Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
kann von unzureichender Qualität eingehender Waren über Probleme mit den komplexen Softwaresystemen, den Kiva-Robotern oder den Packarbeitern bis zu umgefallenen oder geplatzten Paletten oder witterungsbedingten Transportproblemen reichen.
Wenn auch diese Probleme gelöst sind und die Waren endlich das Lager verlassen, müssen sie natürlich irgendwie zum Kunden gelangen. Meist geschieht dies per Lkw, seltener per Eisenbahn. Hunderttausende Menschen sind in Deutschland damit beschäftigt, die gigantischen Materialströme zu bewältigen, die unsere Wirtschaft am Laufen halten. Doch wie sicher sind ihre Arbeitsplätze in Zukunft, werden sie, wie die Lagerarbeiter, auch bald von Robotern und Software ersetzt?
II. IN DIE ZUKUNFT DER ARBEIT
Christian Jungeblodt
10. Autos ohne Fahrer
Wir sitzen in einem Auto, dessen Fahrer, während er stolz die Technik seines Fahrzeugs erklärt, mit beiden Händen wild durch die Luft gestikuliert, ohne das Lenkrad zwischendurch auch nur zu berühren. Wir befinden uns auf der Heerstraße in Berlin und steuern auf einen Kreisverkehr zu. Links und rechts von uns fahren andere Autos, Mopeds, Lkws, an der Ampel vor uns queren Fußgänger die Straße. Wie von Geisterhand bremst das Auto sanft ab, der quer zu uns fahrende Verkehr passiert unbehelligt. Wir sitzen in einem Versuchsfahrzeug für autonomes Fahren, dessen Fahrer nur noch einzugreifen braucht, wenn der Computer versagt.
Seit der Mensch das Rad erfand und lernte, seine Nutztiere vor den Karren zu spannen, gibt es den Beruf des Fahrzeuglenkers. Ob nun Antreiber am Ochsen- oder Eselskarren, Pferdekutscher, Lkw-Fernfahrer oder Limousinenchauffeur: Stets gibt der Mensch vor, in welche Richtung und mit welchem Tempo sich das Fahrzeug bewegt. Angesichts der Geschwindigkeiten und der Komplexität von Verkehrssituationen ist er damit regelmäßig überfordert. Früher gingen manchmal die Pferde durch, heute kann ein Lkw-Fahrer hinter dem Lenkrad einschlafen und in ein Stauende rasen.
Die Ära des Menschen als Fahrzeuglenker scheint sich unweigerlich dem Ende zuzuneigen. Sensoren und die Kameraaugen von Computern sind schnell und hochauflösend genug geworden, um die technischen Hürden beim Ziel, den Menschen hinter dem Steuer überflüssig zu machen, überschaubarer aussehen zu lassen.
In verschiedenen Labors überall auf der Welt gibt es Fahrzeuge, die vollständig autonom auch in komplexen Verkehrssituationen fahren können. Regelmäßig durchqueren Forschungsteams mit ihren Versuchsfahrzeugen ganze Kontinente, ohne daß der noch hinter dem Steuer sitzende Aufsichtsfahrer eingreifen muß.
Ist man zu Gast bei einem dieser Forschungsteams, werden die zu überwindenden Schwierigkeiten deutlich. Die Teams arbeiten schon seit etlichen Jahren daran, selbstfahrende Fahrzeuge zu bauen, die auch im unübersichtlichen Stadtverkehr klarkommen. Die Herausforderungen dafür sind enorm: Der Steuercomputer des Autos muß permanent ein kohärentes Lagebild über den Verkehrszustand in seinem Umfeld erzeugen. Dazu müssen die Daten aus verschiedensten Sensoren permanent miteinander verknüpft werden.
Der wichtigste Sensor der derzeitigen Selbstfahrer-Prototypen ist ein sogenannter Laserscanner. Äußerlich wirkt er wie ein kleiner schmaler Blechmülleimer, der auf einem einfachen Gestell rotiert, das auf dem Dachgepäckträger montiert ist. Wie der Name schon vermuten läßt, ist das Herzstück dieses Sensors ein für das menschliche Auge nicht sichtbarer Laserstrahl, der durch die Rotation und eine sich ständig wiederholende Ablenkung des Laserstrahls nach oben und unten die Umgebung des Autos scannt.
Der Laser ist dabei gepulst, wird also ständig an- und ausgeschaltet. Jeder einzelne, nur Millisekunden kurze Puls wird von einer Kamera erkannt, die parallel zum Laser in die rotierende Trommel montiert ist, wenn sein Licht von einem Objekt reflektiert und zurück zur Kamera geworfen wird. Aus der Zeit zwischen dem Aussenden des Laserpulses und dem Eintreffen des reflektierten Lichts an der Kamera kann die Entfernung berechnet werden, die das Laserlicht zurückgelegt hat. Man kann sich das so vorstellen, als würde man ununterbrochen mit einem Maßband die Entfernung zu jedem einzelnen Gegenstand in der Umgebung des Autos messen, auch wenn es sich fortbewegt. Trüge man die Entfernungen auf Millimeterpapier auf, entstünde ein dreidimensionales Abbild der Umgebung. Die Laserscanner – bei den autonomen Fahrzeugen handelt sich meist um Geräte
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