Arche
sprang hinterher, gefolgt von Tyler und Ramsey. Der Kontrollraum war fünfzehn Meter tief. Man hatte den Eindruck, als ob von hier aus buchstäblich jedes mechanische und elektrische System der Bunkeranlage gesteuert werden konnte. Zwei Wachen saßen blinzelnd an einer Kontrollstation. Grant legte sie mit zwei gezielten Schlägen seines Gewehrkolbens um.
Schüsse kamen von rechts, und Tyler und Grant sahen zwei weitere Wachen, die Sebastian Ulric und seine Freundin in einen Gang schoben. Er scheint seinen eigenen Schutzraum zu haben, dachte Tyler beiläufig. Dan Cutter schoss noch, als sie sich bereits absetzten.
Gerade als die Tür hinter Ulric zuglitt, sah Tyler, wie Ulric lächelnd Worte mit den Lippen formte: »Pech gehabt!« Dann war er mit seiner Freundin und seinem Sicherheitschef verschwunden.
Tyler hatte keine Zeit, sich groß Gedanken um sie zu machen. Sie würden bald alle tot sein, wenn er die Betonschranken nicht öffnete.
Außer ihm, Grant und Captain Ramsey war nun niemand mehr im Kontrollraum.
Laut der Uhr an der Wand war es 20.58. Die Hälfte der Monitore war schwarz, weil die Videokameras ausgefallen waren. Die andere Hälfte zeigte an, wie verschiedene Systeme der Bunkeranlage arbeiteten.
»Schnell!«, drängte Tyler. »Sucht den Knopf für die Betonschranken!«
»Schalter?«, wollte Grant wissen.
»Softwaresteuerung ist unwahrscheinlich. Man braucht etwas, das fest zugeordnet ist.«
Sie ließen ihren Blick über jeden Schalter und jede LCD-Anzeige schweifen.
»Ich glaube, ich hab’s!«, schrie der Captain. »Es heißt ›Verriegelung‹!«
»Versuchen!«
Captain Ramsey legte den Schalter um. Der Monitor darüber wechselte von Rot zu Grün. Die Schranken öffneten sich.
Sechzig Sekunden.
»Ares Leader an Drillbit Command. Melden, Drillbit Command. Der Brunnen ist trocken. Ich wiederhole, der Brunnen ist trocken«, funkte Captain Ramsey.
Nichts als Rauschen.
»Wir sind zu tief. Wir müssen an die Oberfläche.« Der Captain wurde zusehends fahler. Der Blutverlust machte ihm zu schaffen. Er konnte nicht mehr rennen. Grant war zwar stark, aber Tyler war schneller.
»Ich gehe«, sagte er deshalb. Er ließ Waffe und Marschgepäck fallen und sprintete los.
Bei jedem Satz die Treppe hinauf wiederholte er: »Drillbit Command. Der Brunnen ist trocken. Drillbit Command. Melden.«
Auf Ebene zwei war er völlig außer Atem. Der pausenlose Einsatz hatte an seinen Kräften gezehrt. Sein Adrenalinspiegel war auf dem Nullpunkt. Mit letzter Willenskraft zwang er sich, weiter nach oben zu rennen.
»Ich wiederhole, hier ist Ares Leader. Der Brunnen ist trocken!«
»Hier ist Drillbit Command.« Es war die Stimme seines Vaters. »Wiederholen!«
»Dad, ich bin’s! Der Brunnen ist trocken! Wirf ja nicht die verdammte Bombe ab!«
Sein Vater brüllte nach hinten: »Abbruch! Abbruch! Abbruch!«
Tylers neues Lieblingswort.
Er fiel auf alle viere und hechelte, als hätte er gerade an einem Marathonlauf teilgenommen.
»Abbruch! Abbruch! Abbruch!«, kam der Funkspruch. Pilot Major Williams gab den Befehl an den Bombenschützen weiter, der im Begriff gewesen war, den Bombenwurf auszulösen.
Der Major wurde sich jäh bewusst, wie angespannt er den Steuerknüppel umklammert hatte. Nun ließ er ihn los und entspannte sich. Das Schreckgespenst, seine Heimat bombardieren zu müssen, war gebannt.
»Drillbit Flight kehrt zum Stützpunkt zurück«, funkte er und drehte die B-52 auf östlichen Kurs, zurück nach Spokane.
Die Türen des Bombenschachts schlossen sich.
56. KAPITEL
Die ursprünglich außerhalb des Bunkers gebliebenen Soldaten des Sturmtrupps hatten bereits die restlichen Leute von Cutters Sicherheitsteam unschädlich gemacht. Einige hatten sie gefangen genommen, die meisten waren getötet worden. Auch das Kommando hatte drei Opfer zu beklagen, unter ihnen den Soldaten Knoll. Kaum war der Abbruchcode durchgegeben worden, trafen Blackhawk-Helikopter, die in Bereitschaft
gewesen waren, mit zwei Zügen Militärpolizei aus Fort Lewis an. Dutzende von Soldaten gingen Streife und überwachten, dass nicht jemand durch einen versteckten Ausgang das Weite suchte. Die MPs brauchten fast eine Stunde, um alle Diluvianer, die sich im Bunker aufgehalten hatten, aufzuscheuchen und im Freien zu versammeln. Mehrere hundert benommene Menschen saßen unter den Bogenlampen und fragten sich, was geschehen war.
Durch Dilaras Alarm war der gesamte Hochsicherheitsbereich der Ebene fünf hermetisch von der
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