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Arche Noah | Roman aus Ägypten

Arche Noah | Roman aus Ägypten

Titel: Arche Noah | Roman aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Geister zu vertreiben, die in seinem Kopf wohnten. Er wünschte sich eines der vielen Krokodile herbei, die sich in der Gegend tummelten, um mit ihm einen Kampf auf Leben und Tod auszufechten. Irgendwie musste er sich abreagieren, wusste aber nicht, wohin mit dem Groll. Am Ende jedoch fürchtete er um das Wohl des Krokodils, denn bei der unbändigen Wut, die in ihm tobte, hätte er dem armen Tier bestimmt Leid zugefügt. Die Armut machte ihn mürbe, Zamaleks Drei-zu-vier-Niederlage gegen Al Ahly im Pokalfinale regte ihn auf, und die Tatsache, dass Nabri den vereinbarten Geldbetrag nichtschickte, damit auch er ins Ausland könnte, schnürte ihm die Kehle zu.
    Noch im Wasser beschloss Hassûna, diese Nacht ausser Haus zu verbringen und erst nach dem Sonnenaufgangsgebet zu seiner Frau Fâtima heimzukehren, schliesslich wartete keine Arbeit auf ihn, weder am nächsten noch am übernächsten Tag. Bei dieser brütenden Sommerhitze verirrte sich ohnehin kein Tourist zu ihnen in den Süden.
    Eine leichte Brise strich ihm übers Gesicht. Hassûna erwachte. Es war sehr früh am Morgen, zu Hause schlummerten alle noch tief und fest. Er liess sie schlafen und folgte der Brise zur Anlegestelle des Old Cataract Hotels. Dort sah er zwei Ausländer in Begleitung eines dunkelhäutigen ägyptischen Bauern. Sie kamen direkt auf ihn zu, also ging er ihnen entgegen und sprach den Ägypter an. Er biete ihnen eine einmalige Bootsfahrt auf dem Nil.
    Hassûna taxierte den Bauern. War er Reiseleiter oder ein Gauner, der die Fremden ausnehmen wollte? Kurz darauf waren die Verhältnisse klar, er war auch ein Kunde. Auf der Stelle entspannte sich Hassûna, lächelte und zeigte dabei seine grossen weissen Zähne. Er strahlte übers ganze Gesicht bei der Vorstellung, wie die Banknoten ihm direkt in den Mund schwammen, bereit, von seinen Backenzähnen zermalmt zu werden.
    Wendig wie ein Affe sprang Hassûna von einer Feluke zur nächsten. Weil die anderen Bootsführer noch friedlich schliefen, schaffte er es, sein Fahrzeug schnell heranzuholen, ehe die Kunden es sich anders überlegten.
    Hassûna tauchte einen Lappen ins Wasser und legte ihn auf den Landesteg, damit die Fahrgäste sich die Schuhsohlenabwischten, bevor sie das Heiligtum der Heiligtümer, seine Feluke, betraten. Er holte Kissen, bezogen mit grünem Baumwollstoff, hervor und legte sie auf die beiden einander gegenüberliegenden Bänke. Als alle sassen, wusch er den Lappen, wrang ihn aus und legte ihn am Heck zum Trocknen in die Sonne. Dann holte er den Anker ein und setzte die Segel, dass sie hoch aufragten wie ein Berg.
    D oktor Murtada al-Barûdi und Deborah sassen links neben Hassûna, Richard am hinteren Ende der Feluke. Er hatte einen Zeichenblock auf den Knien und schaute sich mit grossen Augen um, während er nervös am Bleistift nestelte, den er hinter das Ohr gesteckt hatte. Diese Geste hatte er sich von einem Zeichenlehrer abgeschaut, dessen Name ihm entfallen war. Er arbeitete an derselben Schule wie Jassîn, sie hatten sich auf Deborahs und Murtadas Hochzeitsfest im Dorf kennengelernt. Richard und er waren ins Gespräch gekommen und hatten bald festgestellt, dass sie im gleichen Bereich tätig waren – allerdings gab es da einen kleinen Unterschied: Der Lehrer verdiente monatlich umgerechnet dreissig britische Pfund, der andere als Grafikdesigner 3500 … ein Vermögen!
    Murtada, Deborah und Richard waren am Morgen mit dem Zug aus Luxor angekommen. Sich ein Zimmer in einem schwimmenden Hotel zu nehmen, hatte Deborah strikt abgelehnt. Deshalb hatten sie eine Woche im Winter Palace in Luxor verbracht und sich nun im Old Cataract Hotel eingemietet. Alle waren hellauf begeistert von der Stadt, und Richard schwärmte sogar, es sei die schönste Stadt, die er je gesehen habe, und nestelte an seinem Stift. Man dürfeden Geschmack des seligen Sultans Muhammad Schah Aga Khan III. eben nicht unterschätzen, erwiderte Deborah, schliesslich habe er sich Assuan zur letzten Ruhestätte erwählt. Murtada bedauerte, dass sein geliebter Vater nicht mitgekommen war, vor allem weil sie anschliessend von Kairo direkt nach London zurückfliegen würden. Er hatte ihn mit allen Mitteln zu überreden versucht, vergeblich. »Meinen Anteil am Glück habe ich am Tag deiner Hochzeit bekommen«, hatte der Vater gesagt, »das ist für mich das grösste Glück auf Erden.«
    Murtada konnte nicht anders. Als sie das Hotel betraten, musste er unwillkürlich an Suâd denken. »Unsere Flitterwochen will

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