stoppt dann umgehend – technisch durchaus anspruchsvoll mit zwei Tonnen Papier auf der Gabel – und piept vorwurfsvoll. Sobald sich der Mensch aus der Gefahrenzone bewegt hat, setzt die Maschine ihre Fahrt fort.
An der Druckmaschine angekommen, prüft ein Arbeiter nochmals, ob die richtige Papiersorte angeliefert wurde, und bedient dann die Einspannvorrichtung, mit der die tonnenschwere Rolle in den Drucker geladen wird. Sobald das Papier eingelegt ist und die Druckplatten in die Zylinder eingespannt wurden, kann der Druck von der Steuerzentrale aus gestartet werden.
Die Druckerschwärze genannte Tinte lagert in großen Tanks im Keller unter der Papierhalle. Über Dosierpumpen wird sie von dort zu den Druckmaschinen befördert. Ein ausgeklügeltes System streicht die Druckerschwärze der jeweils richtigen Farbe in hauchdünner Schicht auf den Zylinder mit den Druckplatten. Diese werden dann jedoch nicht direkt auf das Papier gedrückt, sondern zuerst auf einen Zylinder aus Gummituch. Der wiederum transportiert die Farbe dann auf die Papierbahn, die an den Walzen für die vier Druckfarben vorbeiläuft.
Das geschieht so schnell, daß man mit bloßem Auge nicht erkennen kann, was gerade gedruckt wird. In den großen Druckmaschinen befinden sich insgesamt acht solche Kombinationen von Druckplatten- und Gummituchzylinder – jeweils vier für die Druckfarben für Vorder- und Rückseite der Papierbahn. Nachdem die Papierbahn den Druckturm durchlaufen hat, wandert sie in die automatische Schneide-, Falz- und Legeanlage. Hier wird die endlose Papierbahn in die Zeitungsseiten zerschnitten, die wir gewohnt sind.
Die geschnittenen Bahnen aus mehreren Drucktürmen werden in der Mitte geknifft und automatisch in der richtigen Reihenfolge zusammengelegt. Spezielle Förderbänder, an denen die halbfertigen und fertigen Zeitungen an ihrem Mittelkniff aufgehängt sind, durchziehen die gesamte Druckerei. Die Bänder, die aus der Zusammenlegungsanlage kommen, laufen unter der Decke auch durch die Steuerzentrale, so daß während des Vorgangs immer wieder Exemplare zur Qualitätssicherung entnommen werden können.
Die schiere Menge und Geschwindigkeit der vorbeirauschenden Zeitungen erzeugt ein unwirkliches, leicht schwindelerregendes Gefühl. Die kleine Handvoll Drucker, die in der Steuerzentrale die Druckjobs anstoßen und überwachen, erledigen viele Aufgaben bereits von dieser Zentrale aus. Alles kann jedoch nicht aus der Ferne geschehen: Sie kontrollieren auch die Druckplatten, legen sie ein und überwachen den Zustand der Druckmaschinen. Für die Qualitätskontrolle und eventuelle Nachregelungen während des Drucks ist dies notwendig.
Falls nötig, müssen die Servicetechniker der Hersteller der verschiedenen Maschinen benachrichtigt werden. Ihre Arbeit ist relativ anspruchsvoll, erfordert besondere Qualifikationen und technisches Know-how und wird daher gut entlohnt. Über die Jahre ist die Zahl der Drucker, die zum Betrieb einer Druckerei nötig sind, dramatisch gesunken. Die wenigen verbliebenen Arbeitsplätze sind jedoch durchaus attraktiv.
Wesentlich mehr Leute arbeiten für sehr viel weniger Geld am anderen Ende des Labyrinths der Zeitungstransportbänder. Hier stehen Maschinen, die jeweils einige Dutzend oder einhundert Exemplare der Papierprodukte zu handlichen Packen zusammenschnüren. Sie werden automatisch mit Etiketten beklebt, aus denen ersichtlich ist, wohin das jeweilige Zeitungsbündel am Ende geschickt werden muß.
Andere Maschinen besorgen zuvor das Einlegen oder Einkleben
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