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Arche Noah | Roman aus Ägypten

Arche Noah | Roman aus Ägypten

Titel: Arche Noah | Roman aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Senenmut aus Armant. Gemeinsam kämpften sie für die Kunst, auf dass sie sich unter den Menschen ausbreite. Jedes Detail aus ihrem Leben wurde zu einem Mythos in unserem. Hatschepsut beschützte mit der Kraft, die sie von Hathor, Göttin der Mutterschaft, der Kindheit, des Himmels und der Erde, mit auf den Weg bekommen hatte, die Liebe meiner Mutter zu meinem Vater. In Lublin im fernen Polen erschien meiner Mutter im Traum eine unermesslich schöne, berückende Frau, strotzend vor Weiblichkeit und strahlend, als trüge sie eine Kette aus Sternen. Die Augen mit schwarzem Kajal umrandet, sah sie meine Mutter an. »Helena Zawadzka, Tochter der Stadt Lublin, ich fordere dich auf, den Tempel der Hatschepsut aufzusuchen.« Mutter war achtzehn Jahre alt. Nach diesem Traum beschloss sie, Ägyptologie an der Universität Warschau zu studieren. Ihre Mutter Jadwiga hielt sie für übergeschnappt. Da meine Grossmutter aber die ganze Welt umarmen konnte, liess sie ihre Tochter ziehen. Helena wusste, dass das Schicksal sie letzten Endes nach Ägypten führen würde. Schliesslich nahm sie an einer polnischen archäologischen Exkursion nach Luxor teil, um den Tempel der Hatschepsut zu studieren.
    »Was verbindet Polen mit dem Westufer des Nils bei Luxor?«, fragte ich einst meine Mutter. »Das, was auch Sonne und Mond verbindet«, erwiderte sie, »der Kreislauf, in demwir alle uns bewegen.« – »Und was hat es mit der Liebe auf den ersten Blick zwischen Hatschepsut und Senenmut auf sich?«, fragte ich. Diese Geschichte sei durch archäologische Funde bisher nicht bestätigt worden, antwortete sie. Verärgert zog ich mich in mein Zimmer zurück. Warum stellen sich Historiker immer gegen die Liebe? Sobald es auch nur um einen sinnlichen Blick geht, hissen sie schon die Fahne der Wissenschaft und fordern materielle Belege und einschlägige Beweise. Ist jedoch keine Liebe im Spiel, dann überschütten sie einen mit Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren. Ob meine Mutter ihre französischen Gene denn gar nicht animierten, sich mit Hatschepsuts Herz zu befassen, fragte ich mich. Auch wenn sie kein Wort Französisch sprach, war ihr Vater doch Franzose.
    Jadwiga war in ihrer Jugend unbändig wie ein Berghase und schön wie eine wilde Gazelle gewesen. Olivier lernte meine Grossmutter auf einer vom Schicksal für ihn eingefädelten Polenreise kennen. Er verfiel ihr auf den ersten Blick und liess sich in der Stadt nieder. In der bitteren Kälte aber erstarb die Liebe irgendwann. Eines Tages hörte er eine Stimme aus der Ferne rufen, machte sich auf nach Assuan und suchte Isis auf den kleinen Inseln rund um Philae, ohne je zurückzukehren. Als er Jadwiga verliess, war Helena der Gebärmutter des Schicksals noch nicht entschlüpft.
    Als meine Mutter zum Tempel der Hatschepsut kam, bat sie die Göttin Hathor, ihr die Hand zu reichen und sie mit dem Vater zusammenzuführen, den eine ägyptische Fee vor langer Zeit gerufen hatte. Doch sie begegnete ihm nicht und starb, bevor die gewaltige Spinne zur Welt kam, die das ungeborene Kalb aus dem Bauch seiner Mutter holt.
    »Willst du, dass ich Grossvater für dich suche?«, fragte ich eines Tages Grossvater Jadwiga, die jetzt bei mir in Bab al-Lûk lebt. Verschmitzt lächelte sie wie eine Sechzehnjährige: »Ich weiss nicht einmal mehr, wie er aussieht. Lass ihn bei seiner Isis, und such mir lieber einen jüngeren Mann.«
    I ch bog nach rechts ein und ging zum Sulaimân-Pascha-Platz. Sulaimân der Franzose, der ursprünglich Joseph Sève hiess, stammte aus Lyon, aus derselben Stadt also, in der auch mein Grossvater geboren wurde. Im Auftrag von Muhammad Ali Pascha war er nach Ägypten gekommen, hatte einen Stab von Offizieren zusammengestellt und gemeinsam mit ihnen die ägyptische Armee ausgebildet. Das Trainingslager befand sich in Assuan.
    Merkwürdig, aber Grossmutter Jadwiga behauptete tatsächlich, dass mein Grossvater ein Nachfahre des Sulaimân Pascha sei. Er heisse Olivier Sève und entstamme derselben Familie. Was hat es wohl mit dieser Verbindung zwischen meiner Familie und Assuan auf sich? Zuerst Sulaimân, dann mein Grossvater, der die schöne Jadwiga in Polen zurückliess und in Assuan verschwand, und schliesslich mein Vater. Interessanterweise war Sulaimân Pascha der Grossvater von Königin Nasli 53 , die ihrerseits die Gattin von König Fuâd 54 und die Mutter von König Farûk 55 war. Demzufolge bin ich mit König Farûk verwandt, zugleich die Tochter einer von Hatschepsut

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