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Arche Noah | Roman aus Ägypten

Arche Noah | Roman aus Ägypten

Titel: Arche Noah | Roman aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Forderung beugen würde.
    Wir hatten damals gerade einen Kredit für den Import einer Ladung Eisen aufgenommen. Dann kam das Gesetz, und wir sassen dumm da. Ein K.-o.-Schlag. Es war, als würde dir jemand von einem Ohr zum anderen einen heissen Spiess durch den Kopf jagen. Wir klapperten diverse Hersteller ab, bis wir einen fanden, mit dem wir ins Geschäft kamen. Da brach der nächste Regierungsbeschluss über uns herein: Die Einfuhr von Eisen wurde gänzlich verboten. Ein neuer Schlag. Später wurde das Verbot wieder aufgehoben, und wir stiegen ins Blechgeschäft ein. Und just da belegte der Staat die Importe aus bestimmten Ländern mit einer zusätzlichen Steuer, weil deren Preise weit unter den unseren lagen. Das fiel zeitlich mit dem Beginn der einheimischen Blechproduktion zusammen. Nachdem die Umsatzsteuer auf Metall ursprünglich bei fünf Prozent gelegen hatte, betrug sie plötzlich dreissig Prozent. Vor dieser Neuregelung hatten wir wie auch andere Importeurein Ägypten unsere Fracht bereits vollständig verkauft, bevor das Schiff überhaupt im Hafen eingelaufen war. Dank dieser genialen Politik haben in Ägypten mindestens 500 Firmen in der Metallbranche Konkurs gemacht oder die Flucht ergriffen. Meine verbindlichsten Grüsse an das Kartellamt!
    H eute ist ein Feiertag, der schönste Tag in meinem Leben. Ich habe das Gefühl, über den Wolken zu schweben und vor Kraft zu strotzen. Wir haben es geschafft, der zweiten Bank alle Schulden zurückzuzahlen. Jetzt steht nur noch ein bisschen Umsatzsteuer aus, und dann haben wir den grässlichen Albtraum endlich überstanden.
    Die Bodenpreise in der 6.-Oktober-City sind wahnsinnig in die Höhe geschossen, und wir konnten das Grundstück verkaufen, das mir Vater vermacht hatte. Das Leben ist schön. Nur noch ein, zwei Schritte, und du kannst zurückkommen, mein Liebster.
    Talaat hat mich gebeten, ihm die Telefonnummer von Gamâls Vater in Abu Dhabi zu beschaffen, und das ist mir tatsächlich gelungen. Wenn man erst einmal Erfolg hat, dann geht’s immer weiter aufwärts. Ich sass im Klub und wartete, dass die Kinder vom Tennisunterricht kamen. Dort traf ich Nivîn mit ihrer Tochter Sylvia, Remonda und Bassant. Letztere erzählte, dass sie am Tag zuvor mit Onkel Sâlim Hussain auf einer Konferenz in Dubai gewesen war. Ich stürzte mich sofort auf sie. Sie gab mir die Handynummer, unter der er immer erreichbar ist. Nichts auf der Welt ist so effektiv wie ein Schwätzchen unter Frauen im Klub. In null Komma nichts hat man sich über alle möglichen Leute ausgetauscht, und hinterher hat das ganze Land Schluckauf.
    Ich könnte zerspringen vor Glück!
    A nwar war nicht zu retten und sass nun als Häftling Nummer 007 im Gefängnis von Santa Cruz. Nabri und Tîfa konnten den verschollenen Nubier namens Abdalhamîd nicht ausfindig machen. Die Firma, derentwegen Talaat nach Kuwait gezogen war, scheiterte. Allerdings musste er seinem Freund Schaukat Thâir eines eingestehen: Obwohl er über ein Jahr lang vergeblich gewartet hatte, dass das Projekt in Gang käme, habe der Aufenthalt in diesem Land auch seine guten Seiten gehabt. Seit er hier sei, mache er sich ernsthafte Gedanken, sich dem Leben wieder zuzuwenden. Zuvor in Amerika sei er völlig gelähmt gewesen, ohne zu wissen, warum. Irgendwie habe er sich erstarrt und uralt gefühlt und jeden Glauben an die Zukunft verloren. Womöglich, weil er sich, fern der Heimat, vorgekommen sei wie auf einem Friedhof. Dieser Zustand habe ihm die Luft zum Atmen genommen, ihn paralysiert. Die Tristesse habe wie ein Schatten auf ihm gelegen. Nun aber könne er förmlich spüren, wie er sich davon befreit habe.
    Talaat wollte ein touristisch-therapeutisches Projekt in Assuan aufziehen. Partner hatte er dafür auch schon gewonnen: einen Kuwaiter, einen Emirati und einen Iraker. Nabri hatte ihn auf die Idee gebracht, als er ihm erzählte, wie er in Assuan mit einem warmen Sandbad von einem Muskelleiden geheilt worden war. Interessiert hatte sich Talaat in dieses Thema eingelesen und herausgefunden, dass Assuan sich durch eine hohe UV-Strahlung und eine geringe Luftfeuchtigkeit auszeichnete. Die konstante Sonneneinstrahlung übers ganze Jahr in Kombination mit der trockenen Luft hatte eine heilende Wirkung bei chronischen Erkrankungenwie Rheumatismus, Bronchitis, Asthma, Nierenentzündung und Hautausschlägen.
    Zu guter Letzt machte Nabri einen Vorschlag. Sein Bruder Hassûna lebe in Assuan, er sei in der Tourismusbranche tätig und könne

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