Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
und entwickelt, mit dem dann in einem zweiten Arbeitsgang die Druckplatte belichtet wurde. Dabei wurden einzelne Artikel und Bilder separat auf Film belichtet. Die ganze Zeitungsseite entstand am Ende durch das Zusammenfügen in der Maschine, welche die Druckplatte belichtete.
Das Zusammensetzen der Zeitungsseiten geschieht heute vollständig im Computer. Auf dem Bildschirm entsteht noch in der Redaktion die gesamte Zeitung in derselben Weise, wie sie später auf Papier gebannt wird. Wenn das Layout in der Redaktion abgeschlossen ist, werden die Daten digital zur Druckerei übertragen. Dort kann man sie direkt in die Druckplatten-Belichtungsmaschinen laden. Diese Maschinen sind komplexe technische Wunderwerke, dennoch nicht viel komplizierter zu bedienen als ein Farblaserdrucker.
Wenn die Softwaresysteme in der Druckerei und in den Zeitungsredaktionen richtig aufeinander abgestimmt sind, läuft der Prozeß der Druckplattenherstellung praktisch ohne Menschen. Der Druckplattenautomat verfügt über ein Magazin von eintausend Plattenrohlingen, bis zu vierhundert davon kann er pro Stunde verarbeiten.
Nach der Belichtung und dem Wegspülen der nicht benötigten Lackreste wandern die Druckplatten über ein Förderbandsystem zu einer Maschine, deren einzige Funktion es ist, eine Seite der Platte etwa einen Zentimeter breit abzuknicken. Denn auf diesem abgeknickten Rand befinden sich belichtete Informationen darüber, zu welchem Druckauftrag die Platte gehört, welcher Seite der Zeitung und welcher Druckfarbe sie zugeordnet ist.
Die typischen bunten Zeitungen und Beilagen, an die wir uns so gewöhnt haben, werden in vier Arbeitsgängen gedruckt. Die farbigen Bilder darin entstehen durch das Übereinanderdrucken der vier verschiedenen Grundfarben. Damit bei vierhundert unterschiedlichen Platten, die pro Stunde durch die Maschine rattern, nicht eine heillose Konfusion und Verwirrung über die Zuordnung der Druckplatten entsteht, befindet sich hinter den Maschinen, in denen die Druckvorlagen erstellt werden, ein Sortierförderband.
Die fertigen Druckplatten gleiten entlang einer langen Reihe von Ablagefächern und werden jeweils an der richtigen Stelle computergesteuert von einem kleinen Hebelarm in das richtige Fach gekippt. Die Anlage ist in ein gelbliches Licht getaucht, unter dem die bläulich schimmernden Lackbeschichtungen der Druckplatten fast wie Schwarzweißgrafiken erscheinen. Die langsame, gleichmäßige und routinierte Art, mit der Dutzende Platten, die zu einer Zeitungsausgabe gehören, eine nach der anderen aus der Belichtungsanlage zu ihren Fächern entlanggleiten, hat etwas Unerbittliches, Schonungsloses. Jedes Fach enthält – wenn der Belichtungsjob durchgelaufen ist – die Platten, die nebeneinander auf eine Druckwalze gehören. Der Drucker, einer der wenigen verbliebenen menschlichen Arbeiter, nimmt jeweils einen Stapel Druckplatten und bringt sie zur Druckmaschine, um sie dort auf den Vorlagenzylinder zu spannen.
Die Druckmaschinen selbst stehen in einer eigenen Halle direkt neben der Belichtungsanlage. Die Halle ist so groß, daß das ganze restliche Druckereigebäude de facto um sie herum gebaut wurde. Ihr massives Stahlbetonfundament reicht bis tief in den Erdboden. Darauf stehen Drucktürme so hoch wie vierstöckige Häuser, sechs davon hintereinander.
Wenn man die Druckhalle betritt, muß man zuvor Ohrenschützer angelegt haben, denn das Dröhnen und Wummern, das im Foyer noch so leise und von weit her zu vernehmen war, kommt von hier. Zu ebener Erde, direkt auf dem Fundament, befindet sich die Etage, in der das Papier in die Druckmaschinen eingespeist wird. Das hat nichts mehr mit dem Nachlegen von Papier im heimischen Laserdrucker zu tun: Der Druckgrundstoff wird auf riesigen Rollen angeliefert. Mehr als drei Tonnen schwer, über zwei Meter breit und anderthalb Meter im Durchmesser sind die Papiertrommeln.
In einer großen Halle werden die Rollen übereinandergestapelt, sortiert nach Papiersorten und -qualitäten. Aus Düsen an den Decken kommt Wasserdampf, der die Luftfeuchtigkeit in der Papierlagerhalle hoch hält, damit das Papier geschmeidig und reißfest bleibt. Im Papierlager bewegt noch ein menschlicher Gabelstaplerfahrer die Papierrollen. Am Tor zum Lager jedoch deponiert er die Rollen an festgelegten markierten Ablageplätzen. Dort werden sie von zwei automatischen Roboterfahrzeugen abgeholt und zu den Druckmaschinen gefahren.
Die Roboter sind speziell für diese Aufgabe
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